„Lollo“ auf Schienen

Seiten

Die beiden Führerräume sind identisch. Im Maschinenraum befindet sich neben dem Dieselmotor – in den „Lollos“ kamen Maybach- und Mercedes-Benz-Motoren zum Einsatz – das ungefähr mittig angeordnete Flüssigkeitsgetriebe von Voith. Darüber ist die große Kühlergruppe platziert. Für die Zugheizung und das Warmhalten der Maschinenanlage sorgt ein ölgefeuerter Hagenuk-Zwangsdurchlaufkessel, neben dem ein 3.000 Liter fassender Speisewasserbehälter angeordnet ist.

In den beiden zweiachsigen Drehgestellen sind die Vorgelege-Achsantriebe angeordnet. Alle vier Treibradsätze sind durch den durchlaufenden Gelenkwellenstrang gekuppelt, die Achsfolge der „Lollo“ und aller anderen Mitglieder der V 160-Familie lautet demnach B’B’.

Lediglich neun Exemplare
Zwischen dem 5. August 1960 und dem 15. März 1961 lieferte Krupp die V 160 001 – 006 an die DB ab. Die V 160 001 wurde im Herbst 1960 gründlich durch das BZA München erprobt und danach wie ihre Schwestern dem Bw Hamburg-Altona für den Zugförderungsdienst übergeben. Dort wurden die Lokomotiven zusammen mit Maschinen der Baureihe V 200 in erster Linie im schweren Wendezugdienst zwischen Hamburg und Lübeck eingesetzt. Im Herbst 1962 hatte auch Henschel seine Vorserienloks fertig gestellt, die als V 160 007 – 009 ebenfalls an die Alster gelangten und auch im Eilzugdienst nach Flensburg eingesetzt wurden. Auch „Zwitter“ V 160 010 mit Lollo-Technik und Serien-Lokkasten gelangte zunächst nach Hamburg-Altona, bis sie 1965 nach Oldenburg abgegeben wurden, wo schon die ersten Serien-V 160 stationiert worden waren. In dieser Zeit wurden an den „Lollos“ einige äußerlich Veränderungen vorgenommen: Die Krupp-Loks erhielten jetzt auch Loknummern auf den Stirnseiten, auf die man bei Ablieferung verzichtet hatte. Um 1967 wurde auch die Farbgebung der „Lollos“ an die der Serienloks angeglichen: Das bislang beige gestrichene Fenster- und Lüfterband erhielt nun eine rote Lackierung, außerdem wurde ein silberner Trennstreifen zwischen Rahmen und Lokkasten eingeführt.

Im Laufe des Jahres 1968 wurden die „Lollos“ schließlich im Rahmen der Einführung des EDV-Nummernplans zu 216 001 – 009. 1969 wurden die Loks kurzzeitig in Hamburg-Harburg beheimatet, um aber schon nach wenigen Monaten wieder nach Altona zurückzukehren. Dort standen die Loks aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Leistung ganz im Schatten der V 200 (220) und vor allem der ölgefeuerten 01.10 (012). Letztere war für die ganz schweren und schnellen Züge auf der Marschbahn nach Westerland zuständig, die „Lollos“ wurden in erster Linie im Eilzugdienst eingesetzt und kamen dabei u. a. nach Cuxhaven und auf der Heidebahn über Soltau bis nach Hannover. Paradeleistung war im Sommer 1971 das Eilzugpaar 1934/1935, das den Maschinen sogar einen Langlauf von Hamburg über Braunschweig nach Kreiensen bescherte.

Abwanderung in den Güterzugdienst
Die Anlieferung der ersten Serienlokomotiven der Baureihe 218 ab 1971 machte die Vorserienexemplare im hochwertigen Reisezugdienst schlagartig überflüssig. In Hamburg hatte man keine rechte Verwendung mehr für die Maschinen, die dann im September 1973 komplett nach Gelsenkirchen-Bismarck abgegeben wurden, wo sie im Güterzugdienst weiterverwendet werden sollten. Nur eine Episode blieb der kurzzeitige Einsatz von 216 005 und 007 beim Bw Kassel im Sommer 1973. In Gelsenkirchen-Bismark liefen die Loks im schweren Güterverkehr, wurden aber bei Bedarf auch vor Sonder-Reisezügen eingesetzt, so in das Sauerland oder in die Eifel. 1978 wurden mit den 216 007 und 009 die ersten „Lollos“ abgestellt: Die Loks waren im schweren Güterzugdienst verschlissen worden, zudem war die Ersatzteilversorgung für die Maschinen recht schwierig geworden. 1979 folgten 216 002, 005 und 008 ihren Schwestern aufs Abstellgleis. Spätestens jetzt wurden die vier verbliebenen „Lollos“ zu begehrten Fotoobjekten der Eisenbahnfreunde. 1981 mussten 216 001, 004 und 006 abgestellt werden, somit verblieb nur noch 216 003 im Betriebsbestand. Nach Auflösung des Bw Gelsenkirchen-Bismarck wurde die Lok ein Jahr später noch dem Bw Oberhausen-Osterfeld Süd zugeteilt, wo man den Einzelgänger hegte und pflegte und fast nur noch im Sonderzugdienst einsetzte.

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter