50 Jahre »neuer Rheingold«

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Seit dem Spätsommer 1999 befanden sich alle fünf, das heißt drei ehemalige „Rheingold“- und zwei „Rheinpfeil“-Aussichtswagen im Eigentum der schwedischen Tagkompaniet, die sie vornehmlich zwischen Stockholm und Lulea einsetzte. Vier von ihnen kehrten nach Vorarbeit von Dr. Günter Stier am 10. Juni 2005 über die Ostsee nach Deutschland zurück. Der zuletzt unter der Betriebsnummer TKAB 202 AFS 1 verkehrende Zeuge einer entscheidenden Epoche der DB steht seither im historisch korrekten Erscheinungsbild beim Freundeskreis Eisenbahn Köln und dessen „Rheingold“-Zug-Betriebsgesellschaft im Einsatz.

Die ursprünglich fünf von der Deutschen Bundesbahn in Fahrt gebrachten „Buckel“-Speisewagen WR 4 üm-62 mit zweigeschossigem Wirtschaftsteil erwiesen sich nach Ansicht der DB als weniger geeignet und wurden bereits im Sommer 1972 nicht mehr im „Rheingold“ eingesetzt. Man sah sie stattdessen in anderen Umläufen, darunter im TEE „Saphir“, dem IC „Porta Westfalica“ oder selbst in D-Zügen zwischen dem Ruhrgebiet und München. Danach folgten nurmehr sporadische Einsätze, darunter als Einzelstück im so genannten „Show Train“. Erst der Kauf eines Wagens durch den „Eisenbahn-Kurier“ ließ diesen Fahrzeugtyp wieder häufiger in Erscheinung treten. Bald darauf wechselte er zum FEK nach Köln, in dessen Obhut er sich noch heute befindet.

Nach Jahren des Stillstands und erst jüngst erfolgter Hauptuntersuchung rein äußerlich wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt, kehrt der Wagen am 27. Mai 2012 gleichsam als „schöne Hülle“ in den Fahrdienst zurück, noch ohne komplette Inneneinrichtung. Diese soll so bald wie möglich geschaffen werden. Die umfangreichen, äußerst aufwendigen Arbeiten konnten indes dank namhafter Spendenbeträge bereits in Angriff genommen werden. In Phase 2, nach dem Jubiläum, sind Arbeiten an der Elektrik, Heizung, Klimaanlage und Holz-Innenverkleidung notwendig, für die noch finanzielle Mittel benötigt werden.

Weitere Wagen im Sonderzug
Als Nachfolger von Aussichts- und Speisewagen der frühen 1960er-Jahre begegneten Reisende und Eisenbahninteressierte von 1976 bis 1979 im „Rheingold“ einem 27,50 Meter langen klimatisierten ARD mh, wie er auch in anderen von der DB gestellten TEE-Zügen Verwendung fand. Mit vier 1.-Klasse-Abteilen, bewirtschaftetem 18-plätzigen Salon, Bar und einem kleinen Gepäckraum entsprach er hinsichtlich des Komforts jedoch nicht ganz den Vorgänger-Fahrzeugen. Zur Vervollständigung ihres Betriebsmittelparks besitzen die Kölner aber auch hiervon ein Exemplar, das sie dem Jubiläumszug beistellen werden.

Seitengang-Abteilwagen
Nicht unerwähnt bleiben sollen in diesem Zusammenhang die zehn komfortablen, 26,40 Meter über Puffer messenden klimatisierten Reisezugwagen Av 4 üm-62 des Fernschnellzugs „Rheingold“ mit neun sechsplätzigen Abteilen 1. Klasse und weitere zwölf im Jahr 1963 primär für den Schwesterzug „Rheinpfeil“ beschaffte gleichartige Seitengang-Abteilwagen.

Sie dienten als Vorbild für eine leicht modifizierte, an ihrem Steildach erkennbare Serie auch für die anderen lokbespannten TEE-Züge der Deutschen Bundesbahn und finden sich – dank des hilfreichen Wirkens der Centralbahn Basel – selbstverständlich auch im Jubiläumszug. Dies gilt auch für einen Gesellschaftswagen, der aus einem ursprünglichen TUI-Ferienexpress-Liegewagen der selben Epoche entstand.

Der Fahrplan des Jubiläumszuges und weitere Einzelheiten werden für Interessenten und Fotografen im Internet (siehe Kasten zwei Seiten zuvor) bereitgestellt. Fotos von dieser Fahrt sind dem FEK willkommen!

Von Friedhelm Ernst

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 06/12.
 

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