Achtung Kreuzspinne

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In den Kriegsjahren als auch in der Nachkriegszeit beschränkte die Reichsbahn den Personenverkehr von und nach Possendorf im Wesentlichen auf den morgendlichen und abendlichen Berufszug. Obwohl der Kraftverkehr nicht in der Lage war, die Verkehrsleistungen zu übernehmen, stellte die Reichsbahn zum 20. April 1951 den Betrieb auf dem 5,14 Kilometer langen Streckenabschnitt Bahnhof Possendorf – Haltepunkt Kleinnaundorf ein und baute die Gleise ab. Auf dem verbliebenen Reststück fuhr am 9. November 1957 der letzte planmäßige Personenzug. Der Abschnitt Dresden-Gittersee – Kleinnaundorf wurde noch bis 1967 zur Anschlussbedienung für Rangierfahrten genutzt. Der Rückbau erfolgte erst 1972 bis 1974.

Grund für die Einstellung des Personenverkehrs war der extrem angewachsene Güterverkehr. Die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Wismut hatte bei Dresden-Coschütz 1952 eine Uran-Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen, deren Anschlussgleis im Bahnhof Dresden-Gittersee begann. Bis zur Schließung der Fabrik Ende 1961 waren nun von früh bis abends Züge mit beladenen Wagen bergwärts und Leerwagenzüge talwärts auf der Strecke.

Die Erzzüge aus Thüringen wurden in der Güteranlage Freital-Birkigt geteilt. Zwei 98er keuchten dann mit 20 Erzwagen hinauf nach Dresden-Gittersee. Die hohen Beanspruchungen beschleunigten den Verschleiß der über 50 Jahre alten Gelenklokomotiven, was zu Ausmusterungen führte. Die Reichsbahn musste sich nach geeigneten Lokomotiven als Ersatz umschauen.
Nachdem durch Versuchsfahrten im Jahr 1967 nachgewiesen war, dass Rangierdieselloks der Baureihe V 6012 (ab 1970 106.2-9) ohne große Probleme die 85-Meter-Radien durchfahren können, wurden die letzten betriebsfähigen 980 ausgemustert und verschrottet. Nur die 98 001 blieb verschont. Obwohl ihr Einsatzgebiet stets regional begrenzt war, hat man sie als nicht betriebsfähige Museumslok der Nachwelt erhalten.

Infolge der Deutschen Wiedervereinigung verschwanden nach und nach die Güterverkehrskunden an der Strecke Freital Ost – Dresden-Gittersee. Für das neue Gewerbegebiet Coschütz/Gittersee hatten die Planer keinen Gleisanschluss vorgesehen. Somit endete mit dem Ende der Deutschen Reichsbahn im Dezember 1993 auch der Güterverkehr von und nach Dresden-Gittersee.

Ende der 1970er-Jahre waren die äußeren Umstände so, dass Deutschlands älteste Gebirgsbahn erstmals wieder in Veröffentlichungen erwähnt werden konnte. Besonders dem Dresdener Professor Sandig und Jürgen Schubert aus Freital ist es zu verdanken, dass am 10. April 1980 das „Technische Denkmal Windbergbahn“ als Rarität der Industrie- und Verkehrsgeschichte in die Denkmalliste aufgenommen wurde.

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