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Es war das erste Mal in Deutschland, dass man nicht nur eine Bahnlinie, sondern auch die gleislose Trasse, alle Brücken und Durchlässe, alle noch vorhandenen Hochbauten, alle Sicherungsanlagen, alle Fahrzeuge und anderes mehr unter Denkmalschutz gestellt hat. Mit Jürgen Schubert an der Spitze fand am 20. Juli 1980 die Gründung der AG 3/82 „Windbergbahn“ des Deutschen Modelleisenbahnverbands der DDR (DMV) statt.

Auf den Gleisen der Industriebahn Dresden Nord entdeckten die AG-Mitglieder einen Windberg-Aussichtswagen wieder. Das Verkehrsmuseum Dresden hielt das schrottreife Fahrzeug wegen seines regional begrenzten Einsatzes für museal uninteressant. So konnte die AG den Wagen erwerben. Die mühevolle Rekonstruktion in Freizeitarbeit dauerte viele Jahre.

Mit Unterstützung der zuständigen Stellen der Reichsbahn gelang es den Eisenbahnfreunden, dass zu Pfingsten 1991 erstmals seit 1957 wieder ein Personenzug von Dresden Hbf nach Dresden-Gittersee fahren konnte. Die Pendelfahrten zogen ein großes Publikum an. Aus Anlass der Sonderfahrten am 19./20. Mai 1991 überführte die Reichsbahn die Lok 98 001 vom Bw Dresden-Altstadt nach Dresden-Gittersee. Es war das vorerst letzte Intermezzo der Windberglok auf ihrer Stammstrecke. Aufgrund des enormen Zuspruchs wurden in den Folgejahren an ausgewählten Tagen Sonderfahrten zwischen Dresden Hbf und Dresden-Gittersee organisiert.

Seit 1990 erfolgten keine Streckeninstandhaltungsarbeiten mehr im notwendigen Umfang. Der Oberbauzustand verschlechterte sich derart, dass der Bahnmeister zum 1. November 1998 die Sperrung verfügen musste. Nun konnten keine der beliebten Sonderfahrten mehr stattfinden. Die Eigentümerin – DB Netz AG – hat kein Interesse am Fortbestand der Strecke Freital Ost – Dresden-Gittersee. Über Jahre hinweg zeigte sie auch keinerlei Verhandlungsbereitschaft. Der aus der AG „Windbergbahn“ hervorgegangene „Windbergbahn e. V.“ war der einzige Interessent, als die Deutsche Bahn im Rahmen des Stilllegungsverfahrens die Strecke Freital Ost – Dresden-Gittersee europaweit zur Übernahme durch Dritte ausschrieb. Im Ergebnis der Verhandlungen unterzeichneten DB Netz AG und der Verein am 12. Dezember 2009 einen Pachtvertrag.

Der „Windbergbahn e. V“. verfolgt das Ziel, künftig mit historischen Fahrzeugen einen Museumszugverkehr zwischen Dresden Hauptbahnhof und Dresden-Gittersee durchzuführen, damit das Denkmal Windbergbahn sowie die einzigartige Trassierung Deutschlands ältester Gebirgsbahn für Besucher erlebbar werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, auf dem der Verein jegliche Unterstützung sehr gut gebrauchen kann.

Klaus Gottschling

Weitere Informationen und Bilder finden Sie im LOK MAGAZIN 11/10!

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