Ausflug im Schienencabrio

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Daneben waren auch die bayerischen Alpen Ziel der meist von der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ bestellten Fahrten. Die Fertigstellung der beiden anderen Triebwagen verzögerte sich beträchtlich – die Stahlzuteilung war kontingentiert und die Belange der Rüstungsindustrie hatten Vorrang.

Die Inbetriebnahme des VT 137 462 erfolgte am 1. Juli 1939 bei der Direktion Saarbrücken, Heimatbahnhof Saarbrücken. VT 137 463 verließ die  Werkhallen Ende Juli 1939 und kam zur Rbd Dresden, Heimatbahnhof Dresden-Pieschen. Im Gegensatz zum VT 137 240 war das Dach beider Triebwagen über dem Führerstand nicht verglast, sondern als Blechdach ausgeführt.

Bei Kriegsausbruch legte die Reichsbahn alle Aussichtstriebwagen still, führte sie aber als Reservefahrzeuge. VT 137 462 und VT 137 463 dürften bis zu diesem Zeitpunkt kaum mehr als 10.000 bzw. 5.000 Kilometer zurückgelegt haben. Am 10. September 1944 wurde der VT 137 462 durch einen Bombentreffer schwer beschädigt und am 30. November des Jahres ausgemustert.

Zwei bei der Deutschen Bundesbahn
Nach Kriegsende verblieben der VT 137 240 und VT 137 463 in den westlichen Besatzungszonen. Mit ausgebauten Maschinenanlagen und teilweise ausgeplündert standen sie 1946 in Ingolstadt, später in Lohr am Main bzw. Mainburg (Hallertau).

Ab 1947 trugen die Triebwagen die neuen Betriebsnummern VT 90 500 (ehemals VT 137 240) und VT 90 501 (VT 137 463). Nach erfolgter Aufarbeitung im Ausbesserungswerk Nürnberg wurden sie ab 1950 von der Deutschen Bundesbahn im Ausflugsverkehr der Direktionen Köln (Bw Köln-Bbf) und Stuttgart (Bww Stuttgart) eingesetzt, zunächst noch in der Farbgebung der Vorkriegszeit.

Für alle drei Aussichtstriebwagen (den elektrischen ET 91 01, VT 90 500 und 501) beschaffte die DB 1952 bei der Waggon- und Maschinenfabrik Donauwörth (WMD) drei 4.600 Millimeter lange Einachsanhänger VB 141 120 – 122 zum Transport von Gepäck und Skiern.

Die DWK-Dieselmotoren wurden 1953/54 gegen Büssing-Unterflurmotoren vom Typ U 15 (Leistung 180 PS) ausgetauscht. Mitte der 1950er-Jahre erhielten die Triebwagen das Dreilicht-Spitzensignal. Der Wagenkasten wurde bordeauxrot, die Schürze schwarz lackiert. Auch ein Auslandseinsatz war jetzt möglich: Im UIC-Raster waren Österreich, Frankreich, die Schweiz und die Niederlande eingetragen.

Der hohe Unterhaltungsaufwand an der doppelten Maschinenanlage sowie zunehmende Probleme mit dem Rollverdeck führten Anfang der 1960er-Jahre zur Ausmusterung von VT 90 500 (BD Köln, 13. April 1960) und VT 90 501 (BD Stuttgart, 22. März 1962). Keines der Fahrzeuge blieb der Nachwelt erhalten.

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 03/13.
 

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