Baureihe 199.8

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Spitzname: Rotes Kamel
Bereits nach wenigen Wochen hatten die Dieselloks der Baureihe 199.8 einen Spitznamen. Im Volksmund wurden die für Schmalspurbahnen geradezu riesigen Maschinen aufgrund ihrer Farbgebung und des Mittelführerstandes als „Rote Kamele“ bezeichnet. Die Eisenbahner nannten die Loks hingegen meist „Kannen“.
Ab Februar 1989 band die Lokleitung des Bw Wernigerode die beiden „Kamele“ in den Plandienst ein. Neben durchgehenden Personenzügen auf der Strecke Wernigerode – Nordhausen Nord bespannten sie im Plan der Einsatzstelle Nordhausen Nord auch einige Güterzüge nach Hasselfelde und Silberhütte. Die Unterhaltung der Baureihe 199.8 erledigten bis Ende 1989 Schlosser des Bw Halberstadt, die in diesem Zusammenhang ihre Kollegen aus Wernigerode mit der V 100 vertraut machten.

Bei der Bevölkerung stieß der Einsatz der „Kannen“ auf Widerspruch. Auch zahlreiche Harztouristen waren von den Maschinen enttäuscht. Dies blieb natürlich der politischen Verwaltung der Rbd Magdeburg nicht verborgen. Abermals versuchte die DR mit Presseberichten die Meinungsbildung in ihrem Interesse zu beeinflussen. Dazu gehörte auch ein seitens der Rbd Magdeburg initiierter Leserbrief, der unter der Überschrift „Guckt mal genauer hin“ am 18. Juli 1989 in der „Volksstimme“ abgedruckt wurde. Darin hieß es: „Manche Harzurlauber waren enttäuscht, weil gerade ihr Harzquerbahnzug von einer Diesellok gezogen wurde statt vom schnaubenden romantischen Dampfroß (...). Wir möchten nicht gerade sagen: Guckt euch die Dampfloks der Harzquerbahn an, so lange es sie noch gibt. Aber: Guckt mal genauer auf die Arbeitsbedingungen des Lokpersonals. Schwerste Schufterei auf engstem Raum, dazu die rauhe Harzwitterung aus erster Hand und jede Menge Dreck. Darunter kann Begeisterung fürs Romantische schon leiden.“

 

 

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