Baureihe 218: Die fetten Jahre sind vorbei

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Einige überzählige Maschinen in gutem Allgemeinzustand wurden in den vergangenen Jahren an die Fernverkehrstochter DB Autozug abgegeben, die für den »Sylt-Shuttle« zwischen Niebüll und Westerland (Sylt) eine größere Anzahl an Loks benötigt. Nachdem anfänglich 15 Loks der Reihe 215 (Unterbaureihe 215.9) verwendet wurden, übernahm DB Autozug mittlerweile bereits 23 Maschinen der leistungsstärkeren 218, die in Doppeltraktion die schweren Autozüge über den Hindenburgdamm ziehen. Nach Fristabläufen wurden auch von den Sylt-Loks bereits erste Maschinen wieder abgestellt und teilweise umgehend verschrottet, doch kommen bedarfsweise immer wieder Loks mit »frischen« Fristen aus dem ständig kleiner werdenden DB Regio-Park hinzu. Auch begann DB Autozug mittlerweile selbst mit der Durchführung neuer Hauptuntersuchungen an den Loks. Die Beschaffung eigener Neubauloks für den »Sylt-Shuttle«, wie es noch 2005 konkret geplant hat, hat DB Autozug momentan wieder verschoben.

Hilfszugloks für den ICE
Eine weitere Nutzungsmöglichkeit hat sich dadurch ergeben, dass lange Zeit nach einem praktikablen Notfallkonzept für die Neubaustrecken der DB AG gesucht wurde. DB Fernverkehr übernahm seit 2004 insgesamt 17 Loks von DB Regio und rüstete sie u. a. mit zusätzlichen Scharfenberg-Übergangskupplungen aus. Die Maschinen stehen entlang der Neubaustrecken Köln – Frankfurt und Nürnberg – Ingolstadt bereit, um im Bedarfsfall schnellstmöglich in Doppeltraktion einen möglicherweise liegengebliebenen ICE 3-Triebzug abschleppen zu können. Zur Unterscheidung wurden die Loks als 218.8 eingereiht, wobei die neuen Nummern etwas willkürlich gewählt scheinen: So wurden die 218er mit 100er-Ordnungsnummern als 218 810ff eingereiht, die mit 200er-Nummern als 218 822ff und schließlich die mit 300er-Nummern als 218 830ff. Unterhaltungswerke für die Fernverkehrs-218 sind ungeachtet der „offiziellen Dienststellen“ Oberhausen, Regensburg, Braunschweig und Berlin-Rummelsburg.

Auch bei DB Regio wird die 218 191 für Schleppaufgaben verwendet: Die Lok ist allerdings in Plochingen stationiert und wird im S-Bahn-Netz Stuttgart eingesetzt. Ähnliche Aufgaben oblagen zeitweise der 218 228 bei der Frankfurter S-Bahn.

Besondere Erwähnung finden sollte an dieser Stelle die 218 387, die die mittelständische Kurhessenbahn (als »RegioNetz« ein Tochterunternehmen von DB Regio und DB Netz) neben 218 200 und der abgestellten 218 221 für Arbeits- und Güter­züge auf ihrem Streckennetz bereithält. Die Lok erhielt bei einer Hauptuntersuchung zum 20. März 2008 die alte weinrote Bundesbahnfarbe und befindet sich nun in einem hervorragenden äußeren Zustand. Freilich rief das Kritiker auf den Plan, die an der Lok die »historisch nicht korrekte Farbgebung« bemängelten. Die 218 387 sei ausgerechnet eine der Loks, die bereits ab Werk 1975 in ozeanblau-beiger Farbe ausgeliefert wurde. Tolerantere Eisenbahnfreunde erfreuen sich hingegen an dem gepflegten Farbtupfer, der regelmäßig bei der DB-Tochter in Hessen zum Einsatz gelangt.

Außergewöhnliche Farbe tragen mittlerweile auch die Loks 218 287, 304 und 391, die für Bauzug­einsätze in den Bestand der Deutsche Bahn Gleisbau (DBG) übergingen und eine leuchtendgelbe Lackierung tragen.

Wie lange die Baureihe 218 noch zum täglichen Bild bei der DB gehört, lässt sich heute schlecht prognostizieren. Zahlreiche Loks sind bereits z-gestellt, befinden sich also schon nicht mehr im aktuellen Einsatzbestand. Es darf erwartet werden, dass in Kürze zahlreiche weitere Ausmusterungen erfolgen.

Die Deutsche Bahn AG tendierte in den vergangenen Jahren dazu, die abgestellten und überzähligen Loks direkt verschrotten zu lassen, wobei der Zerlegungstermin oft mit dem Ausmusterungsdatum zusammenfällt oder sogar vor diesem liegt. Mittlerweile sind bereits zahlreiche Maschinen aus der 1. und 2. Lieferserie (Baujahre 1971 – 1973) den Weg allen alten Eisens gegangen, aber auch einige Loks der 3. Bauserie traf es bereits. Als Verschrotter tritt dabei neben der Firma Thyssen Sonneberg Recycling in Magdeburg-Rothensee (TSR) vor allem das Recyclingunternehmen Theo Steil GmbH auf, dass sowohl am Trierer Unternehmenssitz wie auch in seiner Kölner Niederlassung am Deutzer Hafen die Maschinen dem Rohstoffkreislauf zuführt.

Von Malte Werning

Artikel aus LOK MAGAZIN 03/09

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