Baureihe 78 (IV): Über 50 Jahre zwischen Ostsee und Bosporus aktiv

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Die T 18 in Frankreich
Über 40 Jahre länger hielt sich die T 18 im Elsaß. Die Reichseisenbahnen Elsaß-Lothringen erwarben zwischen 1915 und 1918 insgesamt 27 T 18 beim Stettiner Vulcan. Eine Lok verblieb 1919 in Deutschland, die spätere 78 093. Die anderen 26 fuhren bei den nach 1918 als Chemin de Fer Alsace-Lorraine (AL) firmierenden ehemaligen Reichseisenbahnen. Zum 1. Januar 1938 wurden die AL offiziell in die SNCF eingestellt, die T 18, die bis dahin ihre altpreußischen Nummern trugen, wurden nun zur Reihe 232 TC 401 – 427. Ab 1940 kamen die Loks als so genannte Leihlok wieder auf die andere Seite des Rheins, 24 von ihnen kehrten nach 1945 in ihre angestammte Heimat zurück, manche trug deutsche Zutaten wie Knorr-Vorwärmer und Dampfläutewerk.

1956 waren noch alle 24 Lok im Einsatz, die beiden Maschinen 8406 und 8414 (oder 8416?) waren in der Bundesrepublik verblieben, wo sie – teilweise – als 78 408 und 78 471 in Betrieb standen. Die französischen Maschinen standen damals bei den Bw Colmar (5), Haguenau (10), Ile Napoléon (6) und Sélestat (3) in Betrieb. 1958 wurden die ersten abgestellt. Ende des Jahres waren noch 13 Stück betriebsfähig. Doch hielten sich die Elsässer 232 TC bis Ende 1966 im Einsatz. Als letzte wurde die
232 TC 423 im Raum Mülhausen abgestellt.

Als OKo 1 in Polen
Insgesamt 29 Loks der Reihe 78 verblieben 1945 östlich der Oder und wurden von den PKP als Reihe OKo 1 eingereiht. Die Loks erhielten ab 1960 die Vereinfachungen, die an deutschen Loks in Polen allgemein vorgenommen wurden, wurden also ihrer Vorwärmer beraubt, die Kesselspeisung erfolgte nun durch Strahlpumpen. 1947 wurden die überwiegend den Beständen der ehemaligen RBD’en Breslau und Stettin entstammenden Loks in der DOKP Poznan (Posen) zusammengezogen.

1965 wurden die ersten ausgemustert. Dennoch erhielten einige noch die typischen großen polnischen Scheinwerfer (Fischaugen). Bis Mitte der 1970er-Jahre zogen die OKo 1 noch Personenzüge durch das ehemalige Westpreußen. 1976 schied als letzte die OKo 1-14 (ex 78 499) aus dem Bestand aus. Im Eisenbahnmuseum Warschau ist heute die OKo 1-3 (78 189) erhalten geblieben. Sie ist von den noch existierenden T 18 die einzige mit Ursprungskessel.
Nach 1945 verblieben zwei Loks der Reihe 78 in der Tschechoslowakei. Es handelt sich um die damals beim Bw Ratibor beheimateten 78 280 und 376. Beide Maschinen wurden Anfang der 1950er-Jahre verschrottet.

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