Die Loks der V 90-Bauart

Baureihe V 90: Schwerer Rangierdiesel

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Für die drei Mietloks mit MaK-Motor vergab die Bundesbahn die Baureihe 291, die Ordnungsnummern 901 bis 903 blieben erhalten. Die DB war offensichtlich mit den V 90 P sehr zufrieden. Nicht nur, dass die drei Mietloks offiziell zum 1. Januar 1972 gekauft wurden. Die Bundesbahn bestellte obendrein 100 Serienmaschinen der Baureihe 291, von denen die erste am 7. März 1974 geliefert wurde. Die V 90 P ist somit eines der wenigen Beispiele, in denen eine von einem Hersteller auf eigenes Risiko entwickelte Konstruktion von der DB in Serie beschafft wurde.

Auch wenn dies in manchen Publikationen anders dargestellt wird: Auch die 291 ist genauso wie die 290 nur für 80 km/h zugelassen.
Ein halbes Jahr nach der ersten 291 wurde mit 290 407 die letzte DB-290 mit dem schnell laufenden Daimler-Benz-Motor ausgeliefert. Die Auslieferung der Serien-291 zog sich bis August 1978 hin, wobei MaK bis auf zehn Jung-Loks alle Maschinen auch selbst baute.

291 020 – letzte in Altrot
Die 290 und 291 wurden anfänglich in der bekannten purpurroten DB-Farbgebung ausgeliefert. Ab der 291 021 erhielten die Maschinen ab Werk die ozeanblau/beige Farbgebung (RAL 5020/RAL 1014), wobei hier zunächst verschiedene Lackierungsvarianten zur Anwendung kamen. 291 020 war auch die letzte Diesellok der Deutschen Bundesbahn überhaupt, die noch im alten Rot in Dienst gestellt wurde.

Unbedingt erwähnenswert ist ein Nachzügler, der am 16. Juli 1974 ausgeliefert wurde: Die 408. Lok der V 90 wurde vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz für die Bundeswehr bestellt und sollte die eisenbahntechnische Bedienung des Luftwaffen-Material-Depots in Mechernich sicherstellen. Die Bundeswehr verfügte bis dato über keine geeignete Lok, die die Rampe zum Depot hätte bewältigen können. Die Lok wurde von der DB unterhalten und dort als 290 999 bezeichnet. Zum 1. Januar 2006 übernahm sie die DB AG als 290 408 in den Eigenbestand.

Farbenlehre
Auch die Loks der Baureihe 290/291 konnten sich den diversen Farbvarianten der DB und der DB AG nicht entziehen. Ab 1987 kam die orientrote Farbgebung (RAL 3031) erstmalig bei 290 364 zur Anwendung. Schon nach zehn Jahren begannen die Umlackierungen in das neue Verkehrsrot (RAL 3020), wobei hier konsequent jede Lok das neue Farbkleid erhielt. Nur die designierte Museumslok 290 371 behielt ihr altes Rot. Nicht vereinheitlicht sind derzeit noch die nach den diversen Umfirmierungen von Railion bzw. DB Schenker an den Loks vorhandenen Eigentümeranschriften.

Funkvariante: 294 und 295
Seit Ende der 1980er-Jahre wurden verstärkt Rangierlokomotiven mit Funkfernsteuerung der Firma Krauss-Maffei ausgerüstet. Dadurch wurde ein
effektiverer Personaleinsatz durch den Lokrangierführer ermöglicht, der die Maschine mittels des „Bauchladens“ fernbedienen konnte. Zunächst wurden nur Kleinloks der Baureihe 333 und 360/361 umgebaut.

Nachdem die Funkfernsteuerung auch bei einigen V 90 (u. a. 290 127) erprobt worden war und ein Ersatz für die nunmehr über 30 Jahre alten Baureihe V 90 nicht in Aussicht war, begann ab Ende 1995 mit 290 212 und 291 062 der Serienumbau auch bei den V 90. Die mit einer Funkfernsteuerung ausgerüsteten 290 erhielten zur Unterscheidung die Bezeichnung 294, die umgebauten 291 wurden als 295 bezeichnet. Die Ordnungsnummer wurde beibehalten.
Eine Besonderheit stellen zehn Lokomotiven dar, die im Jahr 2000 neben der Funkfernsteuerung auch eine stärkere Motorisierung und eine funkbasierte Doppeltraktionssteuerung erhalten haben. Diese Loks waren für den Rangierdienst in Dillingen und Völklingen sowie zur Bespannung der Züge zur Saarstahl AG vorgesehen und sollten paarweise zum Einsatz kommen. Zur Unterscheidung von den „normalen“ Umbauten wurden die Loks zunächst als 294 901 bis 910 bezeichnet, so dass hier die ursprüngliche Ordnungsnummer nicht mehr erkennbar ist.

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