Bebra Dampfloks 1962: Durchlauf über 684 Kilometer!

Seiten

Elf Jahre später gab es in Bebra schon drei Ringlokschuppen. Derjenige von 1876 war halbkreisförmig, vermutlich seitdem erweitert. Südlich von ihm befand sich ein Schuppen mit Raum für etwa acht Stände und auf der Westseite der Gleisanlagen stand ein dritter Teilringschuppen. Die Werkstatt im Winkel zwischen den Strecken nach Eisenach und Fulda mit dem Rechteckschuppen war noch vorhanden.

1895 besaß der Bahnhof eine Betriebswerkstätte, vier Drehscheiben sowie vier Lokschuppen mit insgesamt 38 Ständen. 54 Lokomotiven waren in dem Bahnhof stationiert, in welchem es 123 Weichen gab. Überliefert ist aus dieser Zeit die Stationierung von Lokomotiven der preußischen Gattung G 5, und zwar schon 1894, zwei Jahre nach ihrer Entwicklung.

Bald darauf fielen der Rechteckschuppen und die angeschlossene Werkstatt einer Eilgutumladeanlage zum Opfer.

Der letzte große Ausbau
1904 begann der Bau des Rangierbahnhofes, und die Bw-Anlagen erfuhren Erweiterungen, u. a. durch den Bau einer weiteren Ringschuppenanlage. 1910 befand sich auf der Ostseite der alte Schuppen I von 1876 mit 16 Ständen, einer 16-Meter-Drehscheibe und der alten Betriebswerkstätte. Südwärts schloss ein Kohlenbansen an, gefolgt von einem weiteren Schuppen (IV) mit zehn Ständen und 20-Meter-Drehscheibe. Nordostwärts von diesem Schuppen stand, neben diversen anderen Gebäuden, eine weitere Betriebswerkstätte.

Südlich von Schuppen IV existierten zwei Kohlenbansen. Auf der Westseite standen die Güterzuglokschuppen II und III, beide mit 16-Meter-Drehscheiben, einer mit 15, einer mit elf Ständen. In etwa 100 Metern Distanz von diesen Schuppen befand sich ein über 200 Meter langer Kohlenbansen. Im selben Jahr wurde ein Wasserturm mit einer Kapazität von 500 Kubikmeter Wasser errichtet, bis heute weithin sichtbares Wahrzeichen der Eisenbahnersiedlung Bebra. Kleinere Aus- und Umbauten folgten.

Weltkriege und Zwischenkriegszeit
Seit dem 1. Mai 1915 ermöglichte die „Bebraer Verbindungsbahn“ Zügen in der Relation Frankfurt – Halle die Fahrt vorbei an Bebra, ohne hier, wie bisher, die Fahrtrichtung zu wechseln. Trotz der damit verbundenen Bedeutungsminderung des Knotens Bebra wurden die Anlagen des Bahnbetriebswerkes weiterentwickelt. So erfuhr die Bekohlungsanlage auf der Westseite eine Modernisierung, 1922 wurde dort eine weitere Werkstätte errichtet, Schuppen IV bekam fünf Stände zusätzlich.

Vor Schuppen I zwang die Gleisgeometrie 1921 zum Bau einer Sonderkonstruktion zwecks Vergrößerung der Drehscheibe: An ein 16 Meter langes Mittelstück war auf der einen Seite ein vier Meter langes Gleisstück gelenkartig angeschlossen. Auf der anderen Seite ließ sich eine vier Meter lange mobile Hilfsbrücke anhängen. Im Bereich des Nachbargleises, dessen Lage diese Konstruktion bedingte, blieb ein ca. vier Meter langes Segment der Scheibengrube unausgeführt.
Die Stationierung hochmoderner Lokomotiven setzte sich 1924 mit Maschinen der Reihe 39 und bereits 1928 erster 01 fort.

Der wachsende Nord-Süd-Verkehr führte 1940 zur Beheimatung werkneuer Lokomotiven der Reihe 0110, die aber schon bis 1942 abgegeben wurden. Im Personenzugdienst dominierte damals die preußische P 8 (3810). Wenig vertreten waren Tenderlokomotiven, da das Bw kaum Bespannungsaufgaben auf Nebenbahnen hatte. Zu nennen sind vor allem einige 64er (seit 1934), 78er, 744 und 913, alle nur in eher geringen Stückzahlen vorhanden.

Dominierten im Güterzugdienst zwischen den beiden Kriegen Lokomotiven der Reihen 5525 und 5810, so kam es erstmals ab 1937, verstärkt seit 1941, zum Einsatz von 44ern, ergänzt seit 1941 durch 50er.

1941 beschäftigte das Bahnbetriebswerk
640 Personen. Im April 1944 waren einschließlich von zwölf Leihlokomotiven 97 Maschinen beheimatet, darunter 38 44er und zwölf 50er. Zum Sommerfahrplan des Jahres endete der Einsatz der Baureihe 01.

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter