Bis 1988 im Planeinsatz

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Nachbau der bewährten Baureihe
Nach der Währungsreform im Jahr 1948 holte man wieder die Pläne für die Elektrifizierung des Hauptstreckennetzes aus der Schublade. Seit 1949 konnte auch wieder an den Neubau von Lokomotiven gedacht werden. Der vordringlichste Bedarf sollte dabei durch den Nachbau von 43 E 94 gedeckt werden. Das war als eine Übergangslösung gedacht, bis die neuen Einheits-Elloks verfügbar waren. Sie sollten auf den neu elektrifizierten Strecken Nürnberg – Regensburg – Passau, Nürnberg – Würzburg und Kornwestheim – Heidelberg verkehren.
Die entsprechenden Aufträge gingen 1953/54 an AEG, SSW, Krauss-Maffei, BBC, Henschel und Krupp. Die Lokomotiven waren als E 94 162 ff vorgesehen. Davon wurden 24 Lokomotiven mit dem auf 830 kW verstärkten SSW-Motor WBM 487 sowie einem Transformator mit erhöhter Leistungsfähigkeit ausgerüstet.

Aufgrund dieser Modifikationen erhielten diese Maschinen die Baureihenbezeichnung E 942 und die Betriebsnummern E 94 262 – 285. Die übrigen Lokomotiven kamen als E 94 178 – 196 in Dienst. Gebaut wurden alle in den Jahren 1954 bis 1956.

Bestand 1956: 124 Stück
Von der Deutschen Reichsbahn erwarb die DB im Jahr 1954 im Austausch gegen Fahrleitungsdraht und Dampflokersatzteile die E 94 042, 046, 054 und 055, sodass nach Lieferung der letzten Nachbaulokomotiven im Jahr 1956 der DB-Gesamtbestand bei 124 E 94 lag und sich damit gegenüber 1945 nahezu verdoppelt hatte.

Infolge der Ausdehnung des elektrifizierten Streckennetzes weitete sich nun auch das Einsatzgebiet nach Norden hin aus, wenn auch nicht in dem Umfang wie bei den neuen Baureihen E 40 oder E 50. Dies führte zu neuen E 94-Beheimatungen in Aschaffenburg (1958), Heidelberg (1955), Mannheim (1956) und Würzburg (1954).

Einige nachgebaute E 94 dienten der DB als Erprobungsträger für Baugruppen der in Entwicklung befindlichen Elektrolokomotiven E 10/E 40 und E 50. So hatten die E 94 141 und 142 eine Hochspannungssteuerung Bauart BBC mit 28 Dauerfahrstufen, die E 94 270 und 271 eine Hochspannungssteuerung Bauart SSW mit Sprunglastschalter und motorischer Nachlaufsteuerung für 28 Dauerfahrstufen. Alle vier Loks waren mit verstärkten Transformatoren und ohne elektrische Bremse ausgerüstet. E 94 145 besaß das von AEG entwickelte Wandernockenschaltwerk für 18 Dauerfahrstufen. Die 1950er-Jahre galten als die Blütezeit des Einsatzes der E 94 bei der Bundesbahn. Bis Mitte des Jahrzehnts waren sie im schweren Güterverkehr unangefochten und auch im Eil- und Personenzugdienst zu finden. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre erwuchs der Baureihe E 94 allerdings durch die Ablieferung der neuen E 40 und E 50 zunehmend Konkurrenz. Aus dem Güterzugdienst im süddeutschen Raum war die E 94 aber noch lange nicht wegzudenken.

Rationalisierungsbestrebungen bedingten im Zuge des Abbaus der Zahl der Bahnbetriebswerke auch eine Reduzierung der Zahl der E 94-Heimatbetriebswerke (1958 war mit zwölf Dienststellen der Höhepunkt erreicht). Beendet wurde bis Anfang der 1960er-Jahre die Beheimatung in Bamberg (1957), Neu-Ulm (1959), Nürnberg Rbf (1962), Pressig-Rothenkirchen (1960), Treuchtlingen (1958) und Ulm (1960). Konzentrationen erfolgten dagegen in Aschaffenburg, Augsburg und Kornwestheim. 1965 gab auch das Bw Rosenheim seine letzten E 94 ab, dafür erhielt Ingolstadt erstmals diese Baureihe zugewiesen.

1969 verließen die E 94 Heidelberg und Kornwestheim, wogegen in Mannheim der Bestand ausgeweitet wurde. Die Konzentrationsmaßnahmen im Ellokbereich setzten sich in den 1970er-Jahren fort: Dem Abgang aus Regensburg (1973), München Ost (1974) und Aschaffenburg (bis 1975) stand jedoch ein Zugang bei dem Bw’en Freilassing (1974) und Nürnberg Rbf (1972) gegenüber.

Im Zuge der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung erhielten die E 94 ab dem 1. Januar 1968 die EDV-gerechte Baureihenbezeichnung 194. 1970 erhöhte die DB die Höchstgeschwindigkeit der 194.2 sowie der 194 141 und 142 auf 100 km/h und nummerte sie in 194 541, 542, 562 – 585, Baureihe 194.5, um. Anstelle einer Änderung der Ordnungsnummer gab es auch den Vorschlag, diese Loks als Baureihe 195 zu bezeichnen.

Nürnberg und Ingolstadt

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