Der erste IC-Triebzug: Bemerkenswertes Trio

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Schon im zweiten Betriebsjahr fuhr der Lufthansa Airport Express kostendeckend. Schnell einigten sich die Vorstände von Bundesbahn und Lufthansa daher über den Weiterbestand des erfolg­reichen Charter-Angebots, das der Lufthansa pro Jahr elf Millionen DM wert war.
Jährlich wurde der Nutzungsvertrag verlängert und 1986 schließlich ein Vier-Jahresvertrag abgeschlossen. Die einstigen IC-Züge hatten endlich einen ihren ursprünglichen Zwecken ange­pass­ten Einsatzbereich gefunden. Ab 1991 konnten sie nach dem Umbau der Strecke auf Linienzugbeeinflussung zwischen Düsseldorf und Leverkusen sogar wieder mit 200 km/h verkehren. 1991 traten dann jedoch schwere Korrosionsschäden an den Triebzügen auf, die eine umfassende Revision erforderten. Doch weder Bundesbahn noch Lufthansa wollten die hierdurch entstehenden Kosten übernehmen – somit wurde beschlossen, die Fahrzeuge mit Fristablauf abzustellen. Das Ende kam daher schnell: Die drei Garnituren wurden zum Ablauf des Winterfahrplans am 23. Mai 1993 aus dem Verkehr gezogen und vorerst im DB-Werk Nürnberg bis auf weiteres hinterstellt. Dabei blieb es jedoch für die nächsten Jahre und der Zustand der Fahrzeuge verschlechterte sich zusehends. 1995 wurden sie schließlich ausgemustert.

Ein neues Leben?
Doch das sollte noch nicht das von vielen prophezeite Ende der Züge bedeuten: Bald schon zeigte die Regental-Bahnbetriebs-Gesellschaft (RBG) Interesse an den drei Triebzügen, die sie nach einer Aufarbeitung auf der landschaftlich attraktiven Strecke München – Salzburg einsetzen wollte. Doch die Pläne zerschlugen sich.
1995 gründete sich in Bad Cannstatt der Verein „IG ET 403“, der einen der Schnelltriebzüge kaufen und aufarbeiten wollte. Auch bei der Plochinger BSW-Gruppe kamen bald danach Pläne auf, wenigstens eine der 403-Garnituren als Museumszug zu reaktivieren. Die guten Absichten scheiterten jedoch allesamt an den zu hohen Kosten des Projekts. Bemoost und mit Rostschäden, zum Teil auch schon ausgeschlachtet, drohte den drei Garnituren zu Beginn des neuen Jahrtausends endgültig die Verschrottung. Im Gespräch war lediglich die eventuelle Aufbewahrung eines Triebkopfs und eines Mittelteils für das Nürnberger DB Museum.
Groß war daher die Freude unter den Eisenbahnfreunden, als die Prignitzer Eisenbahn (PEG) im Herbst 2000 verkündete, alle drei „Donald- Duck“-Garnituren übernehmen zu wollen, um sie aufzuarbeiten und im eigenen Sonderreiseverkehr einzusetzen. Die Garnituren wurden hierfür zunächst von Nürnberg nach Berlin-Spandau überführt, wo beim Fahrzeughersteller Adtranz (heute Bombardier Transportation) der Aufwand für eine Wiederaufarbeitung ermittelt werden sollte. Die Einheit 403 001/002 wanderte von dort aus weiter nach Putlitz, die übrigen wurden später in Meyenburg abgestellt, wo sie allerdings durch Vandalismus und Graffitisprayer zusätzliche Schäden erlitten. Zuletzt wurden die Einheiten in Neustrelitz zusammengezogen, wo der Museumsverein der Prignitzer Eisenbahn aus den nur noch rollfähigen Resten wenigstens einen Triebzug im Urzustand wieder auferstehen lassen wollte. Doch auch hier scheiterten die Pläne schließlich an den dafür benötigten Finanzmitteln und dem mittlerweile so schlechten Zustand der Fahrzeuge, der eine Aufarbeitung unmöglich erscheinen ließ. Seit November 2009 bot die PEG die Züge daher zum Kauf an. Zwei Garnituren gingen an einen Fahrzeughändler, die dritte erwarb das Verkehrsmuseum in Nürnberg, das sich nun – sehr spät – seiner IC-Triebzüge erinnerte.
Was die Zukunft den Überresten der drei Triebzüge wohl bringen wird? Eine betriebsfähige Aufarbeitung käme wohl in weiten Bereichen einem Neubau gleich, von den immensen Kosten hierfür ganz zu schweigen. Aber vielleicht ist es uns vergönnt, „Donald Duck“ oder zumindest Teile davon in nicht allzu ferner Zukunft ja doch im DB Museum oder als Leihgabe in einem anderen Museum bewundern zu dürfen – verdient hätten es die Intercity-Triebzüge der DB allemal.
Das Konzept des 403/404 als Schnelltriebzug hingegen lebt fort: Seit dem Jahr 2000 laufen die ebenfalls als Triebzug mit Antrieben in den Mittelteilen konzipierten ICE der dritten Generation bei der DB im Planverkehr.    Oliver Strüber

Mehr Infos und Bilder in LOK MAGAZIN 4/11.

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