Die 03.10 der Bundesbahn

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Nach dem Abkuppeln der Lok fuhr ich mit jetzt wohl weniger als 16 bar Kesseldruck und offenen Entwässerungshähnen, nur mit der Steuerung über die Drehscheibe in den Lokschuppen des Bw. Jede Menge Nerven hat das gekostet!

Immer noch annehmend, der Heißdampfregler sei festgebrannt, haben wir in Soest die zuvor schon erwähnte große Spülung durchgeführt. Dazu wurde nach Schließen des Hilfsabsperrventils auf dem Führerstand, dem Verlegen der Steuerung auf Mitte, Öffnen der Zylinderhähne und Schließen des Kessel-speiseventils ein etwa ein Meter langes Verbindungsrohr in der Nähe des Kesselspeiseventils angeflanscht.

Das Verbindungsrohr lagerte stets auf dem linken Langkesselumlauf. Nach Öffnen eines weiteren Absperrventils, das den Weg zum Reglergehäuse frei machte, wurde der Regler mit Hilfe der Dampfstrahlpumpe gespült. Doch alle Bemühungen waren ergebnislos: Der Regler ließ sich nicht mehr schließen.

Nachdem ich den Hagener Lokdienstleiter über unser Missgeschick informiert hatte, ließ er mir durch sein Bereitschaftspersonal die 03 1013 mit der Bitte bringen, die Schadlok im Schlepp mit unserer Planleistung zurück ins Heimat-Bw zu überführen. Nach Ankunft der Ersatzlok stellten wir beide Maschinen auf dem Bw-Ausfahrgleis zusammen und fuhren schließlich den Gegenzug D 1196 problemlos und pünktlich nach Hagen.

Am Ausschlackkanal des Bw Hagen-Eckesey erwarteten mich unter anderem der C-Gruppenleiter und der zuständige Werkmeister. Ich schilderte den Sachverhalt, den sie ohne große Diskussion zur Kenntnis nahmen. Als letzten Akt dieses aufreibenden Dienstes übernahmen wir dann mit der 03 1082 den E 529 (Aachen – Braunschweig) ohne Probleme nach Bestwig, wo uns am Bahnsteig die planmäßige Ablösung erwartete.

Zwei Tage später erzählte mir der Hagener Werkmeister auf meine Anfrage: „Den Regler hättest Du nie wieder zubekommen. Das Gestänge war völlig verbogen!“ Ein Protokoll über diesen Fall habe ich nie zu Gesicht bekommen, aber geärgert habe ich mich noch lange.

Von Wilhelm Bunse/Helmut Brinker

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 05/08

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