Die Baureihe E 69

Seiten


Der neue Kastenaufbau der LAG 4 entsprach nun wieder weitgehend den drei ursprünglichen Vorgängerinnen, bei etwas höheren und anders geformten Vorbauten wie bei LAG 2 und 3.

Die letzte Maschine für die Oberammergauer Bahn ging im Frühjahr 1930 in Dienst. Basierend auf den bisherigen Entwicklungen ließ die LAG die Lok jedoch wesentlich größer und leistungsfähiger dimensionieren. Als einzige der späteren E 69 erhielt sie einen Hauptransformator mit zwangsweisem Ölumlauf und nach innen überhängende Fahrmotoren.

Besonders auffällig im Gegensatz zu den Schwesterloks war die geringe Anzahl von Fenstern in dem vergrößerten Führerstand. Waren die LAG 1 bis 4 nahezu rundum verglast, gab es bei der LAG 5 nur je zwei Front- und ein Seitenfenster.

Das steigende Verkehrsaufkommen erforderte in der Mitte der 1930er-Jahre, durch großangelegte Umbauten die Leistungsfähigkeit der LAG 1, 2 und 3 zu erhöhen. Diese Anpassungen erfolgten zwischen 1935 und 1940. LAG 1 erhielt hauptsächlich neue Fahrmotoren und der Lyra-Stromabnehmer wich einem Scherenstromabnehmer der DRG-Regelausführung.

Ihre Leistung stieg um 40 Prozent auf 206 kW. Die ohnehin leistungsstärkere LAG 5 erhielt 1935 anstelle des Schützenschaltwerks lediglich ein Nockenschaltwerk und erreichte damit eine Leistung von 605 kW. Äußerlich kam es dabei nicht zu Veränderungen.

1938: Übernahme durch die Reichsbahn
Eine umfassende Modernisierung erhielten dagegen LAG 2 und 3. Dabei ließ die LAG vor allem die elektrischen Ausrüstung komplett erneuern. Um Platz für die neuen Aggregate zu erhalten, musste zwischen Bodenblech und Lokkasten ein 240 Millimeter hoher Profilrahmen aufgesetzt werden, was den Lokomotiven das heutige Aussehen gab.

Als Fahrmotoren kamen solche aus Triebwagen (ET 25/30) zum Einbau, die die Leistung auf 352 kW erhöhten. Statt der bisherigen Schützensteuerung gab es nun ein zwölfstufiges Nockenschaltwerk. LAG 2 wurde von Anfang 1936 bis April 1937 umgebaut. Die elektrische Ausrüstung lieferte BBC, der Einbau erfolgte gemeinsam durch die LAG-Belegschaft und BBC-Leute im Bw Murnau. Der Umbau der LAG 3 verzögerte sich.

Am 1. August 1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn die Lokalbahn A. G. und die fünf Lokomotiven erhielten die neuen Betriebsnummern E 69 01 – 05. Den Umbau der LAG 3, nun E 69 03, übernahm daher das RAW München-Freimann. Er dauerte vom 21. Oktober 1939 bis zum 17. November 1940.

Am Einsatz der Maschinen im Personen- und Güterverkehr zwischen Murnau und Oberammergau änderte sich in den folgenden Jahren nichts. Nur die E 69 01 hatte kaum mehr Streckeneinsätze zu verzeichnen.

So rangierte sie nach Kriegsende vor allem Schadwagen vom Staatsbahnhof ins (ehemalige Lokalbahn-) Bw, die dort repariert oder verschrottet wurden. Den Streckendienst bewältigten meist E 69 02, 03 und 05. Die leistungsschwächere E 69 04 diente als Reserve.

Ins Museum und zum Rangieren
Am 27. Juni 1954 stellte die Deutsche Bundesbahn die Oberammergauer Strecke auf die Regelspannung 16 2/3 Hz, 15 kV um. Im Hinblick darauf baute das AW Freimann E 69 05 bereits bis Oktober 1953 entsprechend um. Da die Systemumstellung der Oberammergauer Strecke zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war, musste die Maschine so lange abgestellt werden. Zum 1. Januar 1954 erfolgte vorübergehend die Umbeheimatung zum Bw Garmisch.

E 69 01 – 04 stellte die DB nach der Umstellung auf „z“. Für E 69 01 folgte am 25. November 1954 die Ausmusterung. Sie war von 1958 bis 1983 Denkmal im AW Freimann und steht heute im Betriebszustand von 1920 in der der Außenstelle des Deutschen Museums, der Lokwelt Freilassing.

Anschließend ließ die DB auch E 69 02, 03 und 04 im AW Freimann auf 16 2/3 Hz, 15 kV umbauen. Bis Mai 1955 standen die Loks dann wieder im Betriebsdienst und wurden dem Bw Garmisch zugeteilt (das Bw Murnau war zu dieser Zeit nur noch eine Außenstelle).

Auf der Oberammergauer Bahn gab es aber nach Übernahme des Personenzugdienstes durch ET 85 kein sinnvolles Einsatzfeld. Aus dieser Verlegenheit heraus erfolgte im Mai 1955 die Stationierung von E 69 03 in Rosenheim und E 69 04 in Freilassing, wo Rangieraufgaben für sie vorgesehen waren.

Bereits wenig später disponierte die DB wieder um: Sie versah E 69 02 und E 69 03 im Juli 1955 im Bw München Ost mit Rangierfunk, stationierte sie am 15. Juli 1955 zum Bw Heidelberg um und übertrug ihnen den Rangierdienst im neuen Heidelberger Hbf, wo sie sich gut bewährten.

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter