Die Eisenbahn im Saarland: Ohne Grenzen

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Am 10. Juli 1974 begannen im Bahnhof Bexbach die Arbeiten zur Errichtung des Zugbahnfunk-Netzes im Direktionsbezirk. Dazu wurde ein 21 Meter hoher „silberner Mast“ gesetzt und feierlich eingeweiht. Zwei Jahre später waren bereits 500 Kilometer Strecke mit Funkbetrieb ausgerüstet, in den Folgejahren kamen weitere 850 Kilometer dazu.
Mit einer Direktverbindung nach München mit Kurswagen nach Klagenfurt Anfang der 1980er-Jahre wurde das Saarland in das sogenannte „IC-System 79“ einbezogen.
Bis zum Ende des Jahrzehnts hielten sich noch die mächtigen Anlagen des ehemaligen Dampflok-Bw am Saarbrücker Hauptbahnhof. Am 11. Januar 1989 wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Der Schuppen, schon lange dem Verfall preisgegeben, wurde Mitte Juni 1990 beseitigt.

Der Nachwelt erhalten geblieben sind die Hallen des 1997 zu Gunsten des AW Kaiserslautern geschlossenen, einst so bedeutenden Wagen-AW Saarbrücken-Burbach. Ebenso wie die Gebäude des Bw Dillingen und Bw Homburg wurden sie einer neuen Nutzung zugeführt.

Bestand haben auch zwei von der DB stillgelegte Strecken im Saarland, die heute zu musealen Zwecken genutzt werden. Es handelt sich um die ehemals private „Merzig-Büschfelder-Eisenbahn“ (MBE), auf der mit den beiden restaurierten Saarberg-Dampfloks Nr. 26 und 34 Museumsfahrten veranstaltet werden, sowie die 1980 für den Personenverkehr stillgelegte Ostertalbahn von Ottweiler nach Schwarzerden, die vom „Arbeitskreis Ostertalbahn“ 2001 zu neuem Leben erweckt wurde.

Eine Renaissance erlebte auch die gute, alte Saarbrücker Tram mit dem Comeback der Saarbahn. Seit 24. Oktober 1997 sind die modernen Bombardier-Niederflurtriebwagen zwischen Stadtgebiet Saarbrücken und dem französischen Saargemünd auf der DB-Kursbuchstrecke 684 im Einsatz. In der anderen Richtung wurden bisher mehrere saarbahneigene Streckenabschnitte in Richtung Endziel in Betrieb genommen, 2013 soll der nördliche Wendepunkt, die Stadt Lebach im Landkreis Saarlouis, erreicht sein.

Einhergehend mit der Schließung des Bw Saarbrücken und der Ausmusterungswelle von Altbau-Elloks ist die Zahl der lokbespannten Personenzüge wie überall stark zurückgegangen. Die das Saarland bedienenden Regionalbahnen (RE und RB) werden mit den Baureihen 111, 143, 425, 426, 628, 642, 643 und 612 gefahren. Die Fahrzeuge der Dieseltraktion werden im Bh Kaiserslautern, die der elektrischen in den Bh’en Trier und Ludwigshafen gewartet. Vor den wenigen IC-Zügen gelangen die Reihen 101 und 120 über die Pfalzstrecke nach Saarbrücken.
Durch die Industriewerke und die verbliebene Montanindustrie herrscht im Saarland nach wie vor ein reger Güterverkehr, in den auch die SBB Cargo Deutschland eingebunden ist. Ihr oblag u. a. seit März 2005 bis Ende Februar 2010 der Transport der bereits erwähnten Flüssigeisenzüge, die mit Schweizer Loks von den Hochöfen der Dillinger Hütte nun zum Saarstahlwerk in Völklingen gebracht wurden.

Mit dem von der EU kofinanzierten Projekt „POS-Nord“ (Paris-Ostfrankreich-Südwestdeutschland) wurde der Grundstein für den ICE-Schnellverkehr an der Saar gelegt. Am 10. Juni 2007 war es soweit: Das Saarland war mit der Verbindung Frankfurt (Main) – Paris in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz eingebunden, der Hauptbahnhof Saarbrücken kann sich nun Eurobahnhof nennen.

Kritische Stimmen bemängeln, dass das Saarland seit der Bahnreform 1994 mit der Schließung von Werken, Stellenabbau und Streichungen von Verbindungen in Richtung Mosel und Pfalz von der DB stiefmütterlich behandelt wird. Bleibt zu hoffen, dass das kleine Bundesland, an dessen Aufschwung und wechselvoller Geschichte die Bahn einen wesentlichen Anteil hatte, auch in Zukunft ein blühendes Bahnland bleibt.   

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 05/10

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