Die Familie der V 300 der DR

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Bereits 1970 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse ein Exemplar der als  V 300 bezeichneten neuen Baureihe vorgestellt. Als Basis für diese Lokomotive diente die vom Hersteller unter der Bezeichnung TE 109 entwickelte Maschine. Während in der V 200 noch ein Zweitaktdiesel arbeitete, verrichtete nun ein Viertaktdiesel mit angeflanschtem Generator seine Arbeit zur Erzeugung des elektrischen Stromes für den Antrieb der Fahrmotoren. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 140 km/h ausgelegt.  

Zuerst ohne Heizung: 130 und 131
Nur die geforderte elektrische Energieversorgung für die Reisezugwagen konnte vom Hersteller noch nicht realisiert werden. Bis 1973 wurden 80 Stück mit den neuen EDV-Nummern als 130 001 – 080 in Dienst gestellt. Die Krux an der Geschichte: Man hatte nun eine Lok, die man so eigentlich gar nicht wollte! Sie war zwar schnell genug für Reisezüge, aber noch immer ohne elektrische Energieversorgung für die Heizung der Wagen!

Bedingt durch die Übersetzung für 140 km/h war die V 200 mit ihren nur 2.000 PS bei 100 km/h Höchstgeschwindigkeit in der Anfahrzugkraft im Güterzugdienst beliebter …

Daraufhin wurde mit dem Hersteller vereinbart, bis zur einsatzbereiten elektrischen Energieversorgung die noch zu liefernden Maschinen mit auf 100 km/h geänderter Höchstgeschwindigkeit zu versehen. So entstand die nicht geplante Baureihe 131, im Jahr 1973 in 76 Exemplaren als 131 001 – 076 in Dienst gestellt. Die „Güterzug-Bullen“ brachten nun allerdings die verbliebenen ölgefeuerten 44er mächtig ins Schwitzen.  


1973 klappt es auch mit der Zugheizung
Mit 130 101 und 130 102 erfolgte 1973 dann endlich die Vorstellung von Maschinen mit der ersehnten Energieversorgung, die Baumuster der 132 standen bereit! Ihre Höchstgeschwindigkeit wurde nun auf 120 km/h festgelegt und die teilweise in der Baureihe 130 schon vorhandene elektrodynamische Bremse kam nun ebenfalls serienmäßig zum Einsatz. Bis 1982 stellte die Reichsbahn schließlich 709 Maschinen in Dienst.

Als auf 4.000 PS leistungsgesteigerte Version erschienen in den Jahren 1977/1978 noch die Lokomotiven 142 001 – 006. Damit war die Beschaffung schwerer dieselelektrischer Streckenloks aus der Sowjetunion zum Abschluss gekommen.  Nach der Indienststellung bespannten die Loks der Baureihe 130 gemeinsam mit den ab 1970 als Reihe 120 bezeichneteten ehemaligen V 200 vorrangig Güterzüge im Norden und Osten der DDR.

Den Anfang mit der 130 hatte 1970 traditionell Halle gemacht, wo die Maschinen unter Aufsicht der VES-M harten Tests unterzogen wurden. Wegen der für Steigungsstrecken ungünstigen Übersetzung setzte man die Loks der Serienlieferungen dann u. a. in Neustrelitz (1976: 38 Stück) und Seddin (1972: 32) ein, wo sie schnell beliebt waren. Umläufe führten sie von der Ostseeküste bis Oebisfelde, Frankfurt (Oder) oder Dresden.

Frankfurt (Oder) selbst wurde später zur 130-Hochburg, in den 1980er-Jahren waren oft weit mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes (höchste Zahl: 48) von dort aus unterwegs. Die Baureihe 131 wiederum war ideal für die Mittelgebirge im Süden und Osten der DDR geeignet. Den Bahnbetriebswerken Erfurt, Halle G, Reichenbach und Weißenfels wurden somit die ersten 131 zugeteilt.

1979 kamen die Lokomotiven nach Arnstadt. Auch Meiningen erhielt die 131er, sodass nun die Güterzüge auf der Rampe über Oberhof und im gesamten Werratal fest in der Hand der 131er waren, die selbst mit schweren Containerzügen bis Sonneberg fuhren und dort bis 1981 den allerletzten 95ern begegneten.  

Im ganzen Land im Einsatz
Fast in allen Bahnbetriebswerken der Deutschen Reichsbahn wurde ab 1973 die Baureihe 132 heimisch und zog schwerste Schnell- und Güterzüge. Aber auch mit nur zwei oder drei Reisezugwagen waren sie umlaufbedingt manchmal unterwegs. Eingeschränkt wurde der Einsatz nur durch die relativ hohe Dienstmasse der Lok. 

In Stralsund wurden die Maschinen der 4.000 PS starken Baureihe 142 heimisch und  schleppten unter anderem schwere Kesselwagenzüge zum Überseehafen in Rostock und kamen im Schnellzugdienst gemeinsam mit den Loks der Baureihe 03.10 bis zu deren Ausscheiden aus dem Betriebsdienst 1981 zum Einsatz. 

Die ersten Loks hatte Erfurtbekommen: Sie sollten das Zwischenspiel mit der Baureihe 131 (mit Heizwagen vor Interzonenzügen nach Gerstungen (– Bebra) beenden. 1973 war in dieser Relation der Einsatz der ölgefeuerten 01.5 beendet worden.  Abgenommen und unterhalten wurden alle Loks in Dessau. Ab 1974 kam das Raw Cottbus hinzu.

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