Die Rhätische Bahn erschließt Graubünden

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Das Eisenbahngesetz von 1958 brachte wegen der höheren Abgeltungen durch den Bund eine Erleichterung. In den 1960er-Jahren boomte durch den Kraftwerksbau der Güterverkehr eine Zeit lang. Im Personenverkehr erzielte die RhB seit den 1970er-Jahren Erfolge durch die touristische Vermarktung ihrer Strecken, die Einführung des Bernina-Express und die verbesserte Werbung für den Glacier-Express.

Eine Erfolgsstory begann Ende 1999 mit der Eröffnung der Vereina-Linie samt dem zur Zeit längsten Meterspurtunnel der Welt, denn die Autotransporte zwischen Klosters-Selfranga und Sagliains im Unterengadin übersteigen auch die kühnsten Erwartungen. Darüber hinaus wirken sich die schnelleren Verbindungen ab Landquart positiv auf den Tourismus im Engadin aus.

Wegen der trotzdem anhaltenden wirtschaft­lichen Probleme beschloss der RhB-Verwaltungsrat 2006, im Rahmen des Konzepts „Retica 30“ das Personal vor allem bei den Werkstätten und Stationen bis 2008 um rund 150 Mitarbeitende zu verringern, um Ressourcen für die Sanierung der Infrastruktur und die Beschaffung von modernem Rollmaterial zu schaffen.

Am 7. Juli 2008 wurden die Albula- und die Bernina-Strecke Thusis – St. Moritz – Tirano in das UNESCO-Welterbe aufgenommen, ein großer (auch finanzieller) Erfolg für die RhB, denn sie ist nach der Semmeringbahn in Österreich und den Mountain Railways of India die dritte Bahn, der diese Ehre zu Teil wird. Neben der Strecke sind auch Kulturgüter, Ortsbilder und Landschaftselemente in unmittelbarer Nähe geschützt sowie die Kulturlandschaft, welche vom Zug aus zu bewundern ist.

Rollmaterial
Zur Grundausstattung der LD gehörten fünf 1’C-Dampfloks G 3/4, 23 Personen-, drei Gepäck- und 60 Güterwagen sowie ein Keil-Schneepflug. Sehr bald folgten drei Postwagen und zwei leistungsstärkere Malletloks vom Typ G 2/2+2/2. Das weitere Rollmaterial, z. B. drei 1’C-Loks, Malletloks der Gattung G 2/2+2/3 sowie zahlreiche Personen-, Gepäck-, Post-, Güter- und Dienstwagen, wurde im Hinblick auf die neue Strecke Landquart – Chur – Thusis beschafft. In der Folgezeit kaufte die RhB für das gesamte Stammnetz einheitliches Rollmaterial, z. B. die 1’D-Schlepptenderloks der Gattung G 4/5, welche für die anspruchsvolle Albula-Strecke konzipiert waren.

Nachdem sich der elektrische Betrieb im Engadin bewährt hatte, elektrifizierte die RhB das gesamte Stammnetz mit Wechselstrom, um leis­tungsfähiger und vom Kohleimport unabhängig zu werden. Allerdings waren die im Engadin eingesetzten Maschinen für die Albula-Strecke zu schwach, so dass ab 1921 in vier Lieferungen 15 sechsachsige „Krokodile“ in brauner Farbgebung beschafft wurden. Die Dampfloks verkaufte die RhB ins In- und Ausland.

Für den „Fliegenden Rätier“ kamen ab 1939 vier Leicht-Triebwagen BCe 4/4 und acht passende Personenwagen, alle in roter Farbe, zum Einsatz. Einen Quantensprung in Sachen Leistung und Technik stellten die zehn laufachslosen Elloks mit Einzelachsantrieb der Reihe Ge 4/4 I dar, die sich an die normalspurigen Ae 4/4 der BLS anlehnten und ab 1947 in zwei Lieferungen beschafft wurden. Ab 1985 wurden die Maschinen grundlegend modernisiert und für den Pendelzug-Betrieb vorbereitet.

Für den stark expandierenden Güterverkehr beschaffte die RhB 1958 zwei, 1965 nochmals fünf leistungsstarke Ge 6/6 II mit geteiltem Kasten und drei zweiachsigen Drehgestellen, die großen Schwestern der Ge 4/4 I. Später bespannten diese Ge 6/6 II vor allem die Albula-Schnellzüge.

Für einen zeitgemäßen Nahverkehr im Churer Rheintal, dem Domleschg und dem vorderen Prättigau bestellte die RhB ab 1968 insgesamt sechs Triebwagen Be 4/4 mit Thyristorsteuerung sowie die passenden Zwischen- und Steuerwagen. Erstmals wurde bei diesen Fahrzeugen eine automatische Kupplung verwendet.

Um die älteren Elloks ablösen zu können, beschaffte die RhB 1972 zehn, in den Jahren 1983/84 weitere 13 Ge 4/4 II, ebenfalls mit Thyristorsteuerung. Die Ge 4/4 II 611 – 620 waren die letzten RhB-Loks in grüner Farbgebung. Die bisher letzte Lok-Serie sind die insgesamt zwölf Ge 4/4 III in Drehstrom-Umrichtertechnik für die Albula-Strecke, die NEVA-Pendel und die Vereina-Auto­transportzüge.

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