Die Rhätische Bahn erschließt Graubünden

Seiten


Die seit der Betriebseröffnung elektrifizierten „Gleichstrombahnen“ setzten vor allem Triebwagen ein: Bei der BB waren dies 14 BCe4, wobei Wagen 13 1921 in 15 umnummeriert wurde, und drei BCFe4, die anfangs durch zwei Kleinloks Ge 2/2 und einen Gepäcktriebwagen Fe 2/2 unterstützt wurden, ab 1916 durch eine Gepäcklok Ge 6/6, später Ge 4/4 sowie das legendäre „Bernina-Krokodil“. Nach der Fusion wurde die Erstausstattung modernisiert. Ab 1964 kamen neun ABe 4/4 II sowie zwei Zweikraft-Loks Gem 4/4 hinzu, ab 1988 sechs ABe 4/4 III.

Während die ChA für den Bau zwei von der BOB übernommene Dampflokomotiven einsetzte, fand der planmäßige Betrieb mit sechs Triebwagen BCFe 4/4 statt. Zur Modernisierung beschaffte die RhB 1957/58 sechs ABDe 4/4 und 1973 zwei zusätzliche ABe 4/4. Seit der Umstellung auf Wechselstrom im Jahr 1997 verkehren zwischen Chur und Arosa Stammnetz-Fahrzeuge.

Die Grundausstattung der BM bestand aus fünf BCe4 und einem Gepäcktriebwagen Fe 4/4. Von der RhB wurden diese Fahrzeuge modernisiert, 1958 kam ein BDe 4/4 hinzu, dessen Bauweise sich an die ChA-Fahrzeuge anlehnte. Leihweise wurden auch zwei ABe 4/4 der Appenzeller Bahnen eingesetzt.

Gegenwart und Zukunft
Einen großen Einschnitt im Betriebskonzept, aber auch im Erscheinungsbild der RhB, stellen 15 dreiteilige Zweisystem-Triebzüge ABe 8/12, „Allegra“ genannt, dar, welche die ABe 4/4 II und Ge 4/4 I ersetzen. Diese Fahrzeuge können unter Wechsel- und unter Gleichstrom fahren und werden mit den Bernina-Express-Zügen, auf der Bernina-Linie selbst, den Strecken Landquart – Davos sowie Chur – Arosa eingesetzt.

Ab 2012 ersetzen fünf vierteilige, nur unter Wechselstrom einsetzbare „Allegra“ die Vorortpendel im Raum Chur. In naher Zukunft sollen Gliederzüge auf der Albula-Strecke für mehr Komfort sorgen, und danach sollen weitere, noch längere „Allegra“ beschafft werden – sofern die Finanzierung gesichert ist.

Im Rahmen des Konzepts „Retica 30“ will die RhB schrittweise das Angebot auf der Linie Landquart – Vereinatunnel – St. Moritz sowie zwischen Chur und Arosa bzw. Ilanz ausbauen, da die SBB ab 2014 zwischen Zürich und Chur zwei IC-Züge stündlich anbieten. Doch fehlt für diese Verbesserungen teilweise das adäquate Rollmaterial. Bei der Infrastruktur stehen der Neubau des knapp sechs Kilometer langen Albula-Tunnels an, die Sanierung von zahlreichen Brücken und Viadukten und auch die Modernisierung von Bahnhöfen, z. B. in St. Moritz, Davos Platz und Campocologno.

Teuere Schweiz
Negativ wirkt sich zur Zeit der hohe Frankenkurs auf den Tourismus in der Schweiz aus, aber auch auf den Glacier- und Bernina-Express. Probleme gibt es auch beim Güterverkehr, weil 2010 das größte Schweizer Sägewerk in Domat (Ems) in Konkurs ging und spätestens ab 2013/14 die umfangreichen Verkehre zur Neat-Baustelle in Sedrun wegfallen. Ein großer Erfolg ist und bleibt die Autoverladung am Vereinatunnel, die auch die kühnsten Erwartungen bei weitem übertrifft.

Von Hans-Bernhard Schönborn

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 07/12.
 

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter