Endstation Würzburg

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Die 118 erscheint
Die Beliebtheit des Würzburger Betriebswerkes bei zahlreichen Eisenbahnfreunden begann im Mai 1974. Da „von oben“ entschieden wurde, den Bestand der Baureihe 150 in Würzburg aufzulösen – die meisten Loks gelangten zum Bahnbetriebswerk Nürnberg Rbf –, musste diese Lücke anderweitig geschlossen werden. Es bot sich an, dafür die bislang in den Betriebswerken Freilassing, Regensburg und Nürnberg Hbf stationierte Baureihe 118 (wie sie ja seit 1968 bezeichnet wurde)  vollständig  in Unterfranken zusammenzuziehen. Wenn auch diese Lösung angesichts der fortgeschrittenen Nutzungsdauer jener Loks allenfalls als mittelfristig angesehen werden konnte, verschaffte sie dem Bw Würzburg doch zumindest einige Jahre weitere Existenzsicherheit.
Seit 1963 waren von der Bundesbahn in Unter- und dem südlichen Mittelfranken auch zügig weitere Bahnlinien elektrifiziert worden, sodass sich das Einsatzgebiet von Elloks beträchtlich erweitert hatte. Unter Spannung kamen so die Strecken:
– Würzburg – Treuchtlingen (1965),
– Gemünden – Schweinfurt (über die Werntalbahn) – Bamberg (1971),
– Rottendorf – Waigolshausen und
– Nürnberg – Ansbach (beide 1972).
In Umstellung befand sich die überwiegend durch Nordbaden verlaufende Verbindung Würzburg – Lauda – Osterburken – Neckarelz, die ab Sommerfahrplan 1975 elektrisch befahren werden sollte.
Auf diese Weise bot sich den Würzburger Lokomotiven der Baureihe 118 ein großer Einsatzbereich im süddeutschen Raum. Abgesehen von der Relation Stuttgart – Ulm – Augsburg und den südlich von München verlaufenden Strecken waren nun fast überall die immer noch zeitlos-schönen Maschinen anzutreffen. Im Nordwesten endete deren Einzugsgebiet allerdings in Aschaffenburg – bis Frankfurt gelangte die 118 planmäßig nicht.
Ab Herbst 1976 waren noch 33 Maschinen im Einsatz, die in zwei Dienstplänen eingesetzt wurden. Nach Elektrifizierung der vor allem für den Güterverkehr wichtigen Donautalbahn Regensburg – Ingolstadt – Neuoffingen (etappenweise zwischen 1978 und 1980) erbrachte die 118 auch dort Zugleistungen.
Die beachtliche räumliche Ausdehnung des Gebietes führte naturgemäß dazu, dass nicht alle Leistungen von Würzburger Personal gefahren wurden. Und hier begann das auch von anderswo bekannte Dilemma: Manche „fremden“ Lokführer waren mit der 118 nicht mehr vertraut, die zudem auch leistungsmäßig der 103 unterlegen war. So gingen mitunter auswärtige Personale nicht gerade pfleglich mit den Altbaumaschinen um, was vom Würzburger Werkstattpersonal oft unangenehme Mehrarbeit erforderte. Dass die 118 trotzdem noch zehn Jahre voll einsatzbereit sein sollte, spricht für die hervorragende Leistung der dortigen Kollegen!
Vom Sommerfahrplan 1982 an wurde für die 118 nur noch ein Umlaufplan aufgestellt, in dem fortan 23 Lokomotiven pro Tag eingesetzt wurden.

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