Erstklassig in jeder Hinsicht

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Nachdem die Schweizerische Industrie-Gesellschaft beim Bau der Sitzwagen des RAm TEE I involviert war, wurde diese im April 1957 in die Projektgruppe Vierstromzug eingebunden, wobei erstmals auch Ideen zur Realisierung von sieben- oder neunteiligen Zügen entstanden. Die Projektstudie vom Juli 1957 sah die gemeinsame Beschaffung von siebenteiligen Zügen der 1. Klasse durch FS und SBB vor.

Das Projekt lehnte sich optisch an den seit 1952 durch die Italienische Staatsbahn in Betrieb genommenen Luxuszug „Settebello“ an.

Im darauf folgenden Jahr wurden weitere Überlegungen zur Gestaltung des Fahrzeuges angestellt. Ein im März 1958 erteilter Auftrag zum Bau einer siebenteiligen Garnitur wurde gestoppt. Der wagenbauliche Teil erwies sich als zu kostspielig. Die SBB bestellten im Februar 1959 nun zunächst vier fünfteilige Triebzuggarnituren, die in einem dreitägigen Umlauf je zwei Zugspaare am Gotthard- und am Simplonpass bedienen sollten. Gemäß Pflichtenheft sollte der neue Zug auch mit ausreichender Leistungsreserve mühelos über die 33 Promille steile Arlbergbahn fahren können. 

Um Erfahrungen für den künftigen RAe TEE II zu sammeln, wurde die abgestellte Gasturbinenlok Am 4/6 1101 zum Erprobungsträger Ae 4/6 III 10851 in der Hauptwerkstätte Zürich umgestaltet. Die 10851 wurde für den Einsatz unter den drei Systemen 15 kV/16,7 Hz und 25 kV/50 Hz Wechselstrom sowie 1.500 V Gleichstrom ausgestattet und in Genf stationiert. Die Erprobung des Einzelgängers fand im Abschnitt Genf – Ambérieu unter 1.500 V Gleichstrom bzw. zwischen Basel und Strasbourg unter 25 kV/50 Hz in Frankreich statt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen flossen in den Bau der TEE-Züge ein. Deren Auslieferung erfolgte im Jahre 1961. Sie wurden als RAe TEE II 1051 – 1054 in Dienst gestellt.


Der mechanische Teil

Die ersten vier Garnituren des RAe TEE II wurden zunächst als fünfteilige Züge ausgeliefert, wobei an zweiter Stelle nach dem Steuerwagen der sechsachsige Maschinenwagen lief. 1966 wurde die Erweiterung um einen sechsten Zwischenwagen beschlossen, der zwischen dem Steuerwagen 1 und dem Maschinenwagen eingereiht wurde. Zusätzlich wurde ein fünfter Vierstromzug mit der Betriebsnummer 1055 in Dienst gestellt.
Der sechsteilige RAe TEE II besteht aus zwei Steuerwagen, dem Maschinenwagen, einem Speisewagen und zwei Mittelwagen. Interessant ist, dass die Fahrzeuge bis auf den Maschinen- und Speisewagen nur über je einen Einstiegsbereich verfügen. Da die Züge auf langen Strecken ohne häufigen Fahrgastwechsel fahren sollten, genügte die geringe Zahl der Einstiege völlig.

Die beiden Steuerwagen haben eine Länge von je 25.200 mm und beinhalten jeweils am Zugende einen 1.950 mm langen Führerstand. Die runden Fronten hauchen dem Zug zeitlose Eleganz ein. Im anschließenden, 13 m2 großen Einstiegsbereich wurden die Garderoben und Gepäckablageflächen eingebaut. Von dort aus gelangt man in den komfortablen Fahrgastraum. Die Zwischenwagen sind je 23.900 mm lang und als Großraumwagen ausgeführt und weisen eine Bestuhlung 2 + 1 auf.

Ein technisches Highlight stellt der Maschinenwagen dar. Dieser ist als einziges Fahrzeug sechsachsig ausgeführt und beinhaltet die elektrische Ausrüstung. Seine Länge beträgt 24.200 mm. Als Antrieb wurde ein BBC-Federantrieb eingebaut. Die Fahrmotoren befinden sich jeweils in den äußeren Achsen der dreiachsigen Drehgestelle, die einen Achsstand von 3.800 mm aufweisen. Auf dem Dach befinden sich die Dachleitungen und die paarweise oberhalb der Drehgestelle angeordneten vier Stromabnehmer vom Typ BBC 355. Alle Stromabnehmer tragen unterschiedliche Schleifstücke mit verschiedenen Wippenbreiten für das sehr weitläufige Einsatzgebiet.

Der Speisewagen ist wiederum 23.900 mm lang und verfügt über eine sehr gut ausgestattete Küche und die Bar. Das Fahrzeug ist zusätzlich mit einem Wassertank ausgestattet. Sämtliche Wagen ruhen (bis auf den sechsachsigen Maschinenwagen) auf jeweils zwei zweiachsigen Drehgestellen mit einem Achsstand von 2.700 mm. Der Durchmesser der Laufradsätze beträgt neu 940 mm, jener der Antriebsräder 1.100 mm.

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