Gelungene Rekonstruktion

Die Kriegslok der Baureihe 52 wurde nach 1945 zum Aufbauhelfer in den Ländern des Ostens. Besonders die DDR konnte auf ihre Dienste nicht verzichten. 200 Maschinen wurden rekonstruiert, sie fuhren bis in die letzten Tage der Dampfzeit. Von Manfred Weisbrod

 
24. Mai 1974, Frankfurt (Oder) Rbf: Die 52 8155 hat gusseiserne Sandkästen der Baureihe 50. Die Anstellwellen sind mit Kardangelenken daran vorbeigeführt, das typische Chaos am 52.80-Kessel Manfred Weisbrod	© Manfred Weisbrod

Das Reichsbahn-Ausbesserungswerk Stendal in der Altmark hat bei der Rekonstruktion von Dampflokomotiven Akzente gesetzt. So stammen die erste Rekolokomotive, die 50 3501, ebenso wie die letzte, die 52 8200, aus dem Raw Stendal. Von den insgesamt 687 für die Deutsche Reichsbahn rekonstruierten Maschinen kamen mit 407 Stück die meisten aus Stendal.
Eine Rekonstruktion der Baureihe 52 war seitens der Hauptverwaltung (Hv) Raw der Deutschen Reichsbahn nicht vorgesehen, man plante für 1957 lediglich den Einbau neuer Hinterkessel. Für 1958 waren 300 Generalreparaturen (Schadgruppe L 4 GR) vorgesehen, doch das Raw Stendal ermittelte die Kosten für eine Generalreparatur und eine Rekonstruktion (mit Neubaukessel) und fand heraus, dass die Rekonstruktion volkswirtschaftlich günstiger war. Der Direktor des Raw Stendal schlug am 6. April 1960 der Hv Raw vor, statt der Generalreparatur die Lokomotiven zu rekonstruieren. Die Hv Raw und die Hv der Maschinenwirtschaft stimmten der Rekonstruktion zu, wohl auch deshalb, weil das Raw Stendal noch über 50 Rekokessel Bauart 50 E verfügte, die bei der Rekonstruktion der Baureihe 50 nicht benötigt wurden.
Was oft falsch dargestellt wird: Die Rekokessel der Baureihen 50 und 52 waren nicht baugleich! Die kleinen Unterschiede sind im Kasten links zusammengestellt.
Der in allen Teilen geschweißte Rekokessel der Baureihe 52 besaß einen konischen Übergangsschuss zum Hinterkessel, der breiter war als der Langkessel. Deshalb war der Einbau einer neuen Führerhaus-Vorderwand erforderlich. Der Nassdampfregler Bauart Schmidt & Wagner blieb erhalten, erhielt aber Seitenzugbetätigung.
Der breiter werdende Hinterkessel machte eine Teilung der Steuerstange erforderlich; den seitlichen Versatz überbrückt ein Pendel. Auf der linken Kesselseite überbrückten anfangs bei den Lokomotiven 52 8001 – 8030 die drei Züge den hinteren Sandkasten mit Kardangelenken. Das ist Jahre später geändert worden. Den Verteilerstutzen hat man hinter den Sandkasten (in Richtung Führerhaus) verlegt, womit die Kardangelenke entfielen, aber eine Leitung zum Dampfentnahmestutzen am Dampfdom erforderlich wurde. Diese Leitung hat offensichtlich jeder Rohrschlosser nach Tagesform über den Sandkasten verlegt. Sie gibt den Kritikern recht, die das Leitungschaos am Kessel der Rekolokomotiven beklagen.
Für die Baureihe 5280, die generell zwei Sandkästen mit jeweils vier Fallrohren besaß, kamen sowohl die großen der Baureihe 52 als auch die geschweißten Sandkästen nach dem Muster der Baureihen 2310 und 5040 zum Einsatz. Einige Loks erhielten auch die gegossenen Sandkästen mit gerundeten Ecken der Baureihe 50.
Die Rekokessel für die Baureihe 5280 lieferten der VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ Magdeburg (SKL) und das Raw Halberstadt. Mehrheitlich kamen die Kessel jedoch von SKL Magdeburg. Die Kessel sowohl der Baureihe 5280 als auch die letzten der Baureihe 5035 besaßen anstelle von Deckenstehbolzen drei Deckenanker, die die Feuerbüchse halten sollten. Wegen ihrer thermischen Bewegung konnten sie diesen Zweck jedoch nicht zuverlässig erfüllen. Sie rissen oft ab und beschäftigten somit immer wieder das Raw.

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