Jubiläum in Sicht: Die Steilstrecke im Hunsrück

Seiten


Die Talfahrt ging dann noch langsamer vor sich, weil dauernd gebremst werden musste. Die Lok konnte man auf der ganzen Fahrt Luft pumpen hören. Das Lok-Personal schien froh zu sein, wenn es wieder glücklich unten war.“
Soweit Oskar Maixner …


Triebfahrzeugeinsatz

Wie in der obigen Schilderung schon erwähnt, kamen in den ersten Be­triebs­jahren C1’-Zahnradloks der preußischen Gattung T 26 auf dem Steigungsabschnitt bis/ab Buchholz zum Einsatz, während für den weiteren Abschnitt bis Simmern die T 93 verwendet wurde. Nach einem glücklosen Intermezzo mit einer 1’D1’-Maschine der Gattung T 28, der 97 401, war man fortwährend bestrebt, den Zahnradbetrieb aufgeben zu können und die Steilstrecke im reinen Adhäsionsbetrieb zu bewältigen. Scheiterte dies in Form der T 20 (1’E1’) zunächst noch an deren für die Nebenbahn zu hohem Gewicht, so gelang es schlussendlich mit der T 161 (945) mit Riggenbach-Gegendruckbremse.

93er und 57er des Bw Simmern kamen jenseits der Steilstrecke zum Zug, wobei erstgenannte, so sie mit Gegendruckbremse ausgerüstet war, auch bis Boppard fahren durfte. Alle Loks verkehrten aus Sicherheitsgründen sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr am talseitigen Ende des Zuges, lediglich in den letzten Jahren spannte man die zur Zeit dort eingesetzten Dieselloks der Reihe 218 an die Zugspitze, weil man sich so eine geringere Belastung des arg angegriffenen Oberbaus erhoffte. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2007 wird jedoch wieder den Berg hinauf geschoben. Für die Steilstreckenloks existierte in Boppard ein „Lok­bahn­hof“, der im Laufe der Jahre wechselweise mal Koblenz, Simmern und auch Bingerbrück zugeordnet war.

Auch in Buchholz waren Anlagen zur Lokbehandlung errichtet worden, u. a. ein dreiständiger Lokschuppen und eine Drehscheibe. Der Lokschuppen dient noch heute, allerdings völlig umgestaltet, einer ortsansässigen Firma.


Die 94er gehen

Ab 1956 setzte dann das Bw Simmern bis nach Boppard zweimotorige Schienenbusse der Baureihe VT 98 mit spezieller Steilstreckenbremse ein, der Güterverkehr nach Buchholz erfolgte von nun an planmäßig via Kastel­laun – Pfalzfeld. Aber auch im Schienenbusbetrieb galten steil­strecken­spezi­fische Besonderheiten, so musste pro Bei- oder Steu­er­wa­gen ein Motorwagen im Zugverbund laufen, maximal vierteilige Garnituren waren zulässig. Wie im Lokbetrieb musste sich ein Motorwagen talseitig befinden.

Mit der Einstellung des Personenverkehrs im Abschnitts Simmern – Em­mels­hausen bzw. des Gesamtverkehrs zwischen Pfalzfeld und Em­mels­hau­sen am 29. Mai 1983 verschwanden auch die Schie­nen­busse wieder und die Baureihe 213 mit hydrodynamischer Bremse dieselte fortan auf die Hunsrückhöhen.

Nun wurde der Hauptgüterkunde, eine Baumaschinenfabrik in Buchholz, auch wieder von Boppard aus bedient, auch hier musste die Lok ihre Über­gabe den Berg hinauf schieben. Für diese Zwecke wurde ein eigens umgebauter Güterwagen mit Frontfenster zur Streckenbeobachtung in Boppard vorgehalten (Bezeichnung Pwghs 950 5 975 – 7). Nur wenn ge­le­gent­lich infolge hohen Frachtaufkommens zwei Talfahrten anstanden, verkehrte die Bergleistung mit je einer Maschine an der Zugspitze und am Ende. Der Güterverkehr wurde schließlich in den neunziger Jahren ein­ge­stellt.

Um die ursprünglich Gießener 213 nach Wegfall Ihres langjährigen Ein­satz­ge­bie­tes zwischen Dillenburg und Biedenkopf näher an den nun verbliebenen Strecken zu konzentrieren (auch die Steilstrecke vom rechts­rheinischen Linz nach Kalenborn wurde im Übergabeverkehr be­dient), be­hei­ma­tete man die zehn Loks 1987 nach Koblenz-Mosel um. Es folgte noch ein Wechsel zum Bw Köln 2, ehe sich auf Thüringens Steilstrecken ein neues Aufgabengebiet erschloss.

Anfang der neunziger Jahre hielt so die V 160-Familie Einzug im Wen­de­zug­dienst auf der Hunsrückbahn, zunächst in Form von Trierer 215, ab der Jahrtausendwende ersetzt durch die Baureihe 218. Für etwa ein Jahr konnte man mit etwas Glück sogar die TEE-farbene 218 217 beobachten, ehe auch sie ins allgemein übliche Verkehrsrot umlackiert wurde.


Neuer Oberbau, neuer Betreiber

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter