Mit Ölhauptfeuerung

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Dabei zeigte sich, dass durch die Ölhauptfeuerung der spezifische Brennstoffverbrauch im Vergleich zu den Kohleloks um bis zu 35 Prozent sank. Allerdings war der spezifische Dampfverbrauch höher. Dies lag am zusätzlichen Dampfbedarf für den Brenner, den Hilfsbläser und die Bunkerheizung. Der Kesselwirkungsgrad der 99 0244 war mit bis zu 84 Prozent deutlich besser und lag in den betrieblich relevanten Leistungsbereichen zwischen drei und sechs Prozent über den Werten der mit Kohle gefeuerten Loks. Ihre maximale effektive Leistung erreichte die Öllok mit 615 PS bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h. Die Kohleloks erreichten nur 585 PS. Damit waren die ölgefeuerten „Harz-Bullen“ die stärksten deutschen Schmalspur-Dampflokomotiven.

Alle werden umgerüstet
Angesichts dieser überzeugenden Versuchsergebnisse beschloss die HvM, alle Maschinen der Baureihe 99.723-724 mit einer Ölhauptfeuerung auszurüsten. Allerdings musste die Konstruktion in einigen Details verändert werden. Dies betraf die Mechanik der Luftklappen, die Isolierung des Ölbunkers und den Ölregulierschieber. Außerdem erhielten die Loks ein Manometer für den Hilfsbrenner. Das Entlüftungsrohr des Ölbunkers muss­te versetzt werden, da bisher bei Rückwärtsfahrten Öldämpfe in den Führerstand eindrangen. Aufgrund der vom Brenner abgestrahlten Wärme war das Raw Görlitz gezwungen, die Loks mit Achslagergleitplatten aus Rotguss auszurüsten.

Im Sommer 1977 begann der Serienumbau der Maschinen. Im Herbst 1978 standen dem Bw Wernigerode bereits acht ölgefeuerte „Harz-Bullen“ zur Verfügung. Damit konnte der planmäßige Bedarf in Wernigerode (fünf Loks) sowie in den Einsatzstellen Benneckenstein, Hasselfelde und Nordhausen Nord (jeweils eine Lok) abgedeckt werden. Die anderen Maschinen wurden bis 1981 umgerüs­tet. Als letzte verließ 99 0246 am 1. Februar 1981 das Raw Görlitz.

Der Einsatz der Ölloks machte auch Umbauten an der Infrastruktur notwendig. Dazu gehörten in erster Linie die Bunkeranlagen in Wernigerode und Nordhausen Nord. In Wernigerode wurde dafür der bereits seit Jahren nicht mehr benötigte stationäre Kohlenkran gegenüber vom Bahnsteig abgetragen. Auf den Betonsockel wurde der sogenannte Galgen zum Betanken der Loks gesetzt. Im dahinter liegenden Bansen wurde ein Kesselwagen als Tank aufgestellt. In Nordhausen Nord bestand die Tankanlage, die planmäßig nur von den beiden Loks aus Hasselfelde und Nordhausen genutzt wurde, lediglich aus einem Kesselwagen und einer Pumpstation.

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