Museumsbahn Bremerhaven – Bederkesa: Erfolgreiche 20 Jahre

Im 175. Jubeljahr der deutschen Eisenbahnen kann auch die Museumsbahn Bremerhaven – Bederkesa e. V. (MBB) auf ihr 20-jähriges Bestehen zurückblicken.

Text: Klaus-Jürgen Zarbel/Josef Högemann

 
Die Strecke ist, obwohl im norddeutschen Flachland gelegen, ausgesprochen abwechslungsreich. Hier passiert die V 65 02 mit ihrem Zug einen schönen Mischwald bei Drangstedt	Foto: Josef Högemann © Josef Högemann

Bald nachdem die Eisenbahn 1862 Bremerhaven erreicht hatte, meldeten sich Vertreter des Amtes Bederkesa zu Wort und forderten eine Verlängerung der Strecke in das von Landwirtschaft und Torfabbau geprägte „Nasse Dreieck“ zwischen Elbe und Weser. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen reiste 1882 der damalige Bürgermeister von Bederkesa zusammen mit einem örtlichen Gastwirt nach Berlin, um beim zuständigen Ministerium für den Eisenbahnbau zu werben. Doch erst als nach 1890 der Bau einer Eisenbahnlinie von Bremerhaven nach Cuxhaven konkret geworden war, wurde auch Bederkesa durch eine in Speckenbüttel abzweigende 17,8 Kilometer lange Stichstrecke berücksichtigt.

Es war sicherlich viel Volk auf den Beinen, als beide Strecken am 1. Juni 1896 feierlich in Betrieb gingen. Jahrzehnte lang hatte die Zweigbahn nach Bederkesa ihr Auskommen, auch wenn sich das Verkehrsaufkommen stets in Grenzen hielt. Erst der zunehmende Autoverkehr ließ den Bahnbetrieb rasch unwirtschaftlich werden, und so wurde der Personenverkehr am 24. Mai 1968 auf Omnibusse verlagert. Den Güterverkehr behielt die Deutsche Bundesbahn zunächst bei. Schließlich wurde aber auch hier das Aufkommen immer geringer und die Strecke am 31. Dezember 1993 für den Gesamtverkehr stillgelegt.

Eigentümer einer Bahnlinie
Die Samtgemeinde Bederkesa war 1989 mit dem Wunsch an die Deutsche Bundesbahn herangetreten, das stark heruntergekommene Bahnhofsgebäude zu erwerben, um dort Wohnungen einzurichten. Interesse bestand aber auch an Teilen des Bahnhofsgeländes. Im Verlauf der Verhandlungen machten die DB-Vertreter deutlich, dass alsbald mit einer Einstellung des unrentabel gewordenen Güterverkehrs zu rechnen sei und somit die Bahntrasse zwischen Speckenbüttel und Bederkesa nicht mehr benötigt werde. Ein Rückbau der Bahnlinie mit anschließender Vermarktung der Grundstücke war somit nur noch eine Frage der Zeit.

Aus dieser Situation heraus kam es im Frühjahr 1990 zur Gründung des Vereins Museumsbahn Bremerhaven-Bederkesa e. V. (MBB) mit dem Ziel, die Bahnlinie vor dem Abriss zu bewahren und sie im Stil der 195oer-Jahre neu zu beleben. Einer der ersten Schritte war 1990 der Ankauf des Bahnhofsgeländes einschließlich des dringend sanierungsbedürftigen Empfangsgebäudes durch die Samtgemeinde Bederkesa und der anschließende Abschluss eines Pachtvertrages mit dem noch jungen Verein. Unverzüglich ging es ans Werk, um aus dem „Schandfleck“ Bahnhof mit viel Optimismus, Engagement, Muskelkraft sowie zahlreichen Spenden und großzügigen EU-Fördermitteln ein wahres Schmuckstück zu schaffen, das 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Besondere Erwähnung verdient die Gaststätte, urgemütlich wieder hergerichtet im Stil der 1960er-Jahre.

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