Nobel und schnell: F-Zug „Blauer Enzian“

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Wie schon in den 1930er-Jahren – damals jedoch im Wesentlichen sternförmig auf die Hauptstadt Berlin ausgerichtet – entstand ein Netz, das zunächst von Hamburg bis München und der Schweizer Grenze bei Basel bis Braunschweig reichte. Zum Einsatz kamen vorerst Schnelltriebwagen, die nach ihrer Beschlagnahme durch die Alliierten (namentlich die Amerikaner) der Bundesbahn für zivile Zwecke zurückgegeben worden waren, aber auch leichte Dampfzüge, die ausdrücklich als „vorläufiger Ersatz für neue Triebwagen mit zwei bis drei guten D-Zug-Wagen 2. Klasse, einem Speisewagen der DSG und einem Schreibabteil“ angeboten wurden. Dabei handelte es sich um im Westen verbliebene stählerne Mitropa-Speisewagen sowie zunächst noch unbearbeitete Hapag-Lloyd-, genietete AB 4 ü-23 a- oder ausnahmsweise sogar Länderbahn-Wagen, in der Regel aber Schnellzugtypen stählerner Einheitsbauarten der Lieferjahre 1928 – 1937 mit jeweils 48 bzw. 42 Plätzen in Sechser-Abteilen. Vereinzelt begegnete man auch zu Sitzwagen 2. Klasse umgestalteten ehemaligen „Rheingold“-Salonwagen.

Die stählernen Fahrzeuge hatten Rollenachslager und als herausragendes Charakteristikum neben einer inneren Vollaufarbeitung einen verkehrswerbenden blauen Außenanstrich und erstmals die Initialen „DB“ in erhabenen Lettern auf den Seitenwänden erhalten.

Die Traktion besorgten bis 1957 Dampfloks, meist der Baureihen 01, 0110, 03 und 0310, vereinzelt sogar 05, auf den elektrifizierten Strecken im Süden, das heißt ab und bis Augsburg oder Treuchtlingen, auch E 17, E 18 und E 19.

Nach Indienststellung der zu Anfang der 1950er-Jahre neu entwickelten Großdiesellokomotiven V 200 übernahmen die ersten in weiten Bereichen die Zugförderung des „Blauen Enzian“, ehe mit fortschreitender Elektrifizierung zunehmend moderne E 10 zum Einsatz kamen.

Namen für die Spitzenzüge
In Anlehnung an internationale Gepflogenheiten erhielten die innerdeutschen „blauen F-Züge“ mit Beginn des Sommerfahrplans 1952 einprägsame Namen. Ein von der Bundesbahn veranstaltetes Preisausschreiben hatte hierzu eine größere Anzahl interessanter Vorschläge erbracht – nicht zuletzt „Blauer Enzian“ für den damals in diesem System längsten Zuglauf F 55/56 München – Hamburg-Altona und zurück, der „voraussichtlich ab 1. Juli 1951 noch als Triebwagen mit Schreibabteil“ angekündigt worden war.

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