Rot und rund - Porträt: Baureihe VT 2.09.

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Der Wagenkasten ist auch bei den Baureihen 172.0 und 172.1 eine selbsttragende Stahlkonstruktion aus leichten Wälz- und Abkantprofilen, die Untergestell, Seitenwände und Dach verwindungssteif verbindet. Übergangsmöglichkeiten von Wagen zu Wagen sind nicht vorhanden. Als Zug- und Stoßvorrichtung dient auch hier die Scharfenberg-Kupplung (leicht), bei der pneumatische Leitungen mit gekuppelt werden.

Die Druckluftanlage bestand aus Luftverdichter, Hauptluftbehälter, Sandstreueinrichtung und Spurkranzschmierung sowie dem Typhon als akus-
tischem Signalgeber. Die Bremse entsprach der der Baureihe 171.0, ebenfalls der Fahrgastraum.

Maschinenanlage
Die Baureihe 172.0 besaß den unterflur eingebauten Dieselmotor 6 KVD 18,5/HRW, einen 6-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor in liegender Bauform mit Wasserkühlung. Die Baureihe 172.1 ist mit dem Motor 6 VD 18/15-1 HRW ausgerüstet, für den es einen besonderen Motortragrahmen gab. Die Leistungsübertragung erfolgte durch eine Strömungskupplung mit mechanischem Sechsgang-Zahnradgetriebe, bei dem die Zahnräder ständig im Eingriff sind. Über elektromagnetische Kupplungen wird der Kraftschluss hergestellt.

Die Baureihen 172.0 und 172.1 besaßen Vielfachsteuerung (24 V DC) für zwei Maschinenanlagen. Die Hilfseinrichtungen (zwei Generatoren und die Pumpe für das Dieselmotor-Kühlwasser) entsprachen der Baureihe 171.0.

Steuerwagen
Die Steuerwagen trugen bei Ablieferung die Nummern VS 2.08.101 bis 116 und VS 2.08.201 bis 270. Ab 1970 galten die Betriebsnummern 172 601 bis 616 und 172 701 bis 770. Ausführung und Ausstattung entsprachen den Beiwagen 171 801 – 870, ergänzt durch das Steuerpult. Einstiegsraum und Traglastenraum waren vereinigt und besaßen 9 m2 Grundfläche. Anfangs lieferte ein Radsatzgenerator mit Riemenantrieb den Strom für die Glühlampen, später gab es die zentrale Energierversorgung vom Triebwagen.

Einen markanten Unterschied gab es zwischen den Baureihen 171.0 und 172.0-1: Trieb- und Beiwagen der Baureihe 171.0 besaßen ursprünglich eine große Panorama-Frontscheibe und gewölbte Scheiben im Übergang zur Wagenlängsseite. Die Baureihe 172 besaß bei Trieb- und Steuerwagen eine dreigeteilte Frontscheibe.  Die Triebwagen der Baureihe 171 waren zum Zeitpunkt der Umzeichnung in den DB-Nummernplan (1. Januar 1992) in folgenden Dienststellen beheimatet:
  • Bw Wittenberge, Bw Salzwedel,
  • Bw Haldenleben, Bw Güsten, Bw Halberstadt,
  • Bw Leipzig Hbf Süd, Bw Stendal, Bw Dresden,
  • Bw Frankfurt (Oder), Bw Seddin, Bw Eisenach, Bw Pasewalk und Bw Jerichow.

Die Baureihen 172.0 bzw. 172.1 waren überdies in den Betriebswerken Altenburg, Wustermark, Seddin, Neuruppin, Stralsund und Neustrelitz beheimatet. Das waren vor allem Dienststellen im Flachland. Für den Einsatz im Gebirge waren die Baureihen 171/172 wegen ihrer Bremsanlage (Scheibenbremse) nicht geeignet. Auf Nebenbahnen waren die Fahrzeuge wegen ihrer geringen Radsatzfahrmasse von maximal 13,6 Tonnen ohne Einschränkungen universell einsetzbar.

Erneute Umzeichnung
Der ab 1. Januar 1992 auch für die Reichsbahn-Fahrzeuge verbindliche Nummernplan der DB bescherte den Fahrzeugen folgende neue Nummern:
  • –    171.0 wird     771.0
  • –    171.8 wird     971.0
  • –    171.1 wird     772.1
  • –    172.0 wird     772.0
  • –    172.6 wird     972.6
  • –    172.7 wird     972.7
Die Erhaltung der LVT erfolgte anfangs im Raw Wittenberge, das aber mit neu gelieferten Doppelstockwagen mehr als ausgelastet war.

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