Schicker Zug

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Die Reichsbahn erhielt damals etliche Eingaben, die die Wiederaufnahme des Triebwagenbetriebes forderten. Man wollte nicht einfach „befördert“ werden, sondern reisen. Das Ambiente der Schnelltriebzüge – die mit Läufern ausgelegten Gänge und Abteile, die täglich frischen Bezüge der Kopflehnen, die Laufruhe und „das ganze Drumherum“ konnten normale Züge nicht bieten. Die Eisenbahn hatte wieder etwas von ihrem besonderen Flair verloren.

Ab Herbst 1985 wurden nur noch Sonderfahrten durchgeführt. Den 175 014/019 setzte die DR noch als Sonderzug für Messe- und Ausflugsfahrten von West-Berlin aus ein, die sich bald wachsender Beliebtheit erfreuten. Der 175 005/006 bekam ab 10. Mai 1985 als rollender Jugendklub für das Zentrale Jugendobjekt „Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken“ ein völlig verändertes Einsatzgebiet.

Der Zug diente nun bis 1989 der kulturellen Betreuung der auf den Baustellen eingesetzten jungen Arbeiter. Den Großraum im Wagen 175 005 gestaltete man im Raw Wittenberge zum Agitations- und Kinoraum um. Die Wände zwischen den Abteilen im Mittelwagen 175 305 entfielen, um den Speiseraum zu vergrößern. In dem als „Sozialtraktwagen“ bezeichneten 175 405 wurden Schlafabteile für das Personal, ein Fernsehraum und eine Bibliothek eingebaut.

Die in Berlin und Wittenberge abgestellten Fahrzeuge wurden in den folgenden Jahren wegen der ungeschützten Abstellung nicht besser. Durch Witterungseinflüsse korrodierte die Beblechung sehr stark, durch Vandalismus ist die Inneneinrichtung in Mitleidenschaft gezogen worden. Etliche Fahrzeuge zerlegte die Reichsbahn deshalb in den 1990er-Jahren.

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 04/13.
 

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