Schmalspur ade

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Auch der Güterwagenpark konnte dezimiert werden und bestand in den letzten Jahren nur noch aus einem Pufferwagen mit normalen Zug- und Stoßvorrichtungen, der zwischen die Lok und dem ersten auf Rollböcken laufenden Normalspurgüterwagen eingestellt werden musste.

Wie sehr rationalisiert worden war, belegen diese Zahlen: Waren im Jahre 1954 noch 31 Bundesbahner für das „Öchsle“ tätig, waren es 1964 nur noch 17, und 1982, ein Jahr vor der Einstellung, waren nur noch drei Eisenbahner für die Betriebsabwicklung notwendig!

Seit Mitte der 1960er-Jahre wurde die durchrationalisierte Bahn so betrieben wie beschrieben, der starke Güterverkehr – rund 90 Prozent Ladung steuerte die Fa. Liebherr bei, die in Ochsenhausen Kühlschränke in gedeckte Normalspurwagen verlud – sorgte dafür, dass die Bahn nicht als einstellungsgefährdet galt.

Das ist eine bisher noch nie so deutlich gezeigte Parallele zur sächsischen Schmalspurbahn von Wolkenstein nach Jöhstadt, deren Aufgabe zur selben Zeit deckungsgleich war: Kühlschränke aus Niederschmiedeberg in gedeckten Normalspurwagen abzutransportieren.

Noch 1981 hatte die beiden Diesellok 251 902 und 903, die den Güterverkehr abwechseln bewältigten, im AW Nürnberg Hauptuntersuchungen erhalten. Im selben Jahr aber kündigte die Bundesbahn an, das Stilllegungsverfahren einzuleiten.

Begründet wurde es mit dem schlechten Streckenzustand: Rund 15 Millionen Mark sollte die Umspurung auf Normalspur kosten, gar mehr als 20 Millionen die Aufarbeitung der Schmalspurgleise – Geld, dass die Deutsche Bundesbahn nicht mehr für ihre „Außenseiterstrecke“ ausgeben wollte: zwei Dieselloks, Schmalspurgüterwagen, Rollschemel – von solchem Rollmaterial trennte sich die Bahn gerne.

So endete am 31. März 1983 der Gesamtverkehr zwischen Warthausen und Ochsenhausen. Glücklicherweise konnte ein Abbau der Strecke verhindert werden, heute rollen dort Museumszüge.

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 04/13.
 

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