Schnell auch mit Dampf

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Der Grundriss des Endwagens Nr. 10 401 sah am Handbremsende einen Postraum, einen Gepäckraum und die Küche vor. Der Mitropa-Bauart entsprechend verfügte diese über einen Elektroherd mit zwei Platten, einen Kühlschrank, eine Kaffeemaschine, verschiedene Vorrats- und Geschirrschränke, Anrichttische und eine Spüle.
Im anschließenden Speiseraum waren auf Klappsitzen mit rotem Lederbezug insgesamt 23 Sitzplätze vorhanden. Die mit Linoleum abgedeckten Tische boten zwei bzw. vier Plätze.
Jeder der 2./3.-Klasse-Mittelwagen 10 402, 10 403 (Baujahr 1935) und 10 404II (Baujahr 1940) verfügte über 68 Sitzplätze. Die beiden 2.-Klasse-Abteile mit je sechs Sitzplätzen waren in Wagenmitte zwischen den sieben 3.-Klasse-Abteilen mit je acht Sitzplätzen angeordnet. Der zweite Endwagen 1 0 404I (ab 1 940: 10 405) mit je vier Abteilen in der 2. bzw. 3. Klasse unterschied sich durch seinen Aussichtsraum am Wagenende auffällig von den übrigen Wagen.


  Deutliche Klassenunterschiede zeigten sich in der Ausstattung: Die Zwischenwände waren in der 2. Klasse bis zur Brüstung mit blau gemustertem Plüsch bezogen, die Türen und die über der Brüstung liegenden Wände mit Drapé-Mahagoni furniert. In der 3. Klasse gab es Eichenholzfurnier. In den 2.-Klasse-Abteilen waren blau gemusterte Plüschpolstersitze mit Rücken-, Kopfbackenund Armstützenpolstern eingebaut, in den 3.-Klasse-Abteilen waren die Sitzbänke und Rückenlehnen mit einfacher aber bequemer, bräunlich gemusterter Polsterung nach dem Vorbild der Schnelltriebwagen ausgestattet.

Moderne Belüftungs- und Heizungsanlage
Unter den Stromlinienschalen der Dampflokomotive 61 001 versteckten sich zwei große Turbogeneratoren von jeweils 10 kW Leistung. Sie lieferten den Strom für die Beleuchtung des Zuges, die Hebevorrichtung der Trittbretter, die Magnetschienenbremse, vor allem aber für die Motoren der Luftheizungs- und Lüftungsanlage.
Jeder Wagen wurde belüftet. Die Frischluft wurde dabei von einem Ventilator über Kanäle in den Zwischenwänden und im Dach in die Abteile und Seitengänge gedrückt. Oberhalb der Beleuchtungskörper waren Abstellschieber zum Abstellen oder Regeln der Luftzuführung vorhanden.
Für die Heizung war eine Warmluftanlage mit selbsttätiger Temperaturregelung eingebaut. Der bereits für die Belüftung vorgesehene Ventilator drückte die Frischluft über einen vom Lokomotivdampf gespeisten Lufterhitzer und von dort durch besondere Kanäle, die über dem Fußboden und an den Seitenwänden verlegt waren, in die einzelnen Abteile und Seitengänge. Die auf drei Wärmestufen einstellbaren Regler befanden sich an den Seitenwänden der Abteile oberhalb der Sitze. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen wurde zur Dampfersparnis beim Vorheizen die Frischluft selbsttätig abgeschaltet und mit Umluft geheizt.

Von Leonhard Bergsteiner

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