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Mit 144 Loks der Baureihe 03 ging die Deutsche Bundesbahn im Jahre 1949 an den Start. 24 Jahre später wurde das letzte Exemplar beim Bw Ulm ausgemustert. Von Martin Weltner

 
Was für ein prachtolles Motiv! Auf unserem Aufmacherbild setzen die 03 179 und eine 38er mit Wannentender am 27. September 1958 in Köln einen D-Zug in Bewegung. Foto: Slg. Helmut Brinker © Slg. Helmut Brinker
Meine persönlichen Erinnerungen an die 03 der DB sind spärlich, aber ausgerechnet die heute im Deutschen Dampflok-Museum in Neuenmarkt-Wirsberg ausgestellte 03 131 habe ich noch unter Dampf erlebt. Irgendwann im Sommer 1967 hatte ich meine Großmutter in Braunschweig besucht und wartete im dortigen Hauptbahnhof auf die Rückfahrt nach Hameln, als die 03 mit einem Eilzug aus Richtung Helmstedt einlief, um nach ein paar Minuten Richtung Hannover weiterzudampfen – schon recht ausgelaugt und ungepflegt wirkte die Schnellzuglok.

Dass das Ende ihrer Einsatzzeit nahte, war offensichtlich. Rund zwei Jahre später sah ich die Lok erneut in Braunschweig, kalt auf dem Abstellgleis – kaum zu glauben, dass sie noch einmal aufgearbeitet werden sollte, um im fernen Ulm als vorletzte 03 der DB ihre Karriere zu beenden.

Erst 144, dann 145 Stück
In den ersten Nachkriegsjahren hatte man sich Zeit gelassen, die oftmals beschädigten und abgestellten 03 aufzuarbeiten, schließlich gab es wichtigeres als eine leichte Schnellzuglok. Als dann am 7. September 1949 die DB gegründet wurde, übernahm sie 144 Lokomotiven der Baureihe 03 in ihren Erhaltungsbestand.

Ende 1951 verfügte die DB über 502 Schnellzugdampfloks, zum größten Teil Einheitsloks der Baureihen 01, 0110, 03, 0310, dazu kamen die drei 05, ebenfalls drei ehemals badische 183, 84 bayrische S 3/6 verschiedener Bauserien (184-5) sowie 23 württembergische C der Baureihe 181, die allerdings schon weitgehend in niedere Dienste abgewandert waren. Im Zuge eines Loktauschs mit der ÖBB kam mit 03 113 im Jahre 1952 noch eine weitere 03 hinzu.


Beheimatet waren die 03 in den Direktionen Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, Mainz und Münster. Die 1950er-Jahre waren die Hoch-Zeit der 03 bei der Bundesbahn, die mit 15.000 bis 19.500 Kilometer recht hohe monatliche Laufleis­tungen erbrachten. Eingesetzt wurden die Loks vor allem auf flachen Strecken, was der Charakteristik der Lok entgegenkam. Auch der unruhige Lauf der 03 wirkte sich kaum nachteilig aus, schneller als 120 km/h wurde nicht gefahren, erst ab 1958 verkehrten einzelne F-Züge planmäßig mit 135 km/h. Am 03-Bestand ändert sich vorerst nichts, auch die Einsatzgebiete blieben so, wie sie waren. Lediglich die BD Karlsruhe entledigte sich ihrer 03 im Jahr 1952, während die BD Frankfurt erstmals mit 03-Lokomotiven ausgestattet wurde.

Nach einem Unfall wurde 1959 die 03 048 als erste ausgemustert. Die Elektrifizierung wichtiger Fernstrecken, wie den Rheinstrecken und den Hauptbahnen im Raum Frankfurt, sorgten schließlich für die Abwanderung der 03 auf weniger wichtige Strecken, ihren Einsatz im Eil- und Personenzugdienst sowie schließlich die planmäßige Ausmusterung: Ende 1963 war der Unterhaltungsbestand auf 137 Loks abgesunken, drei Jahre später waren es noch 71 Loks. Am 1. Januar 1968 – von diesem Tag an hießen unsere Loks jetzt 003 – waren noch 43 Maschinen betriebsfähig, von denen aber nur noch knapp 30 tatsächlich die neuen Nummern tragen sollten. Ins Jahr 1972 ging die DB noch mit drei 003, die allesamt im Lauf des Jahres abgestellt werden sollten, 003 088 vom Bw Ulm wurde als letzte am 24. Februar 1973 ausgemustert.

Etwas Technik
Die Veränderungen, die die DB an den 03 vornahm, hielten sich in Grenzen. Zur Verbesserung der Verdampfungsfreudigkeit erhielten die Kessel andere Blasrohre und engere Schornsteine. Augenfällig war der Ersatz der großen Windleitbleche durch die schmalen Wittebleche sowie die Verlegung der Pumpen in Fahrzeugmitte bei den meis­ten Loks. Als Schnellzugloks wurden die 03er mit Indusi versehen, einzelne Maschinen, die mittlerweile auch Nebenbahnen befuhren, wurden mit Läutewerken ausgestattet. 03 088 hingegen erhielt versuchsweise einen speziellen Anschluss an die Hauptluftleitung, um das automatische Schließen der Türen von n-Wagen („Silberlingen“) zu ermöglichen.

Schon Mitte der 1950er-Jahre gab es Planungen seitens der Hauptverwaltung der DB, die 03 mit Neubaukesseln auszustatten. Doch weder das AW Braunschweig, noch die BD Hamburg als „führende 03-Direktion“ sahen darin einen Sinn, zumal die alten 03-Kessel aus dem unempfindlichen St 34 K-Stahl gefertigt waren. So wurden für die 03 nur 55 geschweißte Ersatz-Stehkessel gefertigt, die Neubaukessel wurden aber dennoch gebaut und auf der 0310 und der 41 verwendet.


Klassische 03-Bws

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