Stärkste Einrahmenlok der Welt: Stolze Renner

Die ersten zehn Einsatzjahre: Am 17. Juni 1935 fuhr die E 18 01 schon 165 Stundenkilometer. Doch nur knapp vier Jahre dauerte der Auftritt der neuen Schnellzuglok, dann war Krieg.

Text: Brian Rampp
 
Eine schöne Schräg-Seitenaufnahme nach den Grundsätzen des Deutschen Lokomotiv-Bildarchives zeigt die E 18 15 am 11. Juni 1936 im Heimat-Bw Hirschberg in Schlesien	Alle Aufnahmen aus der Slg. Brian Rampp © Slg. Brian Rampp

Rechtzeitig zur Eröffnung des durchgehenden elektrischen Zugbetriebes zwischen Augsburg und Nürnberg präsentierte die Deutsche Reichsbahn am 10. Mai 1935 im Hauptbahnhof Nürnberg die E 18 01 als erste einer neuen Generation. Die Lokomotive erregte aufgrund ihrer aerodynamischen Formgebung und ihrer Leis-tungsfähigkeit – sie war damals die stärkste Einrahmen-Elektrolok der Welt – großes Aufsehen.

Die in den folgenden Wochen durchgeführten Probefahrten bestätigten die hohen Erwartungen. Die E 18 war in der Lage, das geforderte Betriebsprogramm – unter anderem die Beförderung von 700 Tonnen schweren Schnellzügen mit 140 km/h in der Ebene – voll zu erfüllen. Auf einer dieser Probefahrten erreichte die E 18 01 am 17. Juni 1935 mit einem 392 Tonnen schweren Zug sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h! Nach der E 18 01 lieferte AEG (Hennigsdorf bei Berlin) im Herbst 1935 drei weitere E 18 an die Deutsche Reichsbahn aus.

Sie waren zuerst für den Einsatz auf den Strecken München – Stuttgart und München – Augsburg – Nürnberg vorgesehen. Das Bw München Hbf erhielt E 18 01 und E 18 03, das Bw Stuttgart-Rosenstein E 18 02 und E 18 04. Die nächste Lieferung ging im Jahr 1936 wieder an das Bw München Hbf: E 18 05 – 09 und E 18 18 – 23. Danach kamen E 18 auch auf die Strecken München – Salzburg und München – Regensburg.

Im Oktober 1936 erhielt das Bw Nürnberg Hbf E 18 24 zugeteilt. Ihr Einsatz erfolgte auf der Strecke nach Augsburg und München. Bis Ende 1939 trafen dann E 18 36 – 40 sowie E 18 047 und 048 beim Bw Nürnberg Hbf ein. Schließlich erhielten in Süddeutschland noch die Bahnbetriebswerke Augsburg (1937: E 18 30 und E 18 33, 1939:

  • E 18 051 und E 18 052) sowie Regensburg (1939:
  • E 18 049 und E 18 050) fabrikneue E 18.
Das Bw Stuttgart-Rosenstein erweiterte seinen Bestand in den Jahren 1937 bis 1940 um die neu gelieferten Maschinen E 18 32, 35 und 053.

Die neuen E 18 übernahmen im süddeutschen Netz vor allem hochwertige Schnellzugleistungen. Hier lösten sie teilweise die Reihen E 16 und E 17 ab. Um eine möglichst hohe Ausnutzung und sinnvolle Plantage zu gewährleisten, kamen E 18 aber auch vor Eil- und Personenzügen zum Einsatz. Trotz der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h erfolgte der E 18-Einsatz nur mit maximal 120 km/h, weil zunächst weder die sicherungstechnischen Voraussetzungen gegeben noch die auf den Hauptstrecken installierte „Einheitsfahrleitung 1931“ für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt war. Auch besaß die E 18 keine Indusi.

In Schlesien und Mitteldeutschland
Außer in Süddeutschland sah die Deutsche Reichsbahn den Einsatz der E 18 auch in Mitteldeutschland und Schlesien vor. So erhielt die Rbd Breslau (Heimat-Bw: Hirschberg) zwischen März und Juli 1936 fabrikneu E 18 10 – 17 für den Einsatz auf der Schlesischen Gebirgsbahn zwischen Görlitz und Breslau Freiburger Bahnhof über Lauban – Hirschberg – Waldenburg-Dittersbach. Da dort nur wenige Schnellzüge verkehrten, herrschte der Einsatz im Eil- und Personenzugdienst vor. Von den acht E 18 waren in der Regel sechs Maschinen planmäßig im Einsatz. Für eine weitere Lok sah die Rbd Breslau fallweise einen eintägigen E 17/E 18-Mischplan vor.

Zwischen August 1936 und November 1938 stationierte die DRB E 18 in Mitteldeutschland. Die Rbd Halle erhielt sieben für das Bahnbetriebswerk Leipzig West (E 18 25, 26, 27, 28, 29, 31, 34) und vier für das Bw Halle (E 18 41, 42, 43 und 44). Ihr Einsatz erfolgte in den Jahren 1938 bis 1942 vorwiegend im Schnellzugdienst auf der Strecke Leipzig – Halle – Magdeburg, wo sie die Baureihe E 04 in den Eil- und Personenzugdienst verdrängten. Einsätze erbrachten E 18 auch auf der Strecke Leipzig – Dessau – Magdeburg. Allerdings verkehrten hier nur wenige durchgehende Schnellzüge.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 18. März 1938 liefen süddeutsche E 18 auch über Kufstein durch das Inntal bis Innsbruck. Zum Sommerfahrplan 1939 erweiterte sich außerdem das Einsatzgebiet der E 18 mit der Elektrifizierung der Strecke Nürnberg – Saalfeld (Saale) über den Frankenwald. In diesem Zusammenhang erhielt die RBD Erfurt erstmals E 18. So bekam das Bw Saalfeld (Saale) im Mai 1939 je eine E 18 vom Bw Halle P und Leipzig West sowie leihweise zwei E 18 vom Bw München Hbf, die im August 1939 durch die fabrikneuen E 18 045 und 046 ersetzt wurden. Die vier Saalfelder E 18 verkehrten im Schnell-, Eil- und Personenzugdienst zwischen Saalfeld und Nürnberg Hbf. Dort liefen auch die
E 18 der Bw’e München Hbf und Nürnberg Hbf, erstere im Durchlauf ab München.

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