Unterwegs mit dem Alleskönner Baureihe 218

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„Diese Lok ist echt klasse!“
In der Kantine ist Zeit für einige Plaudereien über die 218. „Diese Lok ist echt klasse“, schwärmt Markus Eike und erinnert sich an seine Zeit in Norddeutschland. „Mit der 218 bin ich groß geworden und habe auch schon immer mit ihnen gelitten, wenn sie mal schadhaft wurden. Zu jeder der 40 Loks vom Bw Braunschweig hatte ich ein fast persönliches Verhältnis. Mit ihnen habe ich nahezu alles gefahren, sogar einmal einen Castortransport, den ich in Fulda übernommen und bis zum Bahnhof Dannenberg, auf dem Weg ins Endlager Gorleben, gebracht habe. Die schweren Stahlzüge auf der Strecke Lehrte – Fallersleben gehörten ebenfalls zum Programm. 1.000 Tonnen Anhängelast mit einer Lok im Langsamgang – das war stark!“ Und auch Tobias Nöser erinnert sich an einige besondere Leistungen: Umgeleitete österreichische Nachtschnellzüge mit 218 in Doppeltraktion hat er ebenso schon über die Allgäubahn gefahren wie einen langen Sonderzug zum Papstbesuch in München.

Warum ist er eigentlich Lokführer geworden? „Für mich ist das die Erfüllung eines klassischen Kindheitstraums“, sagt er. „Ich kam gewissermaßen von Vaters Modellbahn zur großen Bahn. Zuerst war ich drei Jahre lang Zugbegleiter. Dann gab es eine Ausschreibung, und ich habe einen Ausbildungsplatz zum Lokführer bekommen“.

TB 11 ­– der typische Motorenklang
Man könnte sich noch länger unterhalten, doch der Dienstplan will es anders: Um 11.51 Uhr soll der RE 32676 nach Memmingen den Münchner Hauptbahnhof verlassen. Die Zuggarnitur steht schon bereit. Dann eine Überraschung: An der Spitze hängt die 218 464, eine der letzten Kemptener Loks, in denen ein MTU-Motor 12V 956 TB 11 arbeitet. Der wohlvertraute 218-Klang in Verbindung mit dem unverwechselbaren hochtonigen Pfeifen des Abgasturboladers ist hier noch lebendig – in den Ohren der Fans wahre Musik!

Beim Anlassen erzittert die Lok. Bei der Abfahrt, als Markus Eike schrittweise die Fahrstufen aufschaltet, lohnt es sich, den Kopf zum Fenster hinaus zu strecken und einen Blick auf die parallel angeordneten Hutzen zu werfen. Kindheitserinnerungen werden wach, als die 218 – damals noch altrot lackiert und längst nicht abgasoptimiert – schwere D-Züge aus dem heimatlichen Bahnhof hinaus beschleunigten und dabei ein respektables „V“ aus schwarzem Ruß stehen ließen.

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