Unterwegs mit dem Alleskönner Baureihe 218

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Das ist heute freilich nicht mehr der Fall, aber der Geräuschpegel eines TB11-Motors unter Volllast beeindruckt noch immer! „Um pünktlich in Geltendorf anzukommen, müssen wir es laufen lassen“, sagt Markus Eike und verlangt der Lok auf der höchsten Fahrstufe alles an Leistung ab. 130 bis 140 km/h gibt das elektronische Fahrplandisplay vor. Und nachdem die „La“, das Verzeichnis der vorübergehenden Langsamfahrstellen und sonstigen Besonderheiten, keine Einschränkungen vorschreibt, kann Markus Eike die Höchstgeschwindigkeiten voll ausfahren, ehe er den nächsten Halt ankündigt, das Führerbremsventil zischen lässt und unter Zuhilfenahme der hydrodynamischen Bremse den Zug gleichermaßen punktgenau wie sanft am Bahnsteig zum Halten bringt. Jetzt nur nicht die Türfreigabe vergessen!

In Geltendorf endet das Münchner S-Bahn-Netz und bis dato auch der Fahrdraht. Ab 2015 soll die Strecke über Memmingen nach Lindau elektrifiziert sein, doch bis dahin darf wohl noch die 218 das Regiment im Fern- und Nahverkehr führen. Ab dem Knotenbahnhof Buchloe wird die Route zudem eingleisig, die Bahnhöfe und Haltepunkte liegen enger beieinander. Formsignale und engere Radien prägen das Bild. Für den Lokführer auf seiner 218 bedeutet das neben häufigeren Geschwindigkeitswechseln auf der Strecke auch einen ständigen Wechsel zwischen Beschleunigen mit voller Leistung und zielgenauem Bremsen in die Bahnhöfe hinein. Hier ist fahrerisches Können gefragt, denn einerseits will der Fahrplan eingehalten werden, andererseits soll Kraftstoff gespart und die Umwelt geschont werden.

Nach einer guten halben Stunde auf der eingleisigen Strecke und insgesamt fünf Halten verkündet die Stimme des Zugführers aus dem Lautsprecher an der Decke, man werde in Kürze Memmingen erreichen. Auch die Anschlüsse nach Ulm und Kempten werden bekannt gegeben. Gerade angekommen, funkt Markus Eike die Fahrdienstleiterin an, die seit einigen Jahren nicht mehr auf dem herrlichen Reiterstellwerk aus den 1930er-Jahren sitzt, sondern von der Münchner Betriebszentrale aus die Fahrstraßen per Mausklick einstellt. Der Bitte, man wolle zur Tankstelle, kommt die Dame gerne nach. Tobias Nöser hat die Lok mittlerweile abgekuppelt, und über einige Weichen gelangt sie mit kreischenden Spurkränzen zur Tankstelle beim ehemaligen Bw.

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