Zweite Karriere für den VT 11.5

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Ab Herbst 1978 erfolgte die Aufarbeitung der benötigten Fahrzeuge im AW Nürnberg, das auch die von den Reiseveranstaltern mit der DSG und dem BZA München erarbeiteten Umbaupläne umsetzte.

Die Maschinenanlagen entsprachen im Wesentlichen den Anforderungen, so dass nur kleinere Verbesserungen vorgenommen werden mussten. In den Triebköpfen wurden die Abteile für die Reiseleiter und die Gepäckräume untergebracht. In allen Wagen schuf man in den Vorräumen Gepäckablagen und Skihalterungen. In den Großraumwagen wurde die Bestuhlung auf 2+2 (vorher 1+2) verdichtet, alle Stühle waren drehbar. Die Barwagen hatte man bereits 1976 in Großraumwagen umgewandelt und änderte jetzt nur die Bestuhlung. Auch die Speisewagen erhielten Sitze in 2+2 Anordnung, vier Sitzgruppen bekamen Tische. Für die Abteile beschaffte man große ausklappbare Einstecktische. Alle anderen Sitzgelegenheiten erhielten ausklappbare Klapptische in der Rückenlehne des davor befindlichen Sitzes. Zwei Speisewagen blieben unverändert und wurden nach einer Modernisierung als Restaurantwagen geführt.

Äußerlich veränderten sich die Züge kaum. Die zehnteiligen Garnituren waren auf Grund ihrer Länge leicht von den kürzeren Einheiten zu unterscheiden. Zeitweilig waren die Triebzüge außerdem durch ein großes, in Zugmitte angebrachtes Transparent mit der Aufschrift „Alpen-See-Expreß“ auffällig als Urlaubszug kenntlich gemacht. Die Lackierung wurde unverändert beibehalten und sorgte bis zum Schluss für ein auffälliges Äußeres. Lediglich das IC-Symbol an der Front der Triebköpfe wurde durch ein DB-Logo ersetzt.

Neue Heimat: Hamm
Da die Fahrzeugbeheimatungen in Hamburg einer grundlegenden Neuordnung unterzogen wurden und die BD Essen an weiteren Sonderfahrten großes Interesse hatte, entschied man sich für eine Umbeheimatung der Triebzüge zum Bw Hamm. Im April 1979 stand der erste komplette umgebaute Zug zur Verfügung, dessen öffentliche Präsentation Ende Oktober 1979 erfolgte. 601 001, 005, 006, 008, 013, 015, 017, 018 und 019 erhielten im AW Nürnberg eine Hauptuntersuchung. Später wurden eine sechste Einheit und ein Reservetriebkopf instandgesetzt und umgebaut. Der „Alpen-See-Expreß“ konnte starten. Zwischenzeitlich hatte sich die TUI für die Beschaffung einer größeren Zahl von modernen neuen Reisezugwagen (TUI Ferienexpress) und damit für eigene Wege entschieden. Daher vertrieben Ameropa und NUR das Angebot als „Alpen-See-Expreß“ allein, die Fahrten organisierte das Deutsche Reisebüro (DER). TUI hatte die Möglichkeit, Platzkontingente zu buchen.

Vielfach wird berichtet, der Einsatz der 601 im Urlaubsreiseverkehr habe im Januar 1980 (Winterfahrplan 1979/80) begonnen. Tatsächlich erfolgten die ersten Einsätze bereits im Sommer 1979, wenn auch zunächst nur an zwei Tagen in der Woche. Dienstags wurde von Dortmund nach Freilassing/Berchtesgaden und in der Gegenrichtung, mittwochs nach Freyung – ein Ziel, das nur im Sommer 1979 erreicht wurde – bzw. Wels und zurück gefahren. Auf dem gemeinsamen Laufweg verkehrten die Züge als 20-teilige Einheit. Dafür standen neben den noch betriebstauglichen und um weitere Mittelwagen ergänzten 601 (Triebköpfe noch mit Beschriftung als InterCity) auch die ersten überholten und aufgearbeiteten zehnteiligen Garnituren zur Verfügung.

Im Winterfahrplan 1979/80 verkehrten die Züge von Hamburg und Dortmund nach Innsbruck. Jetzt fuhr je ein Zug samstags von Hamburg und Dortmund nach Süden, die ab Augsburg dann gemeinsam als 20-teilige Einheit verkehrten. Umgekehrt startete morgens in Innsbruck eine Doppeleinheit, die in Augsburg getrennt wurde und von dort nach Dortmund und Hamburg weiter fuhr. Benötigt wurden also vier Einheiten. Diese Reisesaison begann am 5. Januar und endete am 19. April 1980.

Die Durchführbarkeit des Einsatzplans war damit belegt und Ende 1979 war auch eine ausreichende Zahl von Triebköpfen und Mittelwagen aufgearbeitet und umgerüstet. Zum Sommer 1980 konnte dann ein umfangreicher Plan, der von Mittwoch bis Sonntag täglich wechselnde Ziele vorsah, starten.

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