Zweite Karriere für den VT 11.5

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Entgegen den Planungen stellte man die Fahrzeuge zum Sommer 1987 nicht ab. Da aber nur zwei Triebzüge einsatzbereit waren, konnte man die Zielorte nur eingeschränkt anfahren. Gefahren wurde Donnerstag bis Sonntag. Obwohl es möglich gewesen wäre, entweder die Relation Dortmund oder die Relation Hamburg in beide Richtungen mit Triebzügen zu bedienen, entschied man sich dafür, von beiden Orten aus am selben Tag unterschiedliche Ziele zu bedienen, während in der Gegenrichtung Wagenzüge eingesetzt wurden. In der Folge waren die 601 am Donnerstag und Samstag in Süd-Nord-Richtung, am Freitag und Sonntag in Nord-Süd-Richtung unterwegs. In der Gegenrichtung kam jeweils ein lokbespannter Wagenzug zum Einsatz. Ziele waren donnerstags Bodenmais und Grafenau (Rückfahrt mit 601), freitags Oberstdorf und Mittenwald (Hinfahrt), samstags Innsbruck und Zell am See (Rückfahrt) und sonntags Berchtesgaden und Salzburg (Hinfahrt). Von Sonntagabend bis Donnerstagmorgen wurden die Triebzüge in München Ost abgestellt. Die Beanspruchung der Maschinenanlagen machte sich nun im Sommer mit Überhitzung häufiger bemerkbar. Erkennbar häufiger mussten die Triebzüge von einer Lok ans Ziel geschleppt werden.

Die beiden Einheiten standen auch im Winter 1987/88 noch zur Verfügung, so dass letztmals ein Einsatz geplant wurde. Dabei wurden wiederum an einem Tag, dem Samstag, beide Einheiten in nördlicher Richtung als Rückfahrt und am Sonntag in südlicher Richtung als Hinfahrt eingesetzt. Die Ziele blieben unverändert, am Samstag wurde ab Traunstein und Innsbruck gefahren, am Sonntag wurden Oberstdorf und Seefeld erreicht. Einsatzbereit waren noch 601 004, 011, 014, 016 und 019. Der Turnusverkehr begann am 9. Januar 1988, am 10. April 1988 fand die letzte Fahrt statt. Danach wurden die Fahrzeuge abgestellt und verkauft.

Besondere Schnelligkeit zeichnete die Fahrten nie aus. Auch als „Alpen-See-Expreß“ betrug die Höchstgeschwindigkeit 140 km/h. Die Fahrzeiten waren alles andere als straff. Der Weg war das Ziel und in den komfortablen Triebwagen ließ es sich ja wahrlich aushalten!

Umwege waren an der Tagesordnung, lange Jahre wurden sogar die Kopfbahnhöfe Stuttgart Hbf, Frankfurt Hbf und München Hbf angefahren. So betrug z. B. die Reisezeit im letzten Jahr von Traunstein nach Hamburg-Altona zehn Stunden und 30 Minuten, von Dortmund nach Seefeld elf Stunden und 50 Minuten!    

von Marcus Niedt

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 09/09

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