125 Jahre Arlbergbahn: Grandiose Kulisse

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Schon drei Jahre später, am 1. Juli 1883, wurde auf dem 72,8 Kilometer langen Talabschnitt Innsbruck – Landeck der planmäßige Zugverkehr aufgenommen. Im November des selben Jahres – 13 Monate früher als geplant – erfolgte der Durchschlag des 10,25 Kilometer langen Scheiteltunnels zwischen St. Anton und Langen. Am 3. September 1884 befuhr zum ersten Mal ein Zug die gesamte Bergstrecke und am 21. September 1884 fand die feierliche Eröffnung des durchgehenden Betriebs auf der 136,7 Kilometer langen Linie von Innsbruck nach Bludenz statt.

Von Innsbruck bis Landeck verläuft die Bahn im Inntal. Sie ist bis zum Bahnhof Ötztal für den Regionalverkehr zweigleisig ausgebaut und führt dann eingleisig in weiten Bögen am Fluss entlang durch die Roppener und die Imster Schlucht. Kurz hinter Schönwies wird die Strecke wieder zweigleisig und verschwindet im 2.335 Meter langen Zammer Tunnel. Erst an den Einfahrweichen des Bahnhofs Landeck kommt sie wieder ans Tageslicht.

Bis Mai 1999 liefen die Züge direkt durch das Ortsgebiet von Zams. Mit der Inbetriebnahme des Tunnels gab es in Zams zwar keine Lärmbelästigung mehr durch die Bahn, aber auch keinen Haltepunkt. Auf Drängen der Bevölkerung wurde deshalb zum Sommerfahrplan 2006 der Bahnhof Landeck, von dem die Haltestelle Zams nur zwei Kilometer entfernt gewesen war, in Landeck-Zams umbenannt. Der Bahnhof wurde im Zuge des Tunnelbaus vollständig umgebaut und modernisiert. Die ehemalige Zugförderungsstelle mit der historischen Lokremise ist verschwunden, seit dem Jahr 2000 liegen hier nur noch ein paar Abstellgleise.

Verlegungen und Umbauten
Unmittelbar hinter dem Bahnhof Landeck-Zams beginnt mit einer Steigung von 26,4 Promille die Arlberg-Ostrampe. Nach gut einem Kilometer überquert die nun wieder eingleisige Strecke den Inn und folgt jetzt am Südhang des Tals in engen Bögen dem Lauf der Sanna. Die Innbrücke wird derzeit gegen eine neue Stahlkonstruktion ausgetauscht, die so konzipiert ist, dass die Reisenden weiterhin freien Blick auf Schloss Landeck und den historischen Ortskern haben. In Landeck und innaufwärts kann man noch Spuren der Reschenscheideckbahn entdecken, an der im ersten und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gebaut wurde. Sie sollte Nordtirol mit Südtirol und dem Unterengadin verbinden, kam aber über einzelne Baumaßnahmen nicht hinaus.

Bei Kilometer 80, am Zusammenfluss von Rosanna und Trisanna, passiert die Bahn Schloss Wiesberg und überquert auf dem bekanntesten Bauwerk der Strecke, der Trisannabrücke, den Eingang zum Paznauntal. Zur Zeit des Bahnbaus war Schloss Wiesberg noch eine Ruine, der markante Turm wurde erst um 1908 wieder aufgebaut. Die Trisannabrücke schwebt 87,4 Meter über dem Talboden und hat einen stählernen Mittelteil mit einer Stützweite von 120 Metern.

Da das Bauwerk bereits Anfang des 20. Jahrhunderts dem Verkehr nicht mehr gewachsen schien und die anschließende Trasse stark muren- und steinschlaggefährdet war, gab es Überlegungen, die Bahn weiter in das Paznauntal zu führen, um dann über eine niedrigere gemauerte Brücke und einen Tunnel wieder zurück ins Stanzer Tal zu gelangen. Man entschied sich jedoch für eine kleinere Lösung.

Der gefährdete Abschnitt bis Strengen wurde in den Moltertobeltunnel verlegt und die alte Trisannabrücke rekonstruiert und verstärkt. Zur Vorbereitung auf den elektrischen Betrieb bekam sie im Jahr 1923 unterhalb der Fahrbahn einen Fischbauchträger und musste erst nach 80 Betriebsjahren der heutigen Bogenbrücke weichen.

Von Strengen führt die Strecke durch das Stanzer Tal weiter an der Rosanna entlang nach Flirsch. Auf diesem Abschnitt zerstörte das Augusthochwasser des Jahres 2005 den Bahndamm so nachhaltig, dass 1.500 Meter Gleis neu verlegt werden mussten und der Zugverkehr erst nach mehr als drei Monaten wieder aufgenommen werden konnte. Hinter Flirsch, in Höhe der ehemaligen Haltestelle Schnann, beginnt die knapp zehn Kilometer lange zweigleisige Neu- und Ausbaustrecke bis St. Anton. Dieser Abschnitt kann mit 140 km/h befahren werden und bringt für den Betrieb große Vorteile, da fliegende Zugkreuzungen möglich sind und bei der Zusammenstellung von Güterzügen auf die Gleislänge der Kreuzungsbahnhöfe weniger Rücksicht genommen werden muss. Durch den Ausbau sind die Haltestellen Schnann und St. Jakob sowie der Bahnhof Pettneu weggefallen, was aber für den Personenverkehr ohne Belang ist, da schon seit Jahren zwischen Landeck und St. Anton und zwischen Langen und Bludenz kein Zug mehr hält. In Schnann und Pettneu hat man allerdings die Möglichkeit geschaffen, für Großveranstaltungen in St. Anton einen Shuttleservice einzurichten.

Von St. Anton nach Sankt Beton

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