Baureihe 199.8

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Dadurch stieg die Höhe der Maschinen von 4.225 mm auf 4.355 mm über Schienenoberkante (Dachoberkante) an.
Für die Harzquerbahn und die Strecke Eisfelder Talmühle – Hasselfelde/Silberhütte gab es hinsichtlich der Profilfreiheit kaum Probleme, da auf beiden Strecken Rollwagenzüge befördert wurden. Lediglich im Bereich bis 40 Zentimeter über Schienenoberkante gab es auf beiden Strecken durch Bahnsteigkanten einige Profilüberschreitungen, die jedoch ohne größeren Aufwand beseitigt werden konnten. 

Anders sah es auf der Selketalbahn Gernrode – Harzgerode/Silberhütte aus. Hier musste Profilfreiheit geschaffen werden. Außerdem musste im Bw Wernigerode die notwendige Infrastruktur für den Einsatz und die Unterhaltung der Dieselloks errichtet werden. Nachdem die Nachweise zur Entgleisungs- und zur Kippsicherheit der Schmalspur-V 100 vorlagen, beschloss die Hauptverwaltung der Maschinenwirtschaft (HvM) im Sommer 1985 den Umbau einiger Maschinen der Baureihe 110 auf Meterspur.
Doch der ehrgeizige Zeitplan der HvM ließ sich nicht halten. Für die Entwicklung der neuen Drehgestelle fehlte der DR ingenieurtechnisches Personal. Erst im Oktober 1987 nahm die Arbeitsgruppe „Schmalspurlok 1.000 mm“ des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der DR (WTZ-DR) ihre Tätigkeit auf. In Zusammenarbeit mit dem für die Unterhaltung der Dieselloks der Baureihe 110 zuständigen Raw „Fritz Heckert“ Stendal und dem VEB Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ (LEW) Hennigsdorf wurden die Drehgestelle für die Schmalspur-Dieselloks der Baureihe 199.8 entwickelt. 

Parallel dazu begannen die Bahnmeisterei (Bm) Wernigerode Westerntor und das Bw Wernigerode die Vorbereitungen für den Einsatz der Baureihe 199.8. Die Arbeiter der Bm begannen zunächst mit der Herstellung der Profilfreiheit auf der Harz­querbahn und der Strecke Eisfelder Talmühle – Hasselfelde/Silberhütte. Diese Arbeiten waren im Wesentlichen bis Ende 1987 abgeschlossen. Deutlich länger, bis Herbst 1988, dauerten die Arbeiten im Selketal, wo nicht nur Bäume und Brückengeländer in das Lichtraumprofil hineinragten. Hier mussten auch mühsam Felsen abgetragen werden.

Auch die Arbeiten im Bw Wernigerode verzögerten sich erheblich. Wichtigstes Investitionsvorhaben war hier der Bau eines neuen Lokschuppens in der Einsatzstelle Wernigerode Hbf. Die Planungen für den dreigleisigen Neubau begannen noch 1984. Zu diesem Zeitpunkt war der alte Fachwerk-Lokschuppen bereits seit über zwei Jahren gesperrt. Erst 1986 trugen Mitarbeiter der Hochbaumeisterei (Hbm) Bernburg die Ruine ab. Seither mussten die Loks in Wernigerode Hbf unter freiem Himmel abgestellt und für den Dienst vorbereitet werden. Das waren vor allem im Winter für die Eisenbahner unzumutbare Arbeitsbedingungen. Trotz aller Beschwerden des Leiters der Dienststelle verzögerte sich der Neubau Monat um Monat. Da der Hbm Bernburg immer wieder Arbeitskräfte und Material fehlten, wurde erst im Sommer 1989 mit den Arbeiten begonnen. Die Fundamente wurden im Oktober 1989 gesetzt. 1992 konnte dann der Schuppen seiner Bestimmung übergeben werden.

Zum Umspuren der Baureihe 199.8 von den regelspurigen Transportdrehgestellen auf die Schmalspur-Drehgestelle wurden am ehemaligen mittleren Schuppengleis vier Hebeböcke aufgestellt. Die Tankstelle für die Dieselloks entstand aus Platz- und Brandschutzgründen im Umladebahnhof. Der alte, nicht mehr genutzte Kleinlokschuppen wurde abgerissen und durch eine Kleintankstelle, einen so genannten „Tankcontainer“, ersetzt.

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