Baureihe 78 (IV): Über 50 Jahre zwischen Ostsee und Bosporus aktiv

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An Harz und Ostsee
Die Rbd Erfurt war seit 1914 ständig Heimat für die T 18 gewesen. Daran änderte sich auch zu DDR-Zeiten zunächst nichts. Alle 49 Reichsbahn-78 waren zwischen 1947 und 1966 zumindest zeitweise in der Direktion Erfurt beheimatet. Heimatdienststellen waren Arnstadt (1948 – 55), Artern (1947 – 51), Eisenach (1952 – 58), Erfurt P (1948 – 57), Gera (1949 – 54), Gotha (1947 – 59), Meiningen (1947 – 63), Naumburg (Saale) (1947 – 54), Nordhausen (1951 – 65), Probstzella (1948 – 55), Saalfeld (1953/54), Sangerhausen (1947 – 51), Vacha (1947 – 52), Weimar (1955 – 57) und Weißenfels (1954). Schwerpunkte waren ab 1954 die Betriebswerke Gotha und Nordhausen, im selben Jahr begann aber auch die Verkleinerung des Bestandes durch Abgaben an die Rbd Halle. Ab 1955 gingen Loks an die Rbd Greifswald, ab 1960 nach Berlin und zuletzt an die Rbd Cottbus.

Am 29. März 1966 endete der 78er-Einsatz in der Rbd Erfurt, als das Bw Nordhausen die 78 446 und 518 an das Bw Lübbenau (Rbd Cottbus) abgab.

Im Nordosten des Landes war als Nachfolgerin der RBD Stettin nach 1945 die Rbd Greifswald entstanden, die zunächst wieder einige 78er einsetzte, bis die Lokomotiven 1947 an die Rbd Erfurt abgegeben wurden. 1956 kehrte dann die T 18 an die Ostsee zurück. Den Anfang machte 78 109, die wieder in ihre alte Heimat kam. 1958 waren bereits wieder 14 Lokomotiven in der Rbd Greifswald im Einsatz, die bei den Bw’en Pasewalk (zehn Loks) und Stralsund in Betrieb standen. Kurzzeitig kamen 78er auch in Neubrandenburg, Barth, Neustrelitz und Eberswalde zum Einsatz. 1966 begann die Ausmusterung der 78, die sich bis 1970 hinzog, als beim Bw Pasewalk die letzten T 18 der DR „z“-gestellt wurden. Das waren 78 240 und 78 525, von denen 78 240 zuletzt sogar noch als 78 1240-7 lief.

Mit Abstellung dieser Maschinen endete das Kapitel der T 18 in der DDR, doch es wäre unvollständig, ohne nicht zwei besondere ihrer Art zu erwähnen. Die formal älteste T 18 der DR, 78 009, wurde nie ausgemustert, sondern 1971 rollfähiges Ausstellungsstück beim Verkehrsmuseum Dresden. Die Lok entspricht allerdings, gleichwohl ihrer Wittebleche beraubt, mit ihrem Großserienkessel und dem Führerhaus mit Dachlüftern keineswegs mehr dem Lieferzustand.

Die zweite Maschine ist die 78 425, die erst im September 1957 nach Komplettaufbau beim Raw Halle wieder in Betrieb kam. Am 1. Januar 1964 wurde sie der „Versuchs- und Entwicklungsstelle für die Maschinenwirtschaft“ (VES-M) in Halle zugeteilt, wo die Lok einer umfassenden Modernisierung unterzogen wurde, um die Französin 79 001 (2’D2’h4vt) adäquat ersetzen zu können. Sie erhielt 1963 nicht nur einen neuen, geschweißten Nachbaukessel vom Raw Halle, hinzu kamen auch geschweißte Wasserkästen, 1965 ein Giesl-Flachejektor, umfangreiche Arbeiten am Fahrwerk und eine Riggenbach-Gegendruckbremse für den Einsatz als Bremslok. So versah 78 425 bis November 1967 Versuchsdienste u. a. als Bremslok hinter neuen kleineren Diesellok (z. B. V 15). Bis 1970 lief sie dann noch bei der Rbd Greifswald.

Die T 18 in Belgien
Zwei T 18, die FRANKFURT 8403 und die BRESLAU 8408, gingen 1918 als Waffenstillstandsabgabe nach Belgien. Dort schieden sie bis 1923 aus dem Bestand.
Endstation Bosporus1927 lieferte Henschel acht Lok der Reihe T 18 an die damalige Bagdadbahn (CFOA), wo sie die Betriebsnummern 251 – 258 erhielten (erhalten sollten). Auch Vulcan hatte 1924 – wohl auf Verdacht – fünf T 18 extra gebaut, die wohl an die CFOA gehen sollten. Nach dem Auftrag für Henschel kamen diese fünf Loks 1927 als letzte ihrer Art an die Reichsbahn (78 524 – 528). Sie waren die ersten, die ab Werk elektrische Beleuchtung hatten.

Die acht Türkinnen kamen bald in den Bestand der TCDD, die sie als 37.01 – 08 einreihte. Die Loks liefen im Vorortdienst Istanbuls und wurden von Haydarpasa aus eingesetzt. Bis 1977 waren sie zuverlässig im Dienst, dann lösten auch in der Türkei Elloks die unverwüstliche T 18 ab.

 

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