Baureihe E 10 mit »Bügelfalte«: Karriere mit Knick

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Unterschiede im Detail
So sehr der Gedanke der technischen Vereinheitlichung der vier Baureihen E 10, E 40, E 41 und E 50 umgesetzt wurde, so sehr führten die vielfältigsten Abwandlungen an den Maschinen alsbald zu der Tatsache, dass im Lauf der Jahre kaum eine Einheitsellok der anderen glich: Schon E 10 1265 – 1270 wiesen keine umlaufende Griffstange an der Lokfront auf, während diese bei allen übrigen „Bügelfalten“-Loks wieder angebracht wurde.
Mit dem Einbau einer verbesserten Scheibenwaschanlage ab 1968 wurde wieder umentschieden und die Griffstangen sowie die in Lampenhöhe liegenden Trittroste wieder abgebaut und durch Handgriffe und Trittstufen ersetzt. Die in den „Kasten“-E 10 ab E 10 216 zum Einbau gelangten Mehrfachdüsen-Lüftungsgitter, welche auch bei den „Bügelfalten“-Loks verwendet wurden, wichen ab 1970 zunehmend den Lüftern der Bauart „Klatte“, teilweise mit dünnem, später breitem oberen und unterem Rand. Manche wurden verlängert, so dass der Eindruck des durchgehenden Lüfterbandes erhalten blieb, andere als Einzellüfter verbaut. Ab etwa 1973 erhielten die meisten E 103 auch analog den „Kasten“-E 10 auf Wunsch des Betriebsdienstes auf jeder Seite ein mittiges Fenster, auch dieses nicht ohne Varianten. Auf die Regenrinne und somit auch auf das elegante, silberne Dach mussten die Loks ab der E 10 477 verzichten, dafür wurden später Gummiregenrinnen über den Stirnfenstern verklebt.
Ab 110 483 wurden die Loks mit der neuen EDV-Nummer abgeliefert, welche nun aufgemalt war und die alten Lokschilder entbehrlich machte.
Die nachhaltigste und sich am deutlichsten auf die dynamische Erscheinung der E 103 auswirkende Änderung neben dem Entfernen der Regenrinne bedeutete der Abbau der Frontschürzen und der Pufferverkleidung. Während sich unter ersteren im Winter Schnee- und Eisbrocken bildeten, welche in voller Fahrt weggeschleudert werden konnten, neigten letztere zu vermehrter Rostbildung. Anfang der 1980er-Jahre verlor 110 367 als letzte „Bügelfalte“ diese Attribute.

Farbgebung
Schnelle Elloks blau, langsame Elloks grün, Triebwagen und Dieselfahrzeuge rot und die TEE-Fahrzeuge rot/beige – gemäß dieser überschaubaren Farbenlehre der Epoche III wurden die E 10 im Blau der schnellen F-Züge mit schwarzem Rahmen lackiert, nur die E 1012, bzw. 112 fuhren im TEE- und späteren Intercity-Design rot/beige.
Aber schon in den 1960er-Jahren experimentierte die DB mit Farbvarianten, teils um Verschmutzungen weniger auffällig wirken zu lassen, teils auch um die Sichtbarkeit der eher dunklen Fahrzeuge zu verbessern. So erhielten E 10 340, 383 und 384 Rahmen in verschiedenen Grautönen, E 10 477 zwei weiße Längsstreifen auf den Stirnseiten sowie 110 365 zwischen 1973 bis zur Umlackierung im April 1983 ein großes, auf der Spitze stehendes, weißes Dreieck auf der Front. Alle diese Varianten blieben jedoch Einzelfälle und setzten sich nicht durch.
Ab 1974 ereilte dann die neue Farbgebung Ozeanblau/Beige auch die Baureihe 110, während die 112 davon noch ausgenommen war. Mit dem orientroten Farbschema ab 1987 wurde diese Ausnahme aufgegeben, erste „Latzlok“ war damals die
110 508. Mittlerweile fahren alle noch verbliebenen „Bügelfalten“ im seit 1997 eingeführten Verkehrsrot mit weißem Kontrastbalken durchs Land.
 

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