Die Loks der V 90-Bauart

Baureihe V 90: Schwerer Rangierdiesel

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Zunächst beschaffte die DB zwanzig Vorserienloks, die zwischen Sommer 1964 und Frühjahr 1965 ausgeliefert wurden. Dise Maschinen, die sich durch einen Knick in den Lampenblechen deutlich von den später beschafften Serienloks unterscheiden, wurden zunächst bei der DB intensiv erprobt. Die DB erwarb seinerzeit – anders als heute – in der Regel keine Loks von der Stange, sondern entwickelte diese gemeinsam mit den Herstellern.

P – die Privat-Variante
Für den Hersteller MaK bot sich mit der Konstruktion der V 90 die Gelegenheit, das hauseigene Typenprogramm, das abseits der DB-Typen auf die Bedürfnisse von Privat- und Werkbahnen zugeschnitten war, um eine leistungsstarke Maschine zu ergänzen. Für die Loks aus dem eigenen Typenprogramm verwendete MaK gern die langsam laufenden Dieselmotoren aus eigener Produktion. Auf Basis der V 90 baute MaK im Anschluss an die zwanzig Vorserienloks der DB auf eigene Rechnung fünf weitere Maschinen, die mit dem hauseigenen 1.600-PS-Motor ausgerüstet wurden und die einen um 32 Zentimeter verlängerten Rahmen besaßen. Weiteres äußerliches Unterscheidungsmerkmal der vom Hersteller als V 90 P 01 – 05 bezeichneten Loks war der Verzicht auf den Knick im Lampensockel. Auf der Internationalen Verkehrsausstellung 1965 in München wurde eine der Loks gemeinsam mit der DB-V 90 gezeigt. Die V 90 P wurden zunächst einem umfangreichen Testprogramm unterzogen, wozu auch ein Einsatz im harten schwedischen Winter gehörte.

Für die V 90 P war das Interesse seitens der potenziellen Abnehmer jedoch sehr gering. V 90 P 01 und 02 wurden 1966/1967 von der Dortmunder Eisenbahn als D 16 und D 15 übernommen, jedoch bereits 1983 nach Italien weiterverkauft, wo sie noch heute bei den Bauunternehmen Armafer und Fersalento eingesetzt werden. Für die übrigen drei Loks fand sich ein Abnehmer, den MaK zunächst nicht auf der Rechnung hatte: Die Bundesbahn selber. Diese begann sich auch für die V 90 P zu interessieren, da sie für den schweren Rangierdienst in den norddeutschen Seehäfen dem langsam laufenden MaK-Motor aufgeschlossener gegenüber stand. Von Ende 1966 an wurden die bei der Bundesbahn als V 90 901 bis V 90 903 bezeichneten Loks V 90 P 03 – 05 im Rahmen eines Mieteinsatzes in Bremen, Delmenhorst und Hamburg ausführlich erprobt. Die Motoren der Loks wurden auf Wunsch der DB auf eine Leistung von 1.195 PS gedrosselt.

V 90 in Serie: 511 Kraftpakete
Zwischenzeitlich begann im Jahr 1966 auch die Serienlieferung der V 90 für die DB. Wesentliche Veränderung gegenüber den Vorserienloks war die Verwendung des verlängerten Rahmens der P-Variante. Neben dem Hauptlieferanten MaK waren die Firmen Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) (72 Loks) sowie Henschel (30 Loks) und Jung (20 Loks) am Bau der V 90 beteiligt. In den Jahren 1966 und 1967 wurden die V 90 021 – 070 noch mit ihrer alten Nummer ausgeliefert. Ab 1. Januar 1968 erhielten die Loks ab der 071 direkt ab Werk die neue Baureihenbezeichnung 290.

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