Bebra Dampfloks 1962: Durchlauf über 684 Kilometer!

Seiten


Die Strecke Fulda – Frankfurt wurde im Oktober 1961 auf elektrischen Betrieb umgestellt, in Fulda wurden nun zahlreiche Züge umgespannt. Andererseits fuhr man damals besonders lange Strecken ohne Lokwechsel – so im Sommer 1961 von Hannover bis Ingolstadt, 555 Kilometer, und ein Jahr später 684 Kilometer von Treuchtlingen bis Hamburg-Altona!

Bei den 1961 angelaufenen Elektrifizierungsarbeiten zwischen Gemünden am Main und Hannover war zur Begrenzung der Qualmbelästigung in den Tunnels vor allem südlich von Bebra möglichst mit ölgefeuerten Maschinen zu fahren. Die durchschnittlichen Tagesleistungen im Schnellzugdienst begannen zu sinken. Im Rangierdienst verdrängten seit dem Winter 1959/60 nicht in Bebra stationierte V 60 die 5525, und 1960 hörte der Einsatz der letzten Tenderlok des Bw, 89 860, auf.

Im Herbst 1962 wurden im Vorgriff auf die bevorstehende Umstellung der Nord-Süd-Strecke auf elektrischen Betrieb beide 10er, diverse 0110 und einzelne ölgefeuerte 44er, alle mit dem Ziel Kassel, abgegeben. Am 9. März 1963 begann der elektrische Betrieb zwischen Gemünden am Main und Bebra. Noch während des laufenden Fahrplanes fing die Umstellung in der Bespannung an, elf 0110 wurden abgegeben. Mit der Elektrifizierung auch zwischen Bebra und Hannover zu Beginn des Sommerfahrplanes 1963 endete die Beheimatung von Schnellzuglokomotiven, einige standen dann einige Monate in Bebra als Betriebsreserve.

Im schweren Güterzugdienst auf der Nord-Süd-Strecke bestanden noch im Sommer 1963 umfangreiche Dienstpläne mit ölgefeuerten 44ern und Laufleistungen pro Tag bis zu 613 Kilometern! Mit der steigenden Verfügbarkeit von elektrischen Güterzugloks verschwanden zuerst die kohlegefeuerten 44er und die 50er, die zuletzt vielfach im Schiebedienst verwandt worden waren. 1963 bzw. 1965 war der Einsatz der Länderbahngüterzugloks der Reihen 5525 und 562 zu Ende.

1967 geht das Feuer aus
Mit den wenigen verbliebenen 44ern (alle ölgefeuert) waren im Sommer 1965 maximale Tagesleis-tungen von 563 Kilometer zu fahren. Die Umstellung der Strecke Kassel – Bebra auf elektrischen Betrieb im Juni 1966 und die gleichzeitig beginnende Zuweisung der Reihe V 160 an das Bahnbetriebswerk Kassel zogen das Ende der Stationierung von Güterzugdampflokomotiven in Bebra nach sich. In den ersten Tagen des Jahres 1967 wurden mit 44 087, 326 und 1167 die letzten abgegeben.

Schuppen III diente seit 1963 als Ellokschuppen. Im Schuppen IV (von 1876) kamen Diesel- und die zunächst noch anzutreffenden Dampflokomotiven unter. Die Bw-Teile auf der Westseite fielen spätestens im Frühjahr 1966 einer Erweiterung der Gleisanlagen des Rangierbahnhofes zum Opfer.   

Von Dr. Lutz Münzer

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 07/10

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter