Bestand 1933: 92 Loks

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Lokschuppen II war im Oktober 1906 vollständig errichtet. Seine Lokbehandlungsanlagen wurden bis Mitte 1907 teils provisorisch fertiggestellt, damit die Anlagen der alten Bwst Berliner Bahnhof abgebrochen werden konnten. Dann erst war der Weiterbau auf der östlichen Seite möglich. Ende 1909 waren alle geplanten Einrichtungen der immer noch „Bwst Leipzig Berliner Bahnhof“ genannten Dienststelle nutzbar. Vorerst war die Bwst zuständig für alle Züge des Thüringer Bahnhofes und für die Personenzüge aus Bitterfeld und Halle, die auf dem noch in Betrieb befindlichen Berliner Bahnhof verkehrten. Die Schnellzüge aus Berlin und Magdeburg verkehrten zu dieser Zeit nach dem Bayerischen Bahnhof.  

Vor der Teilinbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes für die Thüringer Züge am 1. Mai 1912 wurde die Dienststelle bereits am 1. April 1912 in „Bwst Leipzig Hbf Preuß. Staatsbahn“ umbenannt, im innerdienstlichen Verkehr aber nur als „Bwst Leipzig Hbf“ bezeichnet.

Um die Beschreibung der baulichen Anlagen abzuschließen, sei hier noch erwähnt, dass für den ab 1914 vorgesehenen elektrischen Betrieb eine zweigleisige Ellok-Werkstatt erbaut wurde, die 1930 vergrößert werden musste. 1927 kam noch ein zweigleisiger Rechteckschuppen für elektrische Triebwagen hinzu. Im Lokschuppen 2 wurden 1934 für die 03-Lokomotiven die Stände 20 – 22 auf 25 Meter Standlänge erweitert und weitere vier gleichartige Stände hinzugefügt. Im Lokschuppen 1 (bis 1930: „III“) konnten erst 1940 die Gleise 14 – 22 für eine Standlänge von 25 Meter hergerichtet werden. Das Übernachtungsgebäude musste 1939 durch einen Anbau erweitert werden.

Die neue Betriebswerkstatt brachte eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der sozialen Einrichtungen. Elektrisch angetriebene Drehscheiben, Kräne, Pumpen und Werkzeugmaschinen erhöhten die Leistungsfähigkeit. Elektrische Beleuchtung und Zentralheizungsanlagen sowie Anschluss an das städtische Trink- und Abwassernetz, das Telefonnetz und das Stadtgasnetz entsprachen dem damaligen Stand der modernen Technik.

Voller Betrieb ab 1. Oktober 1912
Ab 1. Oktober 1912 ging der Leipziger Hauptbahnhof, obwohl erst zur Hälfte fertig, nun auch für die Richtungen nach Bitterfeld und Halle in Betrieb. Die Züge aus Eilenburg und Cottbus fuhren aber erst ab 1. Mai 1915 ein. Die neue Betriebswerkstatt nahm nun den vollen Betrieb auch für die Wendelok der preußischen Richtungen auf.

Jede Betriebswerkstatt hatte einen sogenannten Dienstbezirk, in dem sie für die maschinellen Anlagen (Drehscheiben, Gleiswaagen, Wasserversorgungsanlagen, Aufzüge usw.) zuständig war. Auch die Beseitigung von Unfallfolgen und von Schäden an Wagen und Lokomotiven gehörte dazu. Zum Dienstbezirk der Bwst Leipzig gehörten zu dieser Zeit die Lokbahnhöfe in Plagwitz-Lindenau und Delitzsch Sorauer Bf. 1915 kam hier noch die Lokstation Eilenburger Bahnhof und der Lokbahnhof Schönefeld hinzu, nach 1925 auch der in Leipzig-Leutzsch.
  Zu den Bespannungsaufgaben der Bwst Leipzig Hbf gehörten Schnell-, Personen- und Eilgüterzüge bis Saalfeld über Gera, Erfurt, Magdeburg über Halle und Dessau, Bitterfeld – Berlin Anhalter Bahnhof sowie Eilenburg – Cottbus. Dazu kamen der Rangierdienst auf dem Hauptbahnhof, dem Berliner Bahnhof und dem Magdeburg-Thüringer Bahnhof. Letztere beiden waren die preußischen Ortsgüterbahnhöfe mit umfangreichen Anschlussgleisen. Bemerkenswert erscheint, dass die Bwst wie auch das spätere Bw bis zur Eröffnung der Strecke Merseburg – Leipzig-Leutzsch im Jahr 1931 keinen Nebenbahndienst leistete.

In den neuen Schuppenanlagen fanden vorerst die Lokomotiven der alten Bwst Berliner und Thüringer Bahnhof einen neue Heimat. Es waren dies die preußischen Gattungen S 2, S 3, S 5, P 2,
P 3, P 4, G 3, G 5, T 3, T 5 und T 9. In der Folgezeit ersetzten neue und leistungsfähigere Lokomotiven diesen Altbestand. Zu erwähnen sind die Heißdampfloks der Gattung S 6 und P 6 ab 1908, P 8 ab 1912 und S 101 ab 1914. Auch einige T 13-Loks für den Rangierdienst gehörten dazu. Nach 1915 erhielt die Bwst als Ersatz für die Vierzylinderverbund-S 101 die Drillingsloks der Gattung S 102. Diese blieben, zwar in abnehmender Stückzahl, dem Bw bis zum Jahr 1944 erhalten. Für den Personen- und Nahgüterzugdienst waren dafür in zunehmender Zahl Heißdampftenderloks der Gattung T 141 zugeteilt worden, die auch einige zeitweise zugeteilte T 11- und T 12-Loks ersetzten.

Nun „Bw Leipzig Hbf West“

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