Dampfbahn Furka-Bergstrecke: 118 Promille Steigung

Seiten

Die „Dampfbahn Furka-Bergstrecke“ verfügt aktuell über vier einsatzfähige Dampflokomotiven. Dabei handelt es sich um zwei Original-HG 3/4 mit den Nummern 1 und 9, die FO-Lok Nr. 4 sowie als älteste die HG 2/3 Nr. 6 „Weißhorn“ aus dem Fahrzeugpark der Matterhorn-Gotthard-Bahn, vormals BVZ.

Der besonderen Erwähnung bedarf dabei die Lebensgeschichte der Lokomotiven 1, 2, 8 und 9, die 1947 über Frankreich an die „Chemins de fer francais de l’Indochine“ im heutigen Vietnam verkauft wurden. In einer spektakulären Rückholaktion „Back to Switzerland“ gelangten sie  – zusammen mit zwei Ende der 1920er-Jahre von der Maschinenfabrik Esslingen nach dem System Winterthur gebauten HG 4/4 – wieder in die Schweiz. Während sich Lok 1 und 9 inzwischen wieder im Betriebsdienst befinden, dienen Nr. 2 und 8 als Ersatzteilspender. Die beiden HG 4/4 werden derzeit in der DFB-Werkstätte Chur einer Totalrevision unterzogen, um anschließend – in Erwartung steigenden Publikumsinteresses – auf der Furka-Bergstrecke Verwendung zu finden.

Die bei der DFB im Einsatz stehenden zwei- und vierachsigen Personenwagen stammen überwiegend aus Beständen der FO und BVZ, der älteste (Baujahr 1889) ursprünglich aber von der Bremgarten-Dietikon-Bahn. Bei den Fahrgästen besonders beliebt sind – schönes Wetter vorausgesetzt – einige offene Aussichtswagen.

Auch in Zukunft wird es an der Furka bei reinem Saisonbetrieb bleiben. Infolge der strengen klimatischen Bedingungen – siehe Bild links vom Juni 1999 – lässt sich die Bergstrecke nämlich bei dem hohen Aufwand und vergleichsweise geringen finanziellen Erträgen nur während einer kurzen Saison betreiben. Mit den historischen Dampfzügen – so heißt es in einer Verlautbarung der DFB – erschließt sie indessen den Menschen diese einmalige Region. Lässt sich an der Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer doch „beobachten, wie die Gletscher schmelzen und eine Pioniervegetation nachrückt“. Und mit ein wenig Glück begegnet der aufmerksame Bahnreisende an der Furka auch dem niedlichen „Murmeli“, dem Murmeltier.

Erste Erlebnisfahrten auf dem wieder hergestellten Streckenabschnitt Gletsch – Oberwald werden am verlängerten Event-Wochenende 13. – 15. August 2010 mit jeweils sechs Zugpaaren täglich angeboten. Der Fahrplanbetrieb wird hier voraussichtlich am 20. August 2010 aufgenomen und umfasst mehrere Zugfahrten freitags, samstags und am Sontag bis zum Saisonabschluss am 3. Oktober 2010. Zuvor wird aber noch an drei Tagen im August ein reichhaltiges Programm geboten, wobei nicht zuletzt auf die Präsentation aller verfügbaren Furka-Dampfloks verwiesen wird. Alle wichtigen Details erfahren Sie im Internet unter www.furka-bergstrecke.ch

Von Friedhelm Ernst

Ein Artikel aus LOK MAGAZIN 05/10

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter