Das Porträt der Baureihe 50

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Umso emsiger wurde die 50 von allen in Betracht kommenden Herstellern gebaut, nämlich (in der Reihenfolge der jeweils ersten Baulose) Henschel, Borsig, Krupp, Krauss-Maffei, Wiener Lokfabrik Floridsdorf, BMAG, Schichau, MBA, Jung, Skoda, Esslingen, CKD, DWM Posen, Couillet, Tubize, Cockerill, La Meuse, Haine St. Pierre, Franco-Belge, Energie Marcinelle und Ostrowiec, also in auffällig hohem Maße auch von Werken in den annektierten oder besetzten Ländern Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Belgien und Frankreich.

Ende 1939 setzten bereits 21 Rbd’en zusammen 214 Loks ein, Ende 1940 besaßen alle Rbd’en etwa 850 Exemplare, eine Zahl, die sich bis Ende 1941 ziemlich genau verdoppelte. 1942 wurde mit 1.057 Exemplaren der Höhepunkt der Lieferung erreicht, 1943 folgten 317 und 1944 noch 66 Stück.

Im Juni 1941 begann zur Stützung des Nachschubs für den in diesem Monat begonnenen Feldzug gegen die Sowjetunion eine groß angelegte Umstationierungswelle in östliche und südöstliche Direktionen.

Bis Ende 1942 wanderten mehr als 1.000 50er ostwärts, bis dann am 31. Dezember 1942 beispielsweise die Rbd’en Augsburg, Erfurt, Karlsruhe und Nürnberg nur noch 13, 20, 19 und sechs 50er besaßen, während die Rbd’en Oppeln und Königsberg mit 467 bzw. 251 Loks führten.

1943 und 1944 wurde dann eine Bewegung genau in der Gegenrichtung angeordnet, als nämlich die aus der 50 abgeleitete Kriegslok 52 in die östlichen Direktionen beordert wurde.

Mitte 1944 führten dann die Rbd’en Hannover und Essen mit 483 und 345 Exemplaren, während sich die Stückzahlen etwa bei der OBD Warschau von 160 auf elf und bei der Rbd Berlin von 138 auf eine 50er reduziert hatten. Die Westverschiebung bildet sich auch in der Verteilung mit dem Kriegsende 1945 ab.

Von der 50 zur 52 – zahllose Varianten
Die Deutsche Reichsbahn erhielt die 3.141 Maschinen 50 001 – 1994, 1996 – 2073, 2076 – 2091, 2102 – 2154, 2156 – 2663, 2668 – 2772, 2778 – 3164. Die Lücken sind erklärbar durch den wenig systematischen Übergang auf die Fertigung der Baureihe 52. Mit ihr bewährte sich das Grundkonzept der 50 noch einmal in riesigem Maßstab, denn sie war in ihren Hauptabmessungen eine vereinfachte Variante der 50.

Die 50 selbst brachte es auf eine kaum überschaubare Vielfalt von Bauformen. Nach einigen Versuchsausführungen von Kessel, Vorwärmer und Steuerung gab es deutliche Abwandlungen im Zusammenhang mit dem Übergang auf die gerade genannte Kriegslok, weil die hierfür wirksam gewordenen „Entfeinerungen“ nach und nach schon bei den späten 50ern angewendet wurden.

Bei jedem Herstellerwerk wurden Weglassung der Windleitbleche, der Speisepumpe und des Vorwärmers, der Achsstellkeile, des vorderen Seitenfensters des Führerhauses sowie der Übergang auf Blechrahmen und Wannentender, die Umstellung von Zylinderblöcken, Stangen und Steuerung auf die Kriegsbauart und der Einbau eines geschlossenen Führerhauses und des erweiterten Frostschutzes in unterschiedlicher Reihenfolge umgesetzt.

Nach 1945 änderte die DB als Eigentümerin der weitaus meisten 50er das Erscheinungsbild ihrer zahlenstärksten Dampflokbaureihe deutlich ab. Die großen Windleitbleche wurden durch kleine Bleche der Bauart Witte ersetzt.

Bei fast allen Loks entfielen bei dieser Gelegenheit auch die schrägen Abdeckungen zwischen dem Pufferträger und den Umlaufblechen, die wie bei den ÜK-Loks nun erst hinter den Einströmrohren begannen. Die Lok wirkte dadurch schlanker und leichter. Wie bei allen Einheitsloks entfiel der Zentralverschluss in der Rauchkammertür.

Weniger schön war die Ausstattung von nicht weniger als 734 Tendern mit einer Zugführerkabine hinter dem Kohlenkasten. Damit sollte der herkömmliche Gepäckwagen in Güterzügen eingespart werden. Nach der Einsparung des Zug­führers bei Güterzügen wurden sie alsbald kaum mehr benutzt.

Umbauten und Sonderlinge
Während einerseits die ÜK-Loks u. a. durch den Einbau von Speisepumpen und Vorwärmern und die Nachrüstung von Windleitblechen von „Fast-52ern“ zu echten 50ern ertüchtigt wurden, profitierte der 50er-Bestand aber auch von der Vielzahl ausmusterungsreifer 52er, von denen Kessel zum Ersatz von Dampferzeugern aus nicht alterungsbeständigem Stahl gewonnen wurden.

Die Nummernreihe der 50 wurde noch um die Loks 50 3165 – 3171 erweitert, als man sieben Barrenrahmen ausgemusterter 50er mit den Kesseln und Tendern der nach dem Krieg gebauten Mischvorwärmer-Loks 52 129 – 135 kombinierte.

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