Das Porträt der Baureihe 50

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Der bedeutsamste Umbau bestand in der Ausrüstung von 31 Loks mit neuen Kesseln, deren Besonderheit ein Franco-Crosti-Rauchgasvorwärmer war. Die 1954 und 1958/59 umgebauten Loks erhielten die neuen Nummern 50 4001 – 4031.

Am wichtigsten waren die am wenigsten sichtbaren Änderungen: Mit einer Reduzierung des Blasrohrquerschnitts von 150 auf 135 mm und einer Erweiterung der Luftzufuhr zur Feuerbüchse von 0,47 auf 0,75 m2 Querschnitt wurde die Feueranfachung und damit die Verdampfungsleistung des Kessels gesteigert. Die Umstellung auf geschweißte Stehbolzen und eingeschweißte Rohre verbesserte wie bei allen DB-Dampfloks die Dichtigkeit und Haltbarkeit der Kessel.

Bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR bestand der bedeutendste Umbau in der Ausstattung von 208 Loks mit neuen Kesseln mit Verbrennungskammern in den Jahren 1957 – 1962. Ihre neuen Nummern lauteten 50 3501 – 3708. Hiervon wiederum wurden 72 Exemplare mit Ölfeuerung ausgestattet und in 50 5001 – 5050 umgezeichnet. Nicht unmittelbar zur Baureihe 50 gehören die anders proportionierten Neubauloks mit Blechrahmen 50 4001 – 4088.

Bewährung, große Zeit und Abschied
Die 50 wurde in den Nachkriegsjahrzehnten für die klaglose Bewältigung eines breiten Aufgabenspektrums geschätzt. Hier fehlt der Platz, um auch nur annähernd ihren Einsatz vor Güterzügen auf fast allen Hauptbahnen, vor schweren Zügen des städtischen Nahverkehrs und nicht selten auch vor Eil- und gelegentlich auch vor D-Zügen auf steigungsreichen Strecken sowie die Bedienung des Güter- und Personenverkehrs auf vielen wichtigen Nebenbahnen darzustellen.

Kesselreserven, Anfahrvermögen, Laufeigenschaften und Robustheit auch unter schwierigen Bedingungen wurden stets gelobt. Bis 1963 lag der Unterhaltungsbestand bei der DB stets bei mehr als 2.000 Exemplaren. Das bedeutet: Grob gerechnet war über viele Jahre hinweg jede fünfte Lokomotive der DB (einschließlich neue Traditionsarten; Kleinloks und Triebwagen nicht gerechnet) eine 50er!

Der Strukturwandel ging auch an der universell einsetzbaren Güterzuglok nicht vorbei. E 40 und – wo kein Fahrdraht hing – V 160 (140 und 216) traten an ihre Stelle. Als 1968 die Umzeichnung auf EDV-kompatible Nummern verfügt wurde, wurden noch 1.607 Exemplare erfasst. Sie wurden entsprechend der Tausenderstellen der bisherigen Ordnungsnummern auf die Reihen 050 – 053 verteilt.

Ende 1972 waren noch 687 Loks in Betrieb. Am 21. Februar 1977 wurden die letzten sechs Exemplare ausgemustert.

Bei der DR wurde eine Umzeichnung 1970 verfügt. Das bedeutete die Voranstellung einer 1 vor die dreistelligen Ordnungsnummern der Original-50er und den Ersatz der „5“ durch eine „0“ bei den Öl-Loks. Die damals noch 108 Originalloks und die 72 Ölloks wurden bis 1985 ausgemustert; einige Reko-Maschinen gehörten 1988 zu den letzten in Deutschland regulär eingesetzten Normalspurdampfloks überhaupt.

Als wichtigste Gruppe von 50ern im Ausland sind 286 Nachbauten in Rumänien aus den Jahren 1946 – 1959 zu erwähnen. Sie erhielten keine Vorwärmer und Speisepumpen, zeigten aber noch einmal das klassische Erscheinungsbild deutscher Einheitsloks mit großen Windleitblechen. Alle besaßen eine Öl-Zusatzfeuerung. Lange eingesetzt wurde die 50 auch in Polen, Bulgarien und in wenigen Exemplaren in Österreich.

Es bedarf kaum der Erwähnung, dass eine ganze Anzahl 50er museal erhalten sind. Auf einer spektakulären Strecke kann man in jedem Sommer die 50 2988 erleben: Sie befährt die Wutachtalbahn im Südschwarzwald.

Von Andreas Knipping

Ein Artikel aus  LOK MAGAZIN 10/12.
 

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