Der erste IC-Triebzug: Bemerkenswertes Trio

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Sondereinsätze
Die Vielzahl der mit den 403/404 ab Sommer 1979 gefahrenen Sondereinsätze nimmt ein breites Spektrum ein: So verwendeten sie verschiedene Firmen mit zunächst zunehmender Beliebtheit gern als schnelle Zubringerzüge zu Messen oder für Gesellschaftsfahrten. Dabei kamen die Züge auch in entlegene Winkel, die früher nicht von ihnen angefahren wurden, etwa nach Oberammergau, Österreich oder in die Schweiz. Auch auf nicht elektrifizierten Strecken waren sie, dann freilich mit einer vorgespannten Diesellok, unterwegs. Gleichzeitig präsentierte die DB sie immer noch gern und mit Stolz auf den unterschiedlichsten Messen und Ausstellungen. Im Gegensatz zu den 601ern waren sie entgegen der Planungen jedoch nie im Turnusreiseverkehr eingesetzt.
Im Januar 1981 stationierte die Bundesbahn ihre drei 403/404-Einheiten gemäß einer Verfügung der Zentralen Transportleitung von München Hbf nach Hamm (Westf) um, um sie von dort aus rationeller und wirtschaftlicher einsetzen zu können. Ohnehin hatte bis dato ein Großteil der Chartereinsätze im Rhein-Ruhr-Raum begonnen. Durch die Umstationierung konnte man sich nun häufiger die unrentablen Leerfahrten ersparen. Allerdings erfolgten die meisten dieser Einsätze nur im Sommerhalbjahr.
Gleichzeitig stand aber damals auch schon ein möglicher Verkauf im Raum – für den Fall nämlich, dass die Sonderzugeinsätze übers Jahr gesehen keine Gewinne einführen. Und das zeichnete sich zumindest ab, denn den Großteil der Zeit standen die drei Garnituren nur untätig in ihrem Heimat-Bw herum, was sicherlich neben dem doch begrenzten Platzangebot nicht zuletzt auch an den hohen Preisforderungen der DB lag. Doch auch ein Käufer wollte sich für die drei Triebzüge nicht finden lassen.
Andererseits konnte die Bundesbahn ihre ehemaligen IC-Triebzüge auch noch für eigene Zwecke gut gebrauchen: So waren am 13. und 16. Februar 1981 zwei 403/404 als fünfteilige Einheit im Plan des TEE 24/25 „Goethe“ zwischen Frankfurt (Main) und Dortmund unterwegs, da die drei sonst zusammen mit einer 103 in diesen Diensten eingesetzten TEE-Wagen im Messeverkehr als Verstärkung benötigt wurden.

Ab 1982 im Dienst der Lufthansa
Was noch kurz zuvor kaum jemand geahnt hatte, wurde Ende März 1982 Wirklichkeit: Die Züge kehrten in den regelmäßigen Planeinsatz zurück – allerdings nicht für die Bundesbahn, sondern für die Lufthansa! Die nämlich startete am 27. März ihren „Zug zum Flug“-Service zwischen Düsseldorf Hbf und Frankfurt Flughafen mit Zwischenhalten in Köln und Bonn. Hierzu wurden die drei Einheiten beim Herstellerwerk LHB in Salzgitter zu Beginn des Jahres 1982 grundüberholt, entsprechend der neuen Aufgabe umgebaut (jetzt 127 Sitzplätze) und in die Lufthansa-Hausfarben Weißgrau und Gelb umlackiert. Die gelbe Bauchbinde in Kombination mit der hellgrauen Fenster- und Dachpartie sorgte sofort für weitere Assoziationen – die Begriffe „Weißer Hai“ oder „Entenschnabel“ verschwanden, dafür kam „Donald Duck“ auf. Der Vergleich mit Walt Disney’s Ente birgt auch weitere Parallelen, denn auch in Donalds Leben lief nicht immer alles glatt …
Angelegt war die 1981 unter leichtem Drängen aus dem Bundesverkehrsministerium getroffene Vereinbarung zwischen DB und LH zunächst für ein Jahr. Damit sparte sich die auch aufgrund der drastischen Verteuerung des Rohöls gerade auf den innerdeutschen Flugverbindungen in die roten Zahlen geratene Fluggesellschaft mit nur wenig Zeiteinbußen (gerechnet zwischen Ein- und Auschecken am Flugschalter) die unwirtschaftlichen Kurzflüge zwischen den Airports beider Städte – nach zweieinhalb Stunden war man am Ziel bzw. am Abflugsairport. Während ein Flug zwischen Düsseldorf und Frankfurt die Lufthansa 14.000 DM gekostet hätte, waren die Charterkos-ten des Airport-Express mit nur etwa 9.000 DM deutlich günstiger.
Neben den drei 403/404-Garnituren stellte die DB die besonders geschulten Lokführer, die den neuen „Lufthansa Airport Express“ jeweils zu zweit führen sollten (sozusagen als Pilot und Copilot; letzterer nahm gleichzeitig die Aufgaben des Zugführers wahr). Das übrige Bordpersonal stellte die Lufthansa. Überhaupt entsprach das Reisen in den Lufthansazügen ganz dem, was die Passagiere aus der Luft gewohnt waren: In LH-Farben gewandetes Personal servierte am Platz Getränke und Speisen. Dabei entsprachen die Materialien der Innenausstattung nun weitgehend denen, die damals auch in der von der Lufthansa genutzten McDonnell Douglas DC 10 zum Einsatz kamen. Als besonderer Service gab der Reisende das Gepäck bereits im Zug für den folgenden Flug auf.

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