Die „Tausender“

Seiten


Henschel & Sohn lieferte zwischen 1953 und 1957 insgesamt 56 Neubaukessel, die dem Kessel der Baureihe 10 weitgehend entsprachen und den neuesten Baugrundsätzen entsprachen: Vollkommene Schweißung, Einbau einer Verbrennungskammer, Misch- statt Oberflächenvorwärmer, größerer Überhitzer bei unverändertem Dampfdruck. So erreichte man rund zehn Prozent mehr Dampferzeugung trotz eines kleineren Rosts, der ganz auf die Verfeuerung hochwertiger Kohle ausgelegt war.

Auch äußerlich sah die „neue“ 01.10 eher wie eine DB-Neubaulok aus als eine Vorkriegs-Einheitslok: Keine Umlaufschürze mehr, nur noch ein Dampfdom, ein Schornstein mit großem Durchmesser und Sandkästen auf dem Umlaufblech, später zwischen Kessel- und Umlaufblech. Warum? Ganz einfach, die Elektrifizierung der DB-Hauptstrecken war absehbar, und da bedeutete ein Sandkasten auf dem Kesselscheitel eine vermeidbare Unfallgefahr!

53 der neuen Kessel wurden sogleich anlässlich Ausbesserungsaufenthalten im AW Braunschweig  in die 01.10-Lokomotiven eingebaut, eine Ausnahme bildete nur 01 1095, die 1953 den Kessel aus der Zweizylinder-01 193 erhalten hatte und mit diesem noch bis 1962 fuhr, erst dann wurde auch diese Lok zur Hochleistungs-01.10.

Das AW Braunschweig begleitete die „Tausender“ übrigens „von der Wiege bis zur Bahre“, also bis zum Ausscheiden aus dem Betriebsdienst. Und wie spannend war es Anfang der 1970er-Jahre für uns junge Dampflokfreunde, in den Schulferien um das AW Braunschweig herumzustreunen und mit Gleichgesinnten zu fachsimpelen. Irgendwann öffnete sich dann das Tor des Ausbesserungswerkes, und eine 012 ging auf Probefahrt oder fertig ausgebessert und frisch lackiert in Richtung Rheine. Unvergessen bleibt hierbei der von uns „Tor-Mc“ genannte Pförtner des AW, der stets bestens über Lok-Ein- und Ausgänge informiert war und uns Auskunft gab!

Noch mehr Leistung: Ölfeuerung
Doch die Leistung der 01.10 ließ sich noch weiter steigern: Gleichzeit mit dem Einbau des neuen Kessels erhielt 01 1100 am 13. Juli 1956 eine Ölfeuerung, zunächst mit nur einem Ölbrenner. Da die Versuche mit der Lok vielversprechend verliefen, wurden weitere 33 Maschinen bis 1958 auf Ölhauptfeuerung umgebaut, so dass es schließlich 20 01.10 Kohle und 34 01.10 Öl gab. Durch die Ölfeuerung wurde auch die körperlich harte Arbeit des Heizers erleichtert.

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter