140 Jahre Altmühlbahn

Die Altmühlbahn: An Eichstätt vorbei

Die Stadt Eichstätt war eifrigste Befürworterin einer Bahn durch das Altmühltal. Fluch der Geschichte: Man blieb links liegen, die Strecke führte am Ort vorbei.

Text: A. Dollinger

 
Am 27. Mai 1962 wurde mit der E 41 055 der elektrische Betrieb zwischen Ingolstadt und Treuchtlingen eröffnet	Foto: Steidl; BD München/Slg. A. Dollinger © Steidl; BD München/Slg. A. Dollinger

Den 12. April 1870 muss Eichstätts Bürger­meis­ter Georg Fehlner als gewaltige Niederlage empfunden haben: Als an diesem Tag die Altmühlbahn Ingolstadt – Treuchtlingen eröffnet wurde, führte sie wenige Kilometer an seiner Stadt vorbei. Ausgerechnet ihm, dem stärksten Befürworter der Bahnlinie, wurde damit der direkte Anschluss verweigert.

Den Anstoß zum Bau der Strecke (München –)  Ingolstadt – Nürnberg gab allen voran Fehlner. Schon im Februar 1858 lud er erstmals zu einer Konferenz, Bewegung kam aber erst Jahre später in die Sache, als das Militär den strategischen Anschluss der Festung Ingolstadt an das bayerische Bahnnetz anregte. Im Parlament konnte jedoch keine Einigung über die zur Wahl stehende Donautalbahn, die Altmühlbahn nach Pleinfeld zur Ludwig-Süd-Nord-Bahn sowie den direkten Weg nach Nürnberg über Beilngries erzielt werden. Das schließlich von König Max unterzeichnete Gesetz sah daher nur den Neubau München – Ingolstadt vor, die Altmühlbahn war damit erneut gescheitert und konkurrierte nun auch noch mit Beilngries.

Fünf verschiedene Routenpläne
Das Comite für den Bau der Altmühlbahn um Fehlner gab daher eigene Planungen in Auftrag und wurde mehrfach in München vorstellig. Nachdem die königlichen Verkehrsanstalten schließlich die Anbindung Ingolstadts in Nord-Süd-Richtung als vorrangig eingestuften und auch die Strecke über Beilngries aus wirtschaftlichen wie militärischen Gründen ablehnten, stand der Altmühlbahn nichts mehr im Wege. König Maximilian II. unterzeichnete am 5. Oktober 1863 das Gesetz zum Bahnbau Ingolstadt – Treuchtlingen – Gunzenhausen/Pleinfeld, bewilligte dafür allerdings nur 19 Millionen Gulden. Der genaue Streckenverlauf wurde aber auch hier noch immer nicht definiert, in Eichstätt kehrte daher nach anfänglicher Freude bald Ernüchterung ein. Nördlich von Ingolstadt wurden schließlich ganze fünf mögliche Routen ausgearbeitet.

Zwei Vorschläge führten west- bzw. östlich des Altmühltals quer über die Fränkische Alb, verschwanden aber wegen den erforderlichen großen Steigungen schnell wieder in den Schubladen. Die von den Ingenieuren bevorzugte Trasse sollte durch das Schuttertal bis Dollnstein und schließlich entlang der Altmühl nach Treuchtlingen führen. Diese Variante versprach mit ca. 2,7 Promille die geringsten Steigungen und trotz einiger Brücken und Tunnel mit nur 4,25 Millionen Gulden den kostengünstigen Bau. Auch der direkte Anschluss Eichstätts hätte mehrere Brücken und Tunnel erforderlich gemacht und wurde mit 6,25 Millionen Gulden kalkuliert. Fehlner sowie der Eichstätter Bischof setzten sich vehement für diese Trassierung ein, das Handelsministerium entschied sich aus Kostengründen dennoch für die günstigere Schuttertal-Linie. In einer Privataudienz konnte Fehlner schließlich König Ludwig II. wenigstens zum Bau der Linie 4 überzeugen, die zumindest in der Nähe Eichstätts vorbeiführen sollte und dabei eine halbe Million Gulden günstiger war als der direkte Anschluss. Am 28. Dezember 1866 entschied sich auch das Handelsministerium endgültig für Route 4.
 

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