140 Jahre Altmühlbahn

Die Altmühlbahn: An Eichstätt vorbei

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Nebenbahnsterben
In der Wirtschaftswunderzeit wurde das Angebot an Fernschnellzügen stetig ausgebaut, aber auch erste Gerüchte um Stilllegungen der Nebenbahnen kamen auf. Am Nachmittag des 2. Oktober 1960 übernahm schließlich der Bahnbus den ÖPNV nach Rennertshofen, zwölf Jahre später wurde auch auf der Strecke nach Riedenburg der Verkehr eingestellt. Ähnlich erging es der Eichstätter Nebenbahn, auch dort wurde der Betrieb stufenweise reduziert und die Trasse in einen Radweg verwandelt. Der letzte Personenzug erreichte Kinding 1960, erhalten blieb allerdings der Betrieb zwischen Eichstätt Bahnhof und dem Stadtbahnhof, der seit Dezember 2009 von der Bayerischen Regiobahn nach wie vor stündlich bedient wird, Teils sogar verlängert bis Ingolstadt.Die nun auch wieder aufgegriffene Elektrifizierung konnte bis Mai 1962 abgeschlossen werden. In den Folgejahren kam es gleich zu mehreren schweren Unfällen. In Ingolstadt kollidierten am 2. März 1972 zwei Kesselwagenzüge und rissen bei der folgenden Explosion vier Menschen in den Tod. Kein halbes Jahr später kamen zwei Menschen ums Leben, als auf der Donaubrücke der Wagen eines Güterzuges entgleiste und sich in einen auf dem Gegengleis fahrenden Schienenbus bohrte.
Das bei Eisenbahnfreunden wohl bekannteste Unglück ereignete sich am 6. März 1981 in Tauberfeld, als die 103 125-1 mit dem D 3228 an der Ausfahrt des Bahnhofs auf einen Güterzug prallte. Der Lokführer der total zerstörten 103 verstarb wenige Tage später im Krankenhaus.

Abwanderung der ICE
Während in der Bundesbahnzeit noch bedeutende Fernzüge durch das Altmühltal rollten, hat sich dies mit der Eröffnung der Neubaustrecke München – Ingolstadt – Nürnberg gänzlich verändert. ICEs fahren nur noch bei Störungen durch das Altmühltal, die einstigen IR und IC der innerbayerischen Magistrale München – Würzburg wurden gar schrittweise eingestellt. Einzig nachts verkehren derzeit noch Autoreise- und Nachtzüge durchs Altmühltal, diese aber natürlich meist ohne Halt.

Zum alten Eisen gehört die Strecke dennoch nicht, immerhin befahren an Spitzentagen über 240 Züge die Strecke. Allein der Esslingerberg-Tunnel erhielt zwischen 2004 und 2009 für über 19 Millionen Euro eine neue Tunnelwand, feste Fahrbahn sowie Brandschutzeinrichtungen. Alle Arbeiten wurden „unter rollendem Rad“ ausgeführt, hierfür eine Übergabestelle mit Bauweichen und örtlichem Stellwerk errichtet. In diesen Zusammenhang fällt auch der Unfall im Bahnhof Dollnstein, als in der Nacht des 14. April 2004 ein Zug auf einen stehenden Güterzug auffuhr. Wie bei der Entgleisung eines Getreidezuges in Treuchtlingen wurde glücklicherweise nur der Lokführer leicht verletzt.

Der Nahverkehr wird aktuell stündlich durch Doppelstock-Wendezüge mit Loks der Baureihen 111 und 146 bedient, die in Ingolstadt und Treuchtlingen Anschlüsse zur Donau- bzw. Paartalbahn und Richtung Nürnberg und Ansbach herstellen. Zusätzliche Haltepunkte beim Ingolstädter Audi-Werk, der Saturn-Arena sowie in Breitenfurt und Obereichstätt sind seit Jahren im Gespräch, ebenso die Schaffung eines Verkehrsverbundes.

Sehr viele Güterzüge
Was die Strecke nach wie vor bekannt und bei Fotografen beliebt macht, ist der recht umfangreiche Güterverkehr. Neben einer ganzen Reihe gemischter Güterzüge prägt hauptsächlich der kombinierte Ladungsverkehr das Bild. Hinzu kommen natürlich Kesselwagenzüge zu und von den Raffinerien um Ingolstadt und Auto-Transportzüge vom dortigen Audi-Werk.
Farbtupfer im Einerlei der DB bieten TX-Logis­tik, die HGK, SBB Cargo sowie Containerzüge von BoxXpress. Der regionale Güterverkehr wurde bis auf wenige Übergabefahrten komplett eingestellt, die entsprechenden Gleisanlagen im letzten Jahrzehnt meist komplett zurückgebaut. Wo einst auf umfangreichen Gleisanlagen Güter der Landwirtschaft und Marmorblöcke verladen wurden, zeugen heute nur noch von Unkraut überwucherte Schotterflächen von der einstigen Bedeutung der Bahnlinie für die Region. Einzig Eichstätt Bahnhof und Gunzenhausen werden noch regelmäßig im Güterverkehr bedient. Die beiden Panzer-Verladegleise im Windsfelder Bahnhof wurden mit Schließung der Hahnenkamm-Kaserne im Jahr 2003 überflüssig, aktuell sind dort wegen der Wirtschaftskrise nicht benötigte Waggons abgestellt.

Lärmschutz auf Platz 79

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