Die Baureihe 23 der Bundesbahn: Überall unterwegs

Seiten

Die große Zeit kommt
Im April 1952 wurde mit 23 016 die nächste 23 in Dienst gestellt, und binnen drei Jahren war man bei der Betriebsnummer 23 070 angelangt. Die neuen Loks wurden namhaften Betriebswerken wie Mainz, Paderborn, Siegen, Mönchengladbach und Oberlahnstein zugeteilt und sogleich auf Hauptstrecken und vor wichtigen Zügen eingesetzt. Das Bw Mainz ließ seine 23er zwischen 1952 und 1958 vor allen Dingen auf der linken Rheinstrecke zwischen Frankfurt und Koblenz fahren. Die neuen Loks ersetzten die Mainzer P 8 und später auch die 03 dieses Bw. So zählten nicht nur Personen- und Eilzüge zum Einsatzspektrum, auch der F 21 „Rheingold“ wurde zeitweise planmäßig mit einer Mainzer 23 bespannt. Mehr als 40 Loks der Baureihe 23 trugen einmal das Schild „Bw Mainz“.
Nur vier Jahre lang nannte das Bw Paderborn die Baureihe 23 sein eigen, aber in dieser Zeit leisteten die Maschinen Großartiges: Da Paderborn vor allem für die Bespannung von Schnellzügen zuständig war, lösten die 23 hier nicht etwa alte P 8 ab, sondern die Baureihen 01 und 0310! Vor hochwertigen Zügen kamen die Paderborner Loks bis nach Kreiensen oder Kassel, waren in ganz Nordrhein-Westfallen anzutreffen und fuhren im Wes­ten bis Aachen. Selbst Langläufe über 250 Kilometer traute man den Loks zu. Ersetzt wurden die Loks Anfang 1958 durch die Baureihe 03.

Das Bw Siegen hingegen setzte seine 23 immerhin bis zu 14 Jahre lang ein: Auch hier waren anfangs hochwertige Leistungen zu erbringen, so vor dem D 81/82 „Alpenexpress“. Neben der bereits oben erwähnten Strecke kamen die Siegener Loks vor allem auf der Siegstrecke nach Köln zum Einsatz. Das Ende der Dampflokunterhaltung im Bw Siegen besiegelte auch das Schicksal der Siegener 23, die an andere Bahnbetriebswerke weitergereicht wurden.
13 Jahre lang war die Baureihe 23 in Mönchen­gladbach stationiert, erst 1967 endete die 23-Ära dort. Zu Beginn ihrer Mönchengladbacher Zeit wurden die Maschinen im hochwertigsten Dienst verwendet, Haupteinsatzgebiet war die Strecke Köln – Mönchengladbach – Venlo: Hier vertraute man den Loks nicht nur den F 9/10 „Rheingold“ an, sondern auch andere Hochkaräter wie „Loreley-Express“, „Austria-Express“ und „Basel-Hoek-Express“ – internationale Schnellzüge mit über 600 Tonnen Gewicht! Noch in den frühen 1960er-Jahren waren die 23er vor diesen Zügen zu sehen, dann sorgte der immer weiter vorrückende Fahrdraht für den Verlust eines Einsatzgebiets nach dem anderen. Auf noch nicht elektrifizierten Strecken wurde die 23 teilweise durch V 100 in Doppeltraktionen ersetzt.
Gänzlich verdrängt wurde die 23 in Mönchen­gladbach allerdings durch die Baureihe 03: Andernorts frei gewordene 03 „sammelte“ man zum Auslaufen in Mönchengladbach, so dass 1967 auf die Dienste der 23 gänzlich verzichtet werden konnte.
Auch das Bw Oberlahnstein zählt zu den „Erstbeziehern“ werksneuer 23: Hier ersetzten die Neubauloks weitgehend die P 8. Oberlahnstein fuhr mit der 23 Personenzüge auf der rechten Rheinstrecke von Wiesbaden nach Köln und auf der Lahntalbahn über Limburg nach Gießen. Schon im Mai 1955 war die 23-Zeit in Oberlahnstein beendet, die Loks gingen nach Koblenz, ohne dass sich am Einsatzgebiet viel änderte.

Seiten

Weitere Themen aus dieser Rubrik

ET 184 41, 42/ ET 185 01: Elektrische Pioniere

Am 4. Dezember 1895 eröffnete die Localbahn AG in Württemberg zwischen Meckenbeuren und Tettnang die erste elektrische Vollbahn in Europa.

Für den...

weiter

Baureihe 140 im Emsland: Die Funken schlagen

Im Emsland tummelten sich früher die Dampflokfans. Doch Geschichte wiederholt sich: Das Emsland zieht heute Ellok-Nostalgiker an. Warum das so ist, lesen Sie hier!

Lokführer im Ruhrgebiet in den 1970ern: Oft um den Kirchturm herum

In den frühen 1970er-Jahren arbeitet Peter Schricker als Lokheizer im Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau. Seine Dampflok-Einsätze sind die typischen jener Jahre:... weiter